Das Thema Energie ist in aller Munde, erst recht seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. «Die Zukunft der Energieversorgung» war denn auch das Thema des Energieforums am Freitag im Wiga-Festzelt. Drei Referenten gaben Einblicke in die Zukunft unserer Energieversorgung und erläuterten Zusammenhänge und Potenziale erneuerbarer Energien.
Urs Brunner, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Vereins für Abfallentsorgung (VfA) und Präsident des Fördervereins Institut für Energiesysteme, begrüsste etwa 90 Gäste. Die Referate wurden dem Anspruch des Energieforums gerecht. Es hat sich den Wissenstransfer und die Vernetzung mit der Wirtschaft, der Politik und der Region Werdenberg/Liechtenstein auf die Fahne geschrieben.
Idee und Vision des Energieforums
Das Energieforum ist eine Initiative des Vereins für Abfallentsorgung Buchs (VfA) und des Fördervereins Institut für Energiesysteme.
Idee und Vision des Energieforums werden wie folgt umschrieben: «Die Klimaerwärmung, die Verknappung von Rohstoffen sowie die politische Instabilität von Rohstoffzulieferern zwingen uns zum Handeln. Wir müssen unsere Energieversorgung selbst in die Hand nehmen und dadurch unabhängiger werden.»
Unsere Region, insbesondere die Wirtschaft, benötige eine zuverlässige, umweltfreundliche und wirtschaftliche Energieversorgung. Seit 2007 setzt sich der Förderverein dafür ein und unterstützt die Ausbildung, Forschung und Entwicklung am Institut für Energiesysteme an der Fachhochschule OST in Buchs.
David Bosshart, der «realistische Visionär»
Zum Thema «Next Generation Energy im neuen wirtschaftlichen und politischen Umfeld» sprach David Bosshart, Futurist, Autor und Gründer von Bosshart & Partners. Brunner umschrieb den Referenten als «realistischen Visionär». Bosshart sagte: «Die Politik drängt die Wirtschaft in den Hintergrund, heute ist Energiepolitik primär Macht-, Sicherheits- und Kontrollpolitik.» Das Gebot der Zeit lautet: Energie muss verlässlich und günstig sein und insgesamt immer weniger schmutzig.
Die Energiewende gehe nicht so schnell voran, wie man es sich wünsche, ausserdem sei es vielmehr eine Wende im Energiemix. Denn die Basics der industriellen Welt wie Plastik, Stahl, Beton und so weiter würden nur sehr langsam aus der schmutzigen fossilen Welt herauswachsen. Bremsend sei auch das Mindset, die Denkweise unserer Wohlstandsgesellschaft, die ein Schlaraffenland der Masslosigkeit generiert habe.
«Die Natur können wir nicht schlagen»
Die reiche Schweiz habe die Pflicht, ambitionierte energiepolitische Ziele anzugehen und umzusetzen. Zerstöre der Mensch nämlich weiterhin die Natur, zerstöre er auch sich selbst. David Bosshart plädierte darum für mehr Pragmatismus in der Nachhaltigkeit.
Dies konkretisierten die nächsten Referate. Matthias Berthold, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energiesysteme der Fachhochschule OST, sprach über die Energiemangellage und die Versorgungssicherheit. Rückblick ins Jahr 2022: Der Krieg in der Ukraine, die Gasdrosselung durch Russland, die Trockenheit, welche die Energieproduktion der Wasserkraftwerke verringerte sowie der Stillstand vieler französischer Kernkraftwerke haben die Energiepreise in extreme Höhen getrieben.
Inzwischen hat sich einiges getan: Die Abhängigkeit von russischem Erdgas wurde verringert. Der Endenergieverbrauch in der Schweiz ist um 3,9 Prozent gesunken. Inzwischen haben sich die Energiepreise wieder erholt.
Matthias Berthold sagte über die Versorgungssicherheit im Winter 2023/24:
Wir sind gut vorbereitet.
Die Versorgung und Speicherung von Gas sei vertraglich abgesichert, im Bereich Strom gebe es Reservekraftwerke und gut gefüllte Speicherreserven. Als Unsicherheiten erwähnte der Referent die Geopolitik, die Wintertemperaturen, das Sparverhalten der Bevölkerung und mögliche Ausfälle bei Kraftwerken oder der Gasversorgung.
Stefan Bertsch, Leiter Institut für Energiesysteme an der Fachhochschule OST, bezeichnete die erneuerbaren Energien als Schlüsseltechnologien der Energiewende. Er erläuterte, wie diese Energiewende lokal vorangetrieben werden kann, etwa durch den Einsatz von Wärmepumpen, Photovoltaik und E-Mobilität. Dabei erläuterte er die Vor- und Nachteile verschiedener Technologien zur Produktion und Nutzung erneuerbarer Energien.
Technologien stehen bereit
Die Technologien für die Energiewende stünden bereit, sagte Stefan Bertsch, gestand aber auch ein, dass die Zusammenhänge sehr komplex seien. Mit Nachdruck betonte der Referent:
Die Zeit des Abwartens ist vorbei. Die Umsetzung liegt an uns. Je schneller wir die neuen Technologien umsetzen, desto billiger wird es.