Gedanken zum Jahreswechsel 2023: Rücken wir das Gute ins Zentrum | W&O

30.12.2022

Gedanken zum Jahreswechsel 2023: Rücken wir das Gute ins Zentrum

«Nichts ist so beständig wie der Wandel», sagte einst sinngemäss der griechische Philosoph Heraklit von Ephesos. Wie recht er mit seiner Anschauung in den 2500 Jahren nach seinem Tod behalten sollte. Mehr denn je diktiert der Wandel heute unser Leben, oder unser Leben den Wandel, je nach Sichtweise.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 9 Franken im Monat oder 96 Franken im Jahr.

Krieg, Krisenherde, steigende Inflation, Flüchtlingswellen, Terrorismus, wirtschaftliche Instabilität, Armut, begrenzte Energieressourcen, Umweltzerstörung, gesellschaftliche Spannungen, Pandemie. Vieles wurde dazu schon gesagt, geschrieben, gehört, gesehen. Und es gäbe noch vieles zu sagen, schreiben, hören und sehen. Ohne die Bedeutung dieser Themen für die Menschheit aktuell und unsere langfristige Zukunft abzuwerten: Fokussieren wir mit Blick auf das kommende Jahr das Gute. Es ist das, was uns am Leben erhält, uns Perspektive gibt und Grundlage unserer Urteile sein sollte. Doch was ist gut? Das ist eine Frage der Optik jedes Einzelnen, ist aber auch eine gesellschaftlich verpflichtende Frage in einem modernen, erfolgreichen und demokratischen Land wie der Schweiz. Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten.
Gedanken zum Jahreswechsel 2023: Rücken wir das Gute ins Zentrum
Bild: Hildegard Bickel
Der warme Winter (wenn dieses Wort aktuell überhaupt Berechtigung hat) ist schlecht für Flora und Fauna, schlecht für die Regionen, die vom Tourismus leben. Gut ist er für die, welche geringeren Ressourcenverbrauch anstreben, gut für die, die ein schmales Budget für Heizkosten haben. Das für die Region Werdenberg prognostizierte Bevölkerungswachstum um satte 20 Prozent bis ins Jahr 2040 ist schlecht für den, der Dichtestress befürchtet, schlecht für jene, die das Land lieber grün als überbaut sehen würden. Gut ist es für die, welche sich wirtschaftliche Prosperität wünschen, gut für die, welche sich mehr Gewicht für die Region auf der kantonalen Landkarte erhoffen. Digitalisierung und Automatisierung in der lokalen Wirtschaft sind gut für die, welche eine effizientere Produktion anstreben, gut für jene, die auf körperliche Entlastung hoffen. Schlecht ist sie hingegen für die, welche den hohen Investitionskosten nicht gewachsen sind, schlecht für den, der mit der wachsenden Komplexität nicht Schritt zu halten imstande scheint. Demokratie ist gut für die, welche ihre Bürgerrechte hochhalten und sich nicht einfach ein- oder unterordnen lassen wollen, gut für jene, die inhaltlich über den Tellerrand hinausblicken. Schlecht scheint sie für jene, die Macht und Kontrolle in ihrem Sein über alles stellen, schlecht für die, welche völkische Selbstorganisation nicht ertragen können und sich politischer Abhängigkeit entziehen wollen.
Gedanken zum Jahreswechsel 2023: Rücken wir das Gute ins Zentrum
Bild: Marco Sieber
Jeder Mensch hat sein eigenes Verständnis von gut und schlecht, von wertvoll und nachteilig. Neben dem Streben nach Individualität sollte in der Beurteilung auch stets der Gedanke ans Gemeinwesen mitwirken. Jede Haltung, jede Handlung hat eine Auswirkung – auf uns selbst und unsere soziale Umwelt, auf unser eigenes Heute und auf das Morgen anderer. Gutes entsteht vor allem dann, wenn man es nicht nur für sich behält. Darum: Rücken Sie das Bestmögliche für sich und Ihre Mitmenschen ins Zentrum im Jahr 2023.