Als Baby wurde Polly Hollenstein am Bahnhof im indischen Naihati ausgesetzt. Wie viele Kinder ihrer Generation in Indien und Sri Lanka sei auch sie ein «nicht gewolltes» gewesen.
«Es konnte nicht nachverfolgt werden, wer meine Eltern waren, und so kam ich in ein Heim in Kalkutta», so die 42-Jährige.
Da es das Heim inzwischen gar nicht mehr gibt, habe sie sich damit abgefunden, ihre leiblichen Eltern niemals kennenzulernen.
«Eltern haben mir eine Chance gegeben»
«Es gab jetzt nicht den Tag X, an dem meine Eltern mir gesagt haben, dass ich adoptiert bin, sondern ich bin einfach damit aufgewachsen.
Inzwischen bin ich aber sehr froh, dass der Grabserberg und nicht Indien mein Zuhause ist.» Wohnhaft ist sie mittlerweile in Gams.
In jenem armen Land hätte sie wohl nie dieselben Chancen gehabt wie in der Schweiz. Es gebe einen Grund, wieso alles so gekommen ist, wie es ist.
Hollenstein sagt:
Ich denke, meine Eltern in Indien haben das Beste gegeben, indem sie mich ausgesetzt und nicht gleich umgebracht haben, was ja viele in diesen Ländern, vor allem bei Mädchen gemacht haben. Sie haben mir so die Chance gegeben, dass man mich findet.
Auch wenn der berufliche Lebenslauf der 42-Jährigen immer wieder mal überraschende Wendungen nahm, sei eines immer geblieben: ihre Begeisterung fürs Kochen.
«Ich hatte schon als Kind gerne Besuch zu Hause. Bei mir musste immer etwas laufen und dann habe ich angefangen, für Familie und Freunde zu kochen.» Sie habe sich ihr Know-how selbst angeeignet.
«Mir kam die Idee, das Ganze noch ein wenig grösser zu machen und habe das Wirtepatent gemacht, damit ich es auch darf. So ist es immer gewachsen und ich habe über all die Jahre immer in meiner Freizeit für andere gekocht», berichtet Hollenstein.
Es habe sich gezeigt, dass die Leute besonders ihr indisches Essen schätzen. Wohl deshalb, weil es diese Kulinarik nicht an jeder Ecke gibt.
Die Originale schmecken einfach besser
Um ihren Kochstil zu verfeinern, habe Hollenstein intensiv recherchiert und hin und wieder Freunde, die nach Indien in die Ferien geflogen sind, damit beauftragt, ihr Gewürze von dort mitzubringen. Hollenstein sagt:
Die Originale schmecken einfach besser als diejenigen, die man in der Schweiz kaufen kann.
Die Küche aus ihrem Heimatland sei abwechslungsreich. Es sei ihr deshalb wichtig, den Leuten ein möglichst breites Spektrum an Kreationen näherzubringen.