Gehandelt statt zugewartet: Zwei Spitex Vereine werden zusammengeführt | W&O

02.12.2022

Gehandelt statt zugewartet: Zwei Spitex Vereine werden zusammengeführt

Die Entscheidung war knapp, doch die Mitgliederversammlung hat dem Zusammenschluss der Spitex Oberes und Mittleres Toggenburg zugestimmt.

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 9 Franken im Monat oder 96 Franken im Jahr.

Der Aufmarsch zur ausserordentlichen Mitgliederversammlung der Spitex Oberes Toggenburg war am Mittwochabend beachtlich: 68 Personen, davon 56 Stimmberechtigte, fanden sich in der «Brauerei» in Neu St. Johann zum wegweisenden Entscheid für den Verein ein. Lars Schläpfer, Präsident des Vereins Spitex Oberes Toggenburg, betonte, dass der Vorstand auf Anregung der Gemeinden Wildhaus-Alt St. Johann und Nesslau tätig wurde, um die bestehende Struktur zu überprüfen. Schläpfer sagt:
Die Beiträge der Gemeinden mussten während der vergangenen Jahre ständig erhöht werden. Sie stiegen innert kurzer Zeit von 15 Franken pro Einwohner und Jahr auf 60 Franken.

Professionalisierung und Einsparungen

Rolf Züllig, Gemeindepräsident von Wildhaus-Alt St. Johann, legte die Meinung der beiden beteiligten Gemeinden, welche eine Leistungsvereinbarung mit der Spitex haben, dar.
Wir wissen, dass die Dienstleistungen der Spitex bestens funktionieren. Unser Problem ist die Weitläufigkeit des Gebiets. Seit die Krankenkassen die Fahrzeit nicht mehr entschädigen, sind die Kosten massiv gestiegen.
 Rolf Züllig, Gemeindepräsident Wildhaus-Alt St.Johann.
Rolf Züllig, Gemeindepräsident Wildhaus-Alt St.Johann.
Bild: Archiv WO
Bei einer Fusion könne, insbesondere dank der Professionalisierung in der Organisation, mit Kosteneinsparungen im Bereich der Administration gerechnet werden. Rolf Züllig stellt klar:
Die Dienstleistungen für die Patienten bleiben erhalten und auch der Spitex-Stützpunkt in Nesslau steht nicht zur Debatte.
Das Vorhaben wurde zuerst zögerlich, dann engagiert debattiert. Insbesondere das Votum von Ernst Jörin aus Wildhaus – er empfahl, die Fusion abzulehnen – führte zu einer längeren Pro- und Kontra-Debatte.

Ein Mitglied schlägt eine engere Kooperation vor

Ernst Jörin wollte, als Alternative zur Fusion, eine vertiefte Abklärung und eine vermehrte Kooperation mit den angrenzenden Vereinen. Er kritisierte insbesondere, dass von Seiten der Spitex Mittleres Toggenburg keine konkreten Zahlen vorliegen. «Zudem fehlt ein Budget für den neu zu gründenden Verein», sagte er. Dem hielten Lars Schläpfer und Rolf Züllig entgegen, dass im Gesundheitswesen mit ständig steigenden Kosten gerechnet werden müsse. Rolf Züllig sagt:
Es ist wichtig, dass wir die Leistungsvereinbarung zwischen der Spitex und den Gemeinden aufrechterhalten können und auch, dass der jährliche Beitrag pro Person nicht durch die Decke schiesst.
 Grossaufmarsch zur ausserordentlichen Mitgliederversammlung der Spitex Oberes Toggenburg.
Grossaufmarsch zur ausserordentlichen Mitgliederversammlung der Spitex Oberes Toggenburg.
Bild: Adi Lippuner
Zuwarten bringe keine Verbesserung, nun gelte es, zu handeln, so die Überzeugung des Vereinsvorstands und der beiden Gemeinden. Präsident Lars Schläpfer wies darauf hin, dass der Verein an seine Grenzen stosse.
Wir brauchen eine Professionalisierung und eine grössere Organisation.
Bei einem Zusammenschluss würde ein neuer Vereinsvorstand aus den bestehenden Vorstandsmitgliedern gegründet, wobei dieser mindestens fünf Personen umfassen sollte.

Eine Enthaltung und zwölf Nein-Stimmen

Im Verlaufe der Diskussion wurde deutlich, dass eine nochmalige Überprüfung des Vorhabens nur die Verschiebung der anstehenden Probleme bedeuten würde und dass die Verantwortlichen keinen Plan B bereit haben. Ein Antrag von Ernst Jörin, die Abstimmung schriftlich durchzuführen, wurde mit grossem Mehr abgelehnt. Für die Stimmenzähler galt es dann, die Ja- und Nein-Stimmen zum Fusionsentscheid ganz genau zu zählen. Es war eine Dreiviertel-Mehrheit nötig, dies entspricht 42 Stimmen. Und dann wurde es schlussendlich ganz knapp: Von den 56 Stimmberechtigten stimmten 43 der Fusion zu, also gerade einmal eine Stimme mehr als benötigt. 12 Stimmberechtigte sagten Nein und eine Person enthielt sich der Stimme.