Erfreuliche Bilanz des Jahres 2022: Es waren weniger Wolfsrisse zu beklagen | W&O

10.01.2023

Erfreuliche Bilanz des Jahres 2022: Es waren weniger Wolfsrisse zu beklagen

Verbesserter Herdenschutz durch Zäune und Herdenschutzhunde hatten im vergangenen Jahr positive Auswirkungen.

Von Urs M. Hemm
aktualisiert am 28.02.2023
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Im Toggenburg wurden im vergangenen Jahr insgesamt vier Tiere, ein Rothirsch und eine Ziege in Wildhaus-Alt St. Johann sowie zwei Ziegen in Ebnat-Kappel, nachweislich durch einen Wolf gerissen.

In Krinau konnte die Anwesenheit eines Wolfes durch Kot nachgewiesen werden. Das zeigt der Bericht «Wolfsnachweise 2022» des Amts für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen.

Im Vergleich zum Vorjahr, als im Toggenburg noch über 30 Risse dem Wolf zugeschrieben werden konnten, ist dies eine massive Abnahme.

Allgemein ist die Zahl der Wolfsrisse im Kanton St. Gallen rückläufig. Wurden im Jahr 2021 noch über 60 Nutztiere gerissen, ging die Anzahl 2022 auf 51 zurück.

Verbesserter Herdenschutz zeigt Wirkung

Im gesamten Kanton St. Gallen gibt es geschätzt zwölf Wölfe. Wie viele davon zurzeit im Toggenburg unterwegs sind, lässt sich jedoch nicht sagen. Simon Meier, Leiter der Abteilung Jagd beim Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen, erläutert:

Im Moment ziehen einzelne, meist männliche Wölfe durch das Toggenburg. Das Männchen M169 konnte mehrmals genetisch identifiziert werden.

Bei Nutztierrissen oder bei gefundenem Kot würden immer Proben für die genetische Bestimmung gesammelt. Dabei habe in den vergangenen zwei Jahren mehrmals das Wolfsmännchen M169 nachgewiesen werden können. «Für eine Rudelbildung gibt es aber bis anhin keine Hinweise», sagt Meier.

 Simon Meier, Leiter Jagd beim St. Galler Amt für Natur, Jagd und Fischerei
Simon Meier, Leiter Jagd beim St. Galler Amt für Natur, Jagd und Fischerei
Bild: PD

Die Anzahl Nutztierrisse müsse ohnehin nicht direkt mit der Anzahl Wölfe zusammenhängen. Simon Meier hält weiter fest:

Verschiedene weitere Faktoren wie die Verteilung und soziale Struktur der Wölfe, sprich ist ein einzelner Wolf oder ein Rudel unterwegs, die Anwesenheit und der Schutz der Nutztiere und das Angebot von natürlicher Nahrung wie beispielsweise Hirsche, Gämsen und Rehe beeinflussen die Anzahl gerissener Nutztiere ebenfalls.

Hinzu komme, dass die Massnahmen im Herdenschutz verbessert wurden und Herdenschutzhunde vermehrt zum Einsatz gekommen seien. Neben dem Einsatz von Herdenschutzhunden empfehle sich die ständige Behirtung und das Einzäunen der Tiere, allenfalls mit Elektrozäunen.

Darüber, ob die im vergangenen August gerissenen Ziegen in Wildhaus-Alt St. Johann und Ebnat-Kappel geschützt waren, sagt der Bericht nichts aus.

Dass sich aber ein Schutz lohnt, zeigen die Zahlen des Berichts, nach denen von den insgesamt 51 Rissen 30 Tiere nicht geschützt waren.

Wölfe legen weite Strecken zurück

Eine Prognose, wie sich die ­Situation in den kommenden Jahren entwickeln werde, sei schwierig. Wölfe seien jedoch sehr flexibel, was den Lebensraum betreffe und könnten sehr weite Strecken zurücklegen, um einen geeigneten Lebensraum zu finden.

«Wichtigster Punkt ist das Vorhandensein von genügend Beutetieren, in der Schweiz sind das vor allem Rothirsche», sagt Simon Meier. Die Abwanderung aus dem Rudel geschehe meistens im zweiten Lebensjahr.

Auf der Wanderung würden Strassen und sogar Autobahnen überquert. Junge Wölfe würden dabei häufig sterben. Finde sich ein Wolfspaar in einem geeig­neten Lebensraum, könne eine Rudelbildung stattfinden.

«Um aber möglichst viele Wolfsrisse an Nutztieren zu verhindern, informiert der Kanton auf seiner Homepage laufend über neue Sichtungen und Nachweise», sagt Simon Meier. Dazu biete die Fachstelle für Herdenschutz Informationen und Beratungen bezüglich optimalem Schutz von Nutztieren vor Wolfsübergriffen.$

Hinweis: Meldung bei Wolfsichtungen über die Wildhut, Telefon 058 229 00 50, oder beim Amt für Natur, Jagd und Fischerei, Telefon 058 229 39 53.