Als 2020 kein neuer Band der «Werdenberger Geschichte|n» erschien, waren einige Leute enttäuscht oder machten sich gar Sorgen um die Zukunft dieses Werks der Gesellschaft für Werdenberger Geschichte und Landeskunde WGL. Dabei ging vergessen, dass es sich eben nicht um ein Jahrbuch, sondern um eine freie Buchreihe handelt.
Doch nun hat das Warten ein Ende: Band 3 liegt vor. Eingeladen zur Buchpräsentation am Samstagnachmittag im Restaurant Öpfelbom in Buchs waren wegen der Coronapandemie nur Personen, die am Werden des Bandes beteiligt waren und die 3G-Auflagen erfüllten.
Anfrage des FC Buchs bildet den Ausgangspunkt
Zum Schwerpunktthema des dritten Bandes der im Jahr 2018 gestarteten Buchreihe kamen die Redaktoren Hans Jakob Reich (Salez) und Hansjakob Gabathuler (Buchs) durch den FC Buchs. Er hatte sie im Spätherbst 2020 angefragt, ob sie bereit wären, die 100-jährige Geschichte des ältesten Fussballclubs der Region aufzuarbeiten. Kurz darauf befanden sich die Archivbestände des FC Buchs in den Redaktionsstuben und wurden minutiös durchforstet.
«Von Schützen, Theaterspielern, Musikanten und Tschuttern», so könnte man das Schwerpunkthema von Band 3 der «Werdenberger Geschichte|n» kurz und bündig umschreiben. Denn nicht nur die Geschichte des FC Buchs ist ein grosses Thema.
Die Autoren sind der Frage nachgegangen, wie das Vereinswesen entstanden ist und was diese Vereinigungen, die das Zusammenleben von uns allen bis in die heutige Zeit tangieren, überhaupt bezweckten. Vereine waren eine neue entdeckte Form der Geselligkeit. Redaktor Hansjakob Gabthuler hielt bei der Buchvorstellung zur Relevanz des Themas fest:
Unser Land zählt noch heute 80000 bis 100000 Vereine.»
«Sozietäten» im 17. und 18. Jahrhundert
Im Buch hat sich das Autorenteam exemplarisch auf die Geschichte weniger Vereine beschränken müssen. Hansjakob Gabathuler blickte zurück in die Anfänge des Vereinswesens, als im 17. und 18. Jahrhundert die ersten «Sozietäten» entstanden. Deren Aufgabe war es, im Hinblick auf Reformen neue Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften, aus der Medizin und der Theologie einem breiten Publikum zu vermitteln. Während der Zeit der Helvetik seien die «Ideen von einer gsellschaftlichen Emanzipation, von der Befreitung aus dem Zustand der Abhängigkeit von den regierenden Gewalten entstanden und wurde denn auch durch den Vereinsgedanken bewusst forciert», so Gabathuler.
Allein elf Schützenvereine in den Wartauer Dörfern
Am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert ist auch im Werdenberg ein wahrer «Vereinsboom» nachweisbar. Bedeutend waren vor allem die Schützenvereine. Elf gab es allein in Wartau. Das Schützenvereinswesen und auch die Theaterverreine nehmen einen grossen Platz im neuen Buch ein. Insbesondere der Dramatische Verein Azmoos erlangte über die Region hinaus Ansehen, auch wegen seiner begnadeten und renommierten Regisseurin Minna Senges- Faust, die sogar mit Berthold Brecht befreundet war. Auch der Blechharmonie Räfis-Burgerau ist ein grosser Artikel gewidmet.
Den grössten Teil des Buches nimmt die Geschichte des FC Buchs ein, der heuer sein 100-Jahr-Jubiläum feiern konnte. Unter dem Titel «Rundes Leder – schrille Pfiffe» wird die Chronik des ältesten Tschuttivereins im Werdenberg ausgebreitet – von den dornigen Anfängen (damals wurde auch einmal ein Spielfeld kurz vor Anpfiff mit Mist oder Gülle gedüngt) bis in die 1980er Jahre.
Redaktionsleiter Hans Jakob Reich erläuterte die Miszellen des neuen Buchs, das insgesamt Beiträge von zehn Autoren und einer Autorin präsentiert. In diesem Buchteil geht es um die Grenzen und Marchen in der Wartauer Alp Elabria, um die Rechtsquellen der Region Werdenberg, um die Konservativen im Vorarlberg auf dem Weg zur Macht, um die Auseinandersetzungen um das Projekt Rheinkraftwerke Schweiz-Liechtenstein und um eine Langzeitbeobachtung eines Storchenpaars in Salez.
Dank an alle, die das Werk ermöglicht haben
Hans Jakob Reich verdankte an der Buchpräsentation zum Abschluss die selbstlose Arbeit aller Beteiligten an der Produktion des neuen Buches sowie die grosszügige Unterstützung aller WGL-Mitglieder sowie der Gönnerinnen und Gönner.
280 Seiten stark, sorgfältig gestaltet und reich illustriert: Der Band 3 der «Werdenberger Geschichte|n», welcher am Samstag in Buchs vorgestellt wurde, ist einmal mehr ein prächtiges und würdiges Werk der 2018 gestarteten Buchreihe der Gesellschaft für Werdenberger Geschichte und Landeskunde WGL.
Hinweis
Werdenberger Geschichte | n, Band 3. Freie Publikationsreihe der Gesellschaft für Werdenberger Geschichte und Landeskunde WGL, Verlag Edition WGL GmbH, Buchs 2021. ISBN 978-3-9524969-2-3.