Die Schwalben haben sich längst auf den Weg gemacht. Stare sammeln sich noch zu riesigen Schwärmen aus Tausenden von Individuen, andere Zugvögel gehen eher in kleineren Gruppen oder sogar einzeln auf den Zug in den Süden. Viele wandern nur bis in milde Zonen Europas, ans Mittelmeer oder nach Nordafrika.
Andere Arten, wie die Küstenseeschwalbe, überwinden auf ihren Zügen von ihren Brutplätzen – auf den Inseln vor dem Nordpol bis in die Südpolgegenden und zurück – bis zu 50000 Kilometer im Jahr. Das entspricht mehr als dem Umfang der Erde. Eine reife Leistung für die amselgrossen Vögel mit einem Gewicht von etwa 100 Gramm und einer Flügelspannweite von 30 Zentimetern.
Admiralfalter auf dem Zug in den Süden
Vor ein paar Tagen flatterte ein dunkler, kleiner Schatten in meinem Sichtfeld vorbei. Gerade jätend achtete ich nicht sehr drauf. Doch kurz danach nahm ich einen zweiten, und zehn Minuten später einen dritten Schatten wahr und wurde aufmerksam. Als Entomologe, also Insektenkenner, war mir klar: Ein Admiralfalter ist auf dem Zug in den Süden.
Vielleicht kennen Sie den Winzling: Seine Spannweite beträgt sechs Zentimeter, er ist tief dunkelbraun und hat auffallend rote Bändern und weisse Flecken auf der Flügeloberseite.
Wanderfalter überqueren hohe Berge
In den letzten sonnigen Herbsttagen machen sie die Falter auf den Weg. Strikte ziehen sie in diesen Tagen von Norden nach Süden und durchqueren die Schweiz. Wenn Sie nun denken, die kleinen Kerle werden wohl durch die milden Täler ziehen, so ist Ihnen noch nie einer dieser Wanderer oben auf dem Sustenpass mit seinen 2480 Höhenmetern begegnet.
Wir haben neben dem Admiral noch weitere Wanderfalter, die im Sommer in der Schweiz leben. Dazu gehört der Distelfalter. Er fällt ebenfalls stark auf, wenn er wie ein oranger Pfeil zielstrebig durch die Gegen flitzt und seinen Weg nach Süden sucht.
Langstreckenflieger unter den Insekten
Des Weiteren gehören zwei Arten aus der Weisslingsfamilie dazu. Ihr deutscher Name ist «Wanderfalter»: der goldgelbe Postillion und die Goldene Acht. Übrigens, auch im Reich der Insekten gibt es rekordverdächtige Langstreckenflieger. In ihre Winterquartiere fliegen Monarchfalter jährlich mehr als 3000 Kilometer weit.
Die wenige Zentimeter grossen Schmetterlinge wandern zu Tausenden von Kanada bis nach Mittelamerika. Dort bleiben sie von November bis März. Bevor sie wieder nach Norden ziehen.
Das sind beachtliche Leistungen unserer kleinen Blumenelfen, die es aktiv zu schützen gilt.
Bert Stankowski, Weisslingen. Autor der Gartenkolumne.