St.Gallen zu Gast bei Freunden? Nein, noch viel besser: St.Gallen zu Gast bei sich selbst! Und zwar an der 81. Olma, die am Donnerstag offiziell ihre Pforten geöffnet hat. «Uf Bsuech dihei» lautet das Motto, das sich der Gastkanton St.Gallen für seinen Auftritt an der Herbstmesse in der eigenen Hauptstadt gegeben hat.
«Zu Hause» war denn auch ein Wort, das bei der Eröffnungsfeier oft zu hören war. Und zwar auch, weil die Eröffnungsfeier endlich wieder am altbekannten Ort – im Theater – abgehalten werden konnte.
Politik, Armee, Kirche – und Bundespräsidentin Amherd
Von «echten Tieren, echten Menschen, echt Olma» hatte Direktorin Christine Bolt im Vorfeld des Grossanlasses gesprochen. Keine echten, dafür aber hohe Tiere waren im Theater zu Gast.
Neben Repräsentantinnen und Repräsentanten aus der regionalen Politik sowie von Armee und Kirche machte auch Bundespräsidentin Viola Amherd den Olma-Verantwortlichen ihre Aufwartung.
Trotz schlechten Wetters und Nieselregen wagten sich die Gäste auch nach draussen vors Theater, um den Auftritt einer Vertical-Tänzerin zu beobachten.
Amherd: Lob für die Landwirtschaft, Tadel für die sozialen Medien
In ihrer Ansprache ging Viola Amherd einleitend darauf ein, dass nächstes Jahr das Wallis in St.Gallen zu Gast ist, was sie natürlich besonders freue. In der Folge betonte sie die Leistungen, die in der Schweizer Landwirtschaft erbracht werden:
Der Bundesrat weiss, wie viel Einsatz es braucht in der Landwirtschaft und was die Menschen leisten, die sie betreiben. Sie stehen früher auf als die meisten und sind später mit der Arbeit fertig.
Bei Fragen der Landwirtschaft und der Ernährung könnten die Emotionen gerne einmal hochgehen, so die Bundespräsidentin weiter. Natürlich gebe es manchmal Kritik an Entscheiden des Bundesrates – «das gehört dazu». Aber oftmals sei diese Kritik konstruktiv, und nicht selten ergäben sich daraus die besten Gespräche.
In den sozialen Medien hingegen sieht es laut Viola Amherd oftmals anders aus, ein Dialog finde dort kaum mehr statt. «Demokratische Staaten sind geprägt von offenen Debatten und einer freien Meinungsbildung», betonte sie.
Es gebe aber Akteure, die das missbrauchten und versuchten, die Debatten zu verzerren und die Polarisierung zu verstärken. Sie wollten das Vertrauen in unsere Institutionen untergraben, so die Bundespräsidentin.
«Es liegt an uns allen»
Auch mit Verweis auf die künstliche Intelligenz, die es einfacher mache, solche Inhalte zu verbreiten, forderte Viola Amherd die Gesellschaft dazu auf, robust und widerstandsfähig zu sein. «Es liegt an uns allen: Wir müssen unseren demokratischen, offenen Debatten Sorge tragen und uns diese nicht verfälschen lassen.»
Die Olma bezeichnete Viola Amherd abschliessend als echten Gegensatz zum virtuellen Raum: Dort gebe es echte Begegnungen, echte Momente.
Neben Spass, Genuss oder dem Abschluss eines Geschäfts könne hier auch ernsthaft über die Schweiz, den Kontinent oder die Welt debattiert werden – «wie es an der Olma seit über 80 Jahren der Fall ist».
In der Folge begab sich die Bundespräsidentin auf den obligaten Rundgang, in dessen Folge sie auch ein Säuli herzte
Ein neues Gastronomie- und Partyareal
An der 81. Olma voll in Betrieb ist die SGKB-Halle, sie war letztes Jahr erst teilweise zur Verfügung gestanden. Dort, wo einst die berühmt-berüchtigte Halle 7 stand, ist das «Olma-Plaza» entstanden.
Dabei handelt es sich um ein Gastronomie- und Partyareal für 4000 Menschen, in der tagsüber gegessen und getrunken und abends zu DJ-Musik getanzt werden kann.
Sonderschauen gibt es unter anderem von der Uefa zur Frauen-EM 2025, die unter anderem in St.Gallen ausgetragen wird, von der Vogelwarte Sempach, der Landwirtschaft und der Schweizer Armee.