Nach der Übernahme des Fachgeschäfts im Jahre 2015 konnte Yves Reich zusammen mit seinem Team sowohl Lohnschlachterei, Partyservice als auch Lieferungen für Wiederverkäufer kontinuierlich ausbauen. Dann kam Corona und sozusagen von einem Tag auf den anderen standen Yves Reich und Corinne Eggenberger vor leeren Auftragsbüchern.
«Bis anfangs März 2020 waren wir fürs ganze Jahr gut gebucht, anschliessend, durch den vom Bundesrat verhängen Lockdown, brachen alle Aufträge weg», blickt der Unternehmer auf eine äusserst schwierige Zeit zurück. Kurzarbeit war damals keine Option, denn die Metzger arbeiteten auch im Partyservice und hätten in der Lohnschlachterei gefehlt.
Weniger Lohnschlachtaufträge
Doch damit nicht genug: Zwar konnte sich das Unternehmen dank der Lohnschlachterei mit Kunden aus der näheren und weiteren Umgebung gut über die ersten Monate retten. «Durch Veränderungen in der Landwirtschaft, viele haben die Milchproduktion als Folge des tiefen Milchpreises ausgegeben und setzen auf Mutterkuhhaltung, sowie Rinder- und Munimast, gab es weniger Lohnschlachtaufträge.» In der gesamten Fleischverarbeitungskette fehlten Kälber und ältere Kühe, was zur Erhöhung der Fleischpreise führte. Yves Reich sagt:Wir spürten die Strukturveränderungen ganz direkt, wenn die Landwirte bei den Annahmestellen gute Preise erhalten, vermarkten sie ihr Fleisch weniger ab Hof und damit ist die Lohnschlachterei nicht ausgelastet.
Es fehlten Lieferungen an Vereine
«Zudem fehlten während Corona und auch heute die Lieferungen an die Gastwirtschaftsbetriebe, an Vereine und für Veranstaltungen. In der Region läuft kaum etwas, obwohl dies erlaubt wäre. Die Planung für viele Grossanlässe hätte vor einem Jahr in Angriff genommen werden müssen, die meisten scheuten das Risiko und so stehen wir ohne die für uns wichtigen Aufträge da.»Spirale von Lohnkosten und Teuerung
Fakt ist, weniger Aufträge bedeuten für das Team von 19 Mitarbeitenden weniger Arbeit und für den Inhaber weniger Einnahmen. «Was früher einwandfrei funktionierte – unsere Mitarbeitenden wurden sowohl in der Metzgerei als auch im Partyservice eingesetzt und die Frauen arbeiteten beim Rüsten, verpackten Bestellungen und bedienten bei Bedarf im Verkaufsgeschäft – geht heute nicht mehr auf. Für das rückläufige Tagesgeschäft hatten wir zu viele Mitarbeitende.» Er habe deshalb die ganze Situation analysiert und sei zum schwerwiegenden Entscheid gekommen, dass er Personal abbauen müsse. «Dies aber erst, nachdem das eingereichte Gesuch für Kurzarbeit mit der Begründung, ‹es handelt sich nicht um ein wirtschaftliches Problem sondern um ihr Berufsrisiko›, abgelehnt wurde.» Zu schaffen gemacht habe dem Unternehmen auch die Teuerung beim Einkauf von Zutaten und Material. «Wir mussten Investitionen tätigen, die sich erst nach einigen Monaten rechnen. Rasch war klar, dass dies längerfristig nicht aufgeht, deshalb war rasches Handel unabdingbar», betont Yves Reich.Die Dienstleistungen bleiben aufrecht
Statt wie gewohnt zu den Ladenöffnungszeiten können die Kunden nun ihr Fleisch nach telefonischer Bestellung abholen und demnächst auch im neu aufgestellten Kühlschrank mit Selbstbedienung beziehen. «Uns ist dieser Entscheid sehr schwer gefallen, denn wir hängen an unserem Verkaufsgeschäft», sind sich die Geschäftsinhaber einig. Damit die Gerüchteküche im Dorf keine neue Nahrung erhalte, sei eine klare Information nötig. Schliesslich mussten wir tun, was jede verantwortungsvolle Geschäftsleitung tut, nämlich die Situation analysieren und entsprechend handeln.» Auch die Lohnschlachterei und der Partyservice laufen weiter, so der Geschäftsinhaber.Wir sind für unsere Kunden da und werden alles daran setzten, damit wir unsere Dienstleistungen in gewohnter Form, allerdings ohne Verkaufsgeschäft, aufrecht halten können.