Eine lebhafte Performance über Geschlechterrollen begeisterte Fabriggli-Publikum | W&O

26.02.2023

Eine lebhafte Performance über Geschlechterrollen begeisterte Fabriggli-Publikum

Das Appenzeller Duo Melanie Dörig und Meinrad Koch zeigte im Werdenberger Kleintheater Fabriggli ihr Programm Wiibli ond Mandli.

Von Pascal Aggeler
aktualisiert am 28.02.2023
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Was ist typisch Mann? Was ist typisch Frau? Diese Frage durften die Besucherinnen und Besucher im Fabriggli am Freitagabend vor dem Stück Wiibli ond Mandli auf kleinen Zettelchen beantworten. Anschliessend an die kleine Fragerunde wurden die Türen des Theatersaals geöffnet. Dieser wurde rasch gefüllt und kein Platz blieb unbesetzt. Um 20 Uhr hiess es dann Showtime: Traditionell gekleidet traten die beiden Appenzeller Performer Melanie Dörig und Meinrad Koch auf die Bühne. Mit dem Stück «Ich bin ein Schweizer Mädchen» wurde die Performance eröffnet. Davon gibt es zwei Versionen in der einen heisst es Schweizer Knabe und in der anderen eben Schweizer Mädchen? Was nun?
 Neben viel Dynamik gab es auf der Bühne auch heftige Wortgefechte im feinsten Innerrhoder Dialekt.
Neben viel Dynamik gab es auf der Bühne auch heftige Wortgefechte im feinsten Innerrhoder Dialekt.
Bild: Pascal Aggeler
Dörig sang stolz und kräftig Schweizer Mädchen und Koch währenddessen in gleicher Manier Schweizer Knabe. Sie beschuldigten sich gegenseitig, jeweils den falschen Text zu singen und so entstand der erste Zoff des Abends. Dies sollte nicht die einzige Unstimmigkeit des Abends zwischen den zwei Geschlechterrollen, verkörpert durch die beiden Darstellenden, bleiben.

Immer wieder zueinander gefunden

Denn immer wieder gerieten sie durch unterschiedliche Ansichten, Herangehensweisen in alltäglichen Situationen aneinander. Entsprechend lebhaft ging es auch auf der Bühne zu und her. Es wurde nicht nur Klavier gespielt und gejodelt, sondern auch geschimpft, gekämpft und sich gezankt. Zu guter Letzt fanden die beiden jedoch immer wieder zueinander.

Humorvoll, aber auch tiefgründig

Hintergrund des Stückes ist es die Geschlechterrollen ins Zentrum zu rücken und alte Lieder erneut erklingen zu lassen. Zudem soll der Wandel der Geschlechterrollen im Volksliedgut in den letzten Jahrhunderten präsentiert werden. Dazu durchstöberte Melanie Dörig fleissig die Archive des Rathauses der Gemeinde Gonten. Dort stiess sie auf Texte von Maria Josepha Barbara Brogerin und Albertina Broger. Diese transkribierte und analysierte sie und brachte diese gemeinsam mit Meinrad Koch in einer verspielten, scherzhaften, aber auch tiefgründigen Performance auf die Bühne.

Schweigsamer Mann, gesprächige Frau: nur ein Klischee?

Mit der zu Beginn gestellten Fragen schaffte man auch den Sprung in die Gegenwart und es zeigte sich, welche Klischees und Ansichten zu den Geschlechterrollen sich immer noch halten – der schweigsame Mann und die gesprächige Frau. Aber die beiden brachten immer wieder auch eigene Gedanken ein, welche das Publikum zum Nachdenken anregen sollten. Das Publikum zeigte sich begeistert von der Art und Weise, wie das Thema präsentiert wurde. Es wurde herzhaft gelacht und man schenkte mehrmals tossenden Applaus. Eine Zugabe der beiden durfte nicht fehlen und mit einer Jodelperformance fand das Stück ein gebührendes Ende. Im Anschluss liess man den Abend an der Fabriggli-Bar mit einem Glas Wein, einem Bier oder einem kleinen Snack ausklingen.