Die EVP des Kantons St. Gallen hielt letzten Samstag ihre Delegiertenversammlung im Feuerwehrzentrum in Salez ab. Im Anschluss an die Parteigeschäfte referierte Roger Moor über Naturgefahren, die mit dem Klimawandel zunehmen. Dabei erfuhren die Anwesenden einiges über die wertvolle Arbeit der Abteilung Naturgefahren im Amt für Wasser und Energie des Kantons St. Gallen, die in unserer Region bestehenden Gefahren sowie über das Wasserbauprojekt Rhesi am unteren Alpenrhein.
Auch das Werdenberg kann betroffen sein
Moor, Projektleiter bei der Abteilung Naturgefahren, begann sein Referat mit einem Überblick über die Hauptgefahren in unserer Region und mit einigen Beispielen aus den vergange-nen Jahren. Wasser, Stürze, Rutschungen und Lawinen seien in unserer Gegend die bedeutendsten Prozesse, wobei die meisten der Schäden durch Hochwasser entstünden: «Zehn Prozent der Gefahrenquellen verursachen 90 Prozent der Schäden», erklärte Moor.
Deshalb sei es so wichtig, ebendiese zehn Prozent zu erkennen und vorbereitet zu sein. Zu diesem Zweck erstellt die Abteilung Naturgefahren sogenannte Gefahrenkarten, die die Gefährdung grafisch darstellen. Man beschränke sich dabei auf die besiedelten Gebiete. Die Gefahrenkarten deckten denn auch nur 17 Prozent der Gesamtfläche des Kantons St. Gallen ab.

Der Erdwissenschaftler Moor beschrieb die Vorgehensweise bei der Erstellung einer Gefahrenkarte. Als Erstes werde über Geologie, Niederschläge und Bodeneigenschaften eines Gebiets recherchiert. So werden die möglichen Gefahrenquellen identifiziert. Daraufhin würden verschiedene Szenarien gebildet und deren Auswirkungen mit Simulationen und Modellierungen analysiert. Daraus liessen sich Intensitätskarten, Fliesstiefenkarten und weitere Darstellungen erstellen und schliesslich die Gefahrenkarte, die sich aus der Intensitätskarte und der erwarteten Häufigkeit ergibt.
Die Statistiken zeigen eine deutliche Zunahme heftiger Niederschläge im Kanton St. Gallen seit 1901, und die Prognosen des Dossiers «Klimaszenarien für die Schweiz (2060)» des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie versprechen keine Besserung. «Vermehrte Starkniederschläge fordern eine verlässliche Organisation», so Moor, «sie vergrössern die Gefahr von Oberflächenabfluss.»
Das Wichtigste ist die Planung
Um bei solch einem Szenario eine verlässliche Organisation gewährleisten zu können, bereite sich die Feuerwehr mithilfe von Gefahrenkarten vor. Die Einsatzplanung sei essenziell, da im Ernstfall oft Minuten zählten. Doch nicht nur für die Feuerwehr seien Gefahrenkarten wertvoll. So wurden mithilfe der Karten beispielsweise auch einige der Notfalltreffpunkte in der Region überarbeitet, um die Zugänglichkeit zu verbessern.
In seinem Vortrag ging Roger Moor auch aufs Rhein-Hochwasserschutzprojekt Rhesi ein. Heute können im Rhein rund 3100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abfliessen. Das entspräche einem Hochwasser, dass statistisch gesehen alle hundert Jahre vorkomme.
Den Rhein bereitmachen für ein extremes Hochwasser
Diese Abflusskapazität reiche in unserem dicht besiedelten Gebiet aber nicht. Wegen des enormen Schadenpotenzials soll darum in Zusammenarbeit mit Österreich die Abflusskapazität auf 4300 Kubikmeter pro Sekunde erhöht werden. Diese Kapazität entspreche einem 300-jährlichen Hochwasserereignis, erklärte Moor.
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund zwei Milliarden Franken, die je zur Hälfte von der Schweiz und von Österreich getragen werden. Relativiert werden diese Projektkosten durch das Schadenpotenzial: Bei einem Grossereignis wäre von Schäden in Höhe bis zu 13 Milliarden Franken auszugehen. Ziel von Rhesi sei aber nicht nur der Hochwasserschutz, sondern ebenfalls eine ökologische Aufwertung. (pd)
Hinweis: Die Gefahrenkarten sind auf www.geoportal.ch/ktsg einsehbar. (Im Feld «Suche nach Karten» Gefahrenkarte eingeben.)