Frauen stehen im Zentrum des neuen Werdenberger Jahrbuchs | W&O

07.11.2021

Frauen stehen im Zentrum des neuen Werdenberger Jahrbuchs

Die 34. Auflage des Werdenberger Jahrbuchs setzt sich mit Geschichten von Frauen auseinander. Der Fokus liegt auf dem Weg zur Partizipation der Frauen, gesellschaftlich wie politisch. Am Freitag wurde das Buch in Weite präsentiert.

Von Michael Braun
aktualisiert am 28.02.2023
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Das seit 2018 zum vierten Mal in neuem Format erscheinende Werdenberger Jahrbuch wurde am Freitag in der «Heuwiese» in Weite in einem feierlichen Rahmen vorgestellt. Der Veranstaltungsort wurde bereits für die Präsentation des letztjährigen Jahrbuches gewählt. Aufgrund von Covid-Schutzmassnahmen musste die Präsentation jedoch abgesagt werden. Nun traf man sich endlich in der Heuwiese, eben um das Werdenberger Jahrbuch 2021 vorzustellen.

Zum Buch passende Unterhaltung

Neben einem Beitrag von Susanne Keller-Giger, Präsidentin des Präsidentin des Historischen Vereins der Region Werdenberg (HVW), und einem Grusswort von Gemeinderat Bruno Seifert präsentierte das Redaktionsteam, bestehend aus René Oehler, Clara Müller und Sarah Mehrmann, die verschiedenen Teile des neuen Buches.

Umrahmt wurde die Vorstellung durch dezenten, jazzigen und groovigen Sound der Formation In Between, mit Leadsängerin Theres Dürr, und durch Gedichte, vorgetragen durch Judith Kessler Dürr. Sie beide sind passenderweise Töchter von Emma Dürr, der Frau, die das Cover des neuen Jahrbuches prägt. Zudem konnten beim anschliessenden Apéro Bilder der Buchser Künstlerin Daniela Kneer-Heinz bestaunt werden.

Fünfzig Jahre ist es her, dass in der Schweiz das Stimm- und Wahlrecht für Frauen auf nationaler Ebene eingeführt worden ist. Die demokratische Schweiz war in Sachen Gleichstellung hierbei das drittletzte Land in Europa. Nur Portugal und Liechtenstein liessen sich mehr Zeit. In den Werdenberger Gemeinden liess sich bei beiden eidgenössischen Volksabstimmungen die Mehrheit der Männer nicht für ein «Ja» gewinnen. Sowohl 1959 als auch 1971 nicht. Dennoch wurde das Stimm- und Wahlrecht für Frauen 1971 eingeführt.

Anlässlich dieses Jubiläums widmet sich das Werdenberger Jahrbuch 2021 ganz den Frauen, speziell den Werdenbergerinnen.

Nach Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben

Die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts war vor fünfzig Jahren ein bewegendes Ereignis. «Heute wird die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts wohl auch im Werdenberg als Erfolg angesehen», resümiert Susanne Keller-Giger, Präsidentin des HVW. Mitunter bedeutete es die Auflösung eines bürgerlichen Familienideals und einer Verringerung der Benachteiligung.

Dennoch bestehe diese Ungleichbehandlung auch heute noch in vielen Bereichen, so Keller-Giger. Daher geht es im Fokusteil des Werdenberger Jahrbuch 2021 auch um Frauen im Werdenberg, die nach ihren Möglichkeiten ein selbstbestimmtes Leben führten.

So ist etwa ein Beitrag dem Frauenfussball beim FC Buchs gewidmet, in dem es um die Etablierung der Frauen in einer Männerdomäne schlechthin geht. Ein anderer Aspekt wird im Beitrag über Frauen und deren Rolle in der Werdenberger Gastronomie mit dem prägnanten Titel «Zwischen Ersatzmutter und Angebeteter» thematisiert. Ein Einblick in ein kriminalistisches Thema bildet der Beitrag über Anna, die unehelich schwanger wurde und des Kindsmordes bezichtigt wurde, um nur einige zu nennen.

Über 60 Prozent sagten «Nein»

Das Buch bietet unterschiedliche Aspekte und verschiedene Blickwinkel auf das Leben und die Partizipation der Werdenberger Frauen. Daneben findet sich ein grosser Beitrag über die Abstimmungen zum Frauenstimmrecht und die Ergebnisse in der Region Werdenberg. Dabei wurden beide Abstimmungen über das Frauenstimm- und Wahlrecht mit über 60 Prozent der Stimmen in der Region Werdenberg sehr deutlich abgelehnt. Der Beitrag setzt sich ebenfalls mit den Gründen für diese deutliche Ablehnung in der Region auseinander.

Auch ein Beitrag über den Staatsrechtler Prof. Dr. Carl Hilty, der sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts für das Frauenstimmrecht einsetzte, findet sich im neuen Jahrbuch.

Redaktionsleitungsmitglied René Oehler, der sich in seinem Beitrag mit der Herkunft des Werdenbergerlieds beschäftigte, in dem die Tüchtigkeit der Werdenbergerinnen belobt wird, sagte in Bezug auf das Coverbild Folgendes:

Werdenberger Frauen sind bodenständige Engel.

Davon kann man sich wohl auch im Beitrag über die Frauen vom Bahnhof Buchs, die in Krisenzeiten Hilfsbedürftigen aus östlichen Nachbarländern halfen, überzeugen.

Neben dem thematisch geprägten Fokusteil setzt sich auch der Panoramateil mit diversen Themen auseinander. Neben wiederkehrenden Objekten, wie etwa dem Objekt des Jahres, einer alten Truhe, oder den Buchbesprechungen, widmet sich etwa ein Beitrag den Münzwirren im Fürstentum Lichtenstein, der Gründung des heutigen Lukashauses oder einem Streit um eine Hebamme. Abgerundet wird das Werk durch die wiederkehrende Jahreschronik und der Liste der Verstorbenen.