Einer der führenden Ärzte der Kropfprophylaxe hat am Schafberg den Tod | W&O

09.03.2022

Einer der führenden Ärzte der Kropfprophylaxe hat am Schafberg den Tod

Vor 100 Jahren veranlasste der Grabser Arzt Hans Eggenberger die wegweisende Kochsalz-Jodierung.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 28.02.2023
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Kropfleiden waren in früheren Jahren im Rheintal, im Toggenburg und in beiden Appenzell weit verbreitet, und nicht von ungefähr wurden die Bewohner des Appenzeller Vorderlandes abschätzig als «Kropfli» bezeichnet. Im Frühling 1922 setzte Ausserrhoden als erster Schweizer Kanton die Jodierung des Kochsalzes durch und sorgte für Abhilfe. Hinter dieser Pionierleistung stand der Arzt Hans Eggenberger, der am Wildhauser Schafberg tödlich abstürzte. Als einer der führenden Ärzte der Kropfprophylaxe ist Hans Eggenberger in die Geschichte eingegangen. Als Bürger von Grabs im Jahr 1881 in Rorschach geboren, absolvierte er das Medizinstudium. Nach Jahren der Praxis wurde er 1916 zum Chefarzt des Bezirkskrankenhauses Herisau (heute Kantonsspital) ernannt. Ein grosses Anliegen war ihm die Gesundheitsvor­sorge der Bevölkerung, und vehement setzte er sich für eine natürliche Lebensweise ein.

Kretinismus, Kleinwuchs und Gehörlosigkeit

Viele Leute in der Ostschweiz litten damals an der gut sicht­baren, als Kropf bezeichneten Vergrösserung der Schilddrüse. Hans Eggenberger fiel auf, dass in der Westschweiz lebende Menschen kaum Kropfbildungen aufwiesen. Als Grund eruierte er das im Salz der Salinen von Bex (Waadtland) vorkommende Spurenelement Jod. In den mit Salz von den Rheinsa­linen versorgten Ostschweizer Kantonen hingegen trat Kropf gehäuft auf, weil im Rheinsalz Jod in zu geringen Mengen vorhanden war. Nach intensiver Forschungstätigkeit schlug Hans Eggenberger vor, dem Salz der Rheinsalinen zehn Milligramm Kaliumjodid pro Kilogramm beizugeben. Der Ausserrhoder Regierungsrat liess sich überzeugen, und als erster Kanton veranlasste die Regierung im Vorfrühling 1922 die Kochsalz-Jodierung. Rasch folgten andere Kantone dem Beispiel der Appenzeller. Der Erfolg gab Hans Eggenber­ger recht, und Kropfleiden so-wie weitere, teilweise ebenfalls durch Jodmangel mitverursachte Erkrankungen wie Kretinismus (Schwachsinn), Kleinwuchs und Gehörlosigkeit gingen markant zurück.

Am Tag nach dem Abstieg tot aufgefunden

Seine Freizeit verbrachte der engagierte Arzt am liebsten in der Bergwelt des Alpsteins und Toggenburgs. Nach dem Rücktritt als Chefarzt in Herisau im Jahr 1940 hatte er vermehrt Zeit für Bergtouren. Am 12. August 1946 bestieg er den Wildhauser Schafberg. Beim Abstieg stürzte er ab und wurde am nächsten Tag tot aufgefunden. Seine grossen Verdienste rund um die Bekämpfung der Kropferkrankungen aber bleiben unvergessen.