Geht es nach zalp.ch, dem Alpwirtschaftsportal für Älplerinnen und Älpler mit integrierter Stellenbörse, so sind die Alpen im Werdenberg und im obersten Toggenburg für den kommenden Sommer gut mit Personal besetzt.
Unter den registrierten Alpstellen finden sich nur zwei Vakanzen: auf der Geissalp Malschüel (Buchs) sowie Ober Laui Sellamatt (Alt St. Johann).
Somit darf festgehalten werden, dass die Rekrutierung der gesuchten Senninnen, Zusennen, Hüterinnen und Hüter im Werdenberg und Obertoggenburg in diesem Jahr erfolgreich verlaufen ist.
«Normalerweise ist es so, dass die meisten Alpstellen anfangs Januar besetzt sind. Viele schauen gleich nach dem Alpsommer, um das Personal für das nächste Jahr zu rekrutieren», erklärt Bolt. Dabei bleibt ein grosser Teil «seiner» Alp auch im nächsten Jahr treu.
Auch wissen die erfahreneren Älplerinnen und Älpler über das zwischenmenschliche Zusammenleben auf den Alpen Bescheid – ebenfalls ein grosser Vorteil, denn laut Bolt seien Disharmonien unter dem Personal für einen Älpler mit am häufigsten ein Grund für einen Saisonabbruch.
«Teilweise müssen Älpler unfall- oder krankheitsbedingt frühzeitig abbrechen, teilweise aber auch – und das ist der häufigste Fall –, weil es im Team nicht funktioniert oder weil man sich falsche Vorstellungen gemacht hat.»
Für den Experten ist es von grosser Bedeutung, dass dem Nachwuchs früh die Möglichkeit geboten werden müsse, ein wenig Älplerluft zu schnuppern und erste Einblicke zu erhalten. Marco Bolt erklärt:
Bevölkerung mit Alpwirtschaft verwurzelt
Dass es keine grossen Probleme bei der Suche von passendem Personal in einer Bergregion wie dem Werdenberg oder Obertoggenburg gibt, überrascht jedoch kaum. Das bestätigt auch Marco Bolt, Leiter der Fachstelle für Betriebs- und Alpwirtschaft am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen LZSG in Salez:Wir haben das Glück, dass im Werdenberg und im Toggenburg ein grosser Teil der Bevölkerung sehr mit der Alpwirtschaft verwurzelt ist.Dieser Umstand bringe auch immer wieder junge Älplerinnen und Älpler hervor. Offene Stellen im Frühjahr sind gemäss Bolt nur besonderen Umständen geschuldet. Zwischen Alpabfahrt und dem nächsten Sommer kann eben viel passieren. Eine veränderte Lebenssituation lässt beispielsweise drei Monate auf der Alp nicht mehr zu. Man springt trotz Zusage im Herbst ab, die Alpstelle muss dann kurzfristig auf Personalsuche gehen.
Ausländeranteil tiefer als in der gesamten Schweiz
In der Region muss in vielen Fällen gar nicht erst aufwendig Personal gesucht werden. So gehört die Alp im Obertoggenburg zum Betrieb, die Bauern können so ihre eigene Alp betreuen. Im Werdenberg wird folglich mehr Personal angestellt – und dieses wird auch im Ausland rekrutiert. Der Ausländeranteil in der Alpwirtschaft, so erklärt Marco Bolt vom LZSG in Salez, sei in der Schweiz bei 20 bis 25 Prozent. «Dieses Personal ist wichtig, es wird benötigt», betont Bolt. Und dies nicht, weil es die billigeren Arbeitskräfte wären, wie Bolt sagt:Gäbe es genug Einheimische, müsste man nicht ausländisches Personal anstellen.Bolt kennt zahlreiche Ausländer, die seit Jahren auf derselben Alp arbeiten und ihre Sache sehr gut machen. Ihnen wird denn auch vertraut und die Verpflichtung für die nächste Saison wird rasch festgemacht. Im Werdenberg, so schätzt Marco Bolt, beträgt der Ausländeranteil auf der Alp etwa 15 bis 20 Prozent, im Obertoggenburger sei die Rate noch etwas tiefer.
Erfahrung ist das grösste Gut
Was weiterhin am meisten gesucht wird, ist Alppersonal mit grösserer, optimalerweise mehrjähriger Erfahrung. Bolt: «Speziell erfahrene Alpkäserinnen und Alpkäser sind rar und besonders begehrt.» Die Vorteile liegen auf der Hand:Alpbetriebe mit langjährigem, eingespieltem Personal können sich glücklich schätzen, denn die Einarbeitung in einen neuen Betrieb beansprucht viel Zeit.Das romantische Alpleben, so erläutert Marco Bolt, zieht zwar viele Leute an. Doch da der Umgang mit Tieren, besonders wenn sie erkranken, gelernt sein will, zählen halt auch in diesem Berufssektor Referenzen und Erfahrungswerte. «Es muss auch wirtschaftlich stimmen», hält Bolt fest.
Wahlfächer sind jedes Jahr ausgebucht
Dass im Werdenberg und im Obertoggenburg viele junge Männer und Frauen den Weg der Älplerin oder des Älplers wählen, ist keine Selbstverständlichkeit. Frühe Berührungspunkte mit der Alpwirtschaft, Ferienaufenthalte oder Praktika sind dafür entscheidend. In der Landwirtschaftsschule vom LZSG Salez gibt es eine grosse Palette an Alpkursen. Wie Bolt sagt, sei das Interesse an den Wahlfächer Alpwirtschaft und Alpkäser gross und «jedes Jahr ausgebucht.»Das fängt bereits während der Schulzeit an, wo viele Alpen während der Sommerferien Ferienkinder aufnehmen.Für ihn sind das die «Älplerinnen und Älpler von morgen». Somit steht fest: Die Faszination für das regionale Älplerleben bleibt ungebrochen.