«Freuen uns über jede Person»: Auf dem Bodensee-Friedensweg versammeln sich Menschen aus drei Ländern | W&O

Bregenz vor 4 Stunden

«Freuen uns über jede Person»: Auf dem Bodensee-Friedensweg versammeln sich Menschen aus drei Ländern

Am Ostermontag versammeln sich Menschen aus dem Bodenseeraum in Bregenz, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Auch andernorts finden Kundgebungen statt – denn der geschichtsträchtige Anlass ist heute aktueller denn je.

Von Jérôme Winter
aktualisiert vor 4 Stunden
Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 9 Franken im Monat oder 96 Franken im Jahr.

Seit den 1980er-Jahren ist der Ostermontag am Bodensee ein Symbol gelebter Friedensbewegung: Der Bodensee-Friedensweg setzt ein länderübergreifendes Zeichen für Frieden und Verständigung. Die Ursprünge der Bewegung reichen noch weiter zurück: Vor über 60 Jahren entstand sie aus der pazifistischen Anti-Atomkraft-Bewegung in England und fand rasch auch in anderen Ländern Anklang.

Besonders in Deutschland etablierte sich der Ostermarsch als fester Bestandteil der Friedensbewegung. Auch in der Schweiz – etwa in Bern – finden am Ostermontag seit vielen Jahren entsprechende Kundgebungen statt. Jedes Jahr findet die Versammlung an einem anderen Ort rund um den Bodensee statt – sei es in der Schweiz, in Österreich oder in Deutschland. In diesem Jahr ist einmal mehr Bregenz Gastgeber, nachdem zuletzt Friedrichshafen Schauplatz der Veranstaltung war.

2019 an der Kundgebung in Konstanz: Menschen vereinen sich zum Friedenssymbol.
2019 an der Kundgebung in Konstanz: Menschen vereinen sich zum Friedenssymbol.
zvg

Die Verantwortung der Organisation liegt beim jeweiligen Gastgeberland, dieses wird von den anderen beiden Ländern bei der Umsetzung unterstützt. «Das ist bereits ein starkes Zeichen für grenzüberschreitende Friedensarbeit», sagt Thara Michaela Amann vom Organisationskomitee auf Anfrage. Am Anlass nehmen jeweils um die 500 Menschen teil.

Schweigeminute und Impulsvorträge

Dieses Jahr startet der Friedensweg um 13 Uhr am Kornmarktplatz, wie das Programm verlauten lässt. Nach einer Eröffnungsrede durch den Landtagsabgeordneten Reinhold Einwallner geht es weiter zum internationalen Bodensee-Friedensweg entlang der Seepromenade.

Auf dem Rückweg findet eine Schweigeminute für alle Betroffenen von Kriegen weltweit statt. Um 15 Uhr beginnen sogenannte Impulsvorträge zu den Kernthemen Sicherheit, Wirtschaft, sozialer Frieden und spirituelle Dimensionen.

Der Friedensweg sei mehr als ein einmaliges Event. Er biete die Gelegenheit, Partnerschaften zu knüpfen, Netzwerke aufzubauen und Teil einer wachsenden Friedensbewegung zu werden. Als Impulsgeber möchte er Menschen aus der Ohnmacht ins aktive Handeln bringen. Es gehe dabei nicht darum, einfache Antworten zu liefern, sondern vielschichtige Perspektiven aufzuzeigen, Ideen zu teilen, Hoffnung zu stiften und praktische Ansätze für Frieden zu entwickeln, heisst es in einer Medienmitteilung.

Organisationskomitee zufrieden mit der Anzahl Teilnehmender

2023 zeigte ein Augenschein in Heiden eine eher bescheidene Teilnehmendenzahl. Ein Journalist schrieb, die Friedensbewegung sei in einer Sinnkrise. Eine Demonstrantin sagte: «Die Jungen engagieren sich einfach nicht mehr im gleichen Mass, das sieht man ja auch in vielen Vereinen, die mit Nachwuchssorgen kämpfen.»

Thara Michaela Amann ist zufrieden mit der Teilnehmendenanzahl. Sie ist seit 2016 im Veranstalterteam dabei und sagt, dass alles zwischen 500 und 1000 Teilnehmenden toll sei.

Als möglichen Grund für das Fernbleiben einiger Gleichgesinnter sehe sie im Feiertag, an dem viele in den Ferien sind oder den Tag im Kreise ihrer Familien verbringen, was für Amann verständlich sei. Dennoch wollen sie an der Tradition festhalten und den Anlass nicht auf einen anderen Tag verschieben. Amann betont:

Jeder Mensch, der sich am Ostermontag die Zeit für den Friedensweg nimmt, ist ein Erfolg.
Der Friedensweg in Heiden vor zwei Jahren stand im Zeichen des Ukraine-Konflikts.
Der Friedensweg in Heiden vor zwei Jahren stand im Zeichen des Ukraine-Konflikts.
Michel Canonica

Friedensweg weiterhin relevant

Der Internationale Bodensee-Friedensweg sei in jedem Jahr, in dem es nicht geschafft wurde, Kriege und Zerstörung zu beenden, relevant und äusserst wichtig – «Wenn man in das aktuelle Weltgeschehen blickt, umso mehr.», so Amann. Im Moment scheine es als einzigen politischen Ausweg nur Aufrüstung und das Zeichnen von Feindbildern zu geben.

Der Friedensweg stehe ein für die Achtung der Menschen- und Völkerrechte, für Dialog und Verständigung und die totale Ausschöpfung aller zivilen Friedensinstrumente.

Als vielfältige Gruppe vor Ort

Jedes Jahr vereine der Internationale Bodensee-Friedensweg eine vielfältige Gemeinschaft. Alt und Jung, Eltern und Kinder, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religionen und Weltanschauungen, sagt Thara Michaela Amann.

Zu den 100 unterstützenden Organisationen gehörten auch viele Glaubensgemeinschaften. Trotz aller Unterschiede verbinde die Gruppe ein gemeinsames Ziel: ein friedliches und respektvolles Miteinander.