Markus Probst aus Bad Ragaz ist Präsident des Arbeitgeberverbandes Sarganserland-Werdenberg. Im Interview erzählt er, dass es den Unternehmen in der Region gut geht. Und trotzdem gibt es verschiedene grosse Herausforderungen, die zukunftsweisend sind.
Wie geht es den Unternehmen in der Region Sarganserland-Werdenberg?
Markus Probst: Den Unternehmen in der Region geht es mehrheitlich gut. Die Geschäftslage hat sich deutlich verbessert und stabilisiert. Gemäss der repräsentative Umfrage bei den Mitgliedern des Arbeitgeberverbands Sarganserland-Werdenberg war die Auftragslage bei den meisten Firmen im Jahr 2021 sehr gut und die Unternehmen blicken zuversichtlich in die Zukunft.
Schon seit Jahren ist von Fachkräftemangel die Rede. Besteht Hoffnung, diesen zu beseitigen ?
Der Fachkräftemangel wird in der Zukunft ein Dauerbrenner bleiben. Begründet ist dies allein durch die demografische Entwicklung. Aktuell verlassen die letzten Babyboomer den Arbeitsmarkt in Richtung Rente. Gleichzeitig sind es wesentlich weniger Jugendliche, welche in den Arbeitspark eintreten. Die Schere am Arbeitsmarkt geht folglich weiter auseinander.
Welche Branchen sind am stärksten betroffen?
Grundsätzlich sind in den Gebieten Werdenberg und Sarganserland beinahe alle Branchen davon betroffen. Ob Industrie, Gewerbe, selbst die, in letzter Zeit stark gebeutelten Tourismusbetriebe suchen laufend Fachleute um sich weiter zu entwickeln.
Was ist denn zielbringender: Fachkräfte aus anderen Teilen der Schweiz oder dem Ausland zu rekrutieren? Oder die Ausbildung in technischen Berufen in der Ostschweiz zu stärken?
Man muss das eine tun, und das andere nicht lassen. Betrachtet man das Thema am Beispiel technischer Berufe der Ostschweiz, so ist es mit Blick in die Zukunft sicherlich wichtig, Jugendliche für technische Berufe zu motivieren.
Was können die hiesigen Unternehmen tun?
Die Unternehmen müssen versuchen, Arbeitskräfte von ausserhalb unserer Region für unsere attraktive Ostschweiz als Arbeitsplatz und Wohnraum zu gewinnen. Weiter müssen wir sicherlich auch offen sein für neue Mitarbeitende und Zuwanderung aus dem Ausland.
Und was kann die Organisation Region Sarganserland-Werdenberg zur Entwicklung beitragen?
Ziel ist es, Fachkräfte von ausserhalb in unsere Region zu locken. Die Geschäftsstelle der Region Sarganserland-Werdenberg hat in Zusammenarbeit mit uns, dem Arbeitgeberverband Sarganserland-Werdenberg, der Werdenberger Wirtschaftsorganisation und der Talgemeinschaft Sarganserland eine neue Online-Plattform unter www.sarganserland-werdenberg.ch ins Leben gerufen. Diese informiert über den Arbeits-, Wohn- und Freizeit-Standort und soll potenzielle Zuzüger auf unsere attraktive Wohnregion aufmerksam zu machen.
Sind Arbeitnehmende anspruchsvoller geworden?
Unternehmen wissen, dass junge Menschen heute ganz andere Bedürfnisse und Ziele haben. Die Ansprüche an eine Arbeitsstelle sind gestiegen. Die Generationen Y und Z legen Wert auf Nachhaltigkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine Work-Life-Balance. Neue Arbeitszeitmodelle wie Homeoffice und Jobsharing sowie flexible Arbeitszeiten und Teilzeitstellen werden wichtiger.
Um Fachkräfte bemühen sich verschiedenste Regionen in der Schweiz.
Der Konkurrenzkampf der Regionen bezüglich Gewinnung von Fachkräften ist enorm. Sämtliche Regionen haben das gleiche Ziel: Fachkräfte von ausserhalb der Region nachhaltig für die eigene Region zu gewinnen.
Besteht die Gefahr, dass Produktionen ins Ausland verlagert werden?
Eine gewisse Gefahr besteht da sicherlich. Es sind meistens Grossunternehmen, welche ihre Produktion teilweise verlagern. Die gleichen Unternehmen stehen jedoch zum Forschungs- und Entwicklungsstandort in der Ostschweiz.
Wie angespannt ist die Situation in den Lieferketten?
Auch in unserer Region haben die Betriebe sehr stark mit Beschaffungsproblemen zu kämpfen. Einerseits sind die Lieferfristen für Rohstoffe und Komponenten in den letzen zwei Jahren geradezu explodiert. Andererseits hat diese Situation auch zu extremen Preissteigerungen geführt.
Wie wird sich die Sache entwickeln?
Aus der heutigen Sicht lässt sich schwer abschätzen, wann sich diese Situation wieder verbessert. Die weltweite Thematik ist von viel zu vielen Parametern abhängig. Die Lieferketten werden und uns auf jeden Fall noch bis in die zweite Jahreshälfte 2022, wenn nicht sogar bis ins 2023 stark beschäftigen.
Kann man steigende Preise im Endprodukt auf die Kundschaft überwälzen oder leiden die Margen darunter?
Um weiterhin am Markt zu bestehen werden Preiserhöhungen auf der Beschaffungsseite nicht direkt an den Endkunden weitergegeben. Dies geschieht jedoch klar auf Kosten der Marge. Dies ist jedoch nur eine kurzfristige Massnahme. Je länger sich die hohen Preise im Einkauf behaupten werden, umso eher wird es zu Preiserhöhungen beim Endkunden kommen.