Die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt wird in unserer Region konsequent reduziert. Durch naturfeindliche, brachiale Eingriffe werden viele Tiere und Pflanzen an den Rand der Existenzmöglichkeit gebracht.
Pünktlich zum Frühlingsanfang fährt die Gemeinde Sennwald ihre schweren Geräte auf. Fröhlich werden die bereits in Vollblüte stehenden Schutzstreifen und Waldränder geschreddert. Weder Insekten (Bienenflug) noch Vogelschutzzeiten (März-Sept.) sind dabei ein Hindernis. Wiederkehrend werden zudem Schilfbestände, Wegränder und Bachufer bis auf die Drecknabe heruntergeschnitten. Dabei werden u. a. Kettenmulcher eingesetzt, die ausser ein paar Schnittresten und ausgefransten Baumstengeln nichts übrig lassen.
Kein Überleben für Insektennachwuchs oder andere langsame Lebewesen. Die zerfetzten Bäume und Sträucher kämpfen anschliessend gegen Pilze und Fäulnis ums Überleben. Die fehlenden Blüten zwingen die Bienen und nektarsuchenden Insekten zu weiten Wegen. Nebst der Klimaerwärmung kann dies zu Stress und mehr Krankheitsanfälligkeiten im Bienenstock führen. Was passiert, wenn wir keine Bienen oder andere bestäubende Insekten mehr haben, sollte mittlerweile jedem bekannt sein. Wo Schatten war, ist plötzlich Sonne, was vielen Pflanzen zusätzlich zur zunehmenden Trockenheit grosse Mühe bereitet. Heilkräuter und Pilze, die jahrelang am selben Standort wuchsen, sind verschwunden.
Das regelmässige Schreddern/Schälen der Bachufer verunmöglicht vielen langsam wachsenden Pflanzen die Vermehrung. Dadurch wird die Verbreitung der schnell wachsenden und anpassungsfähigen Neophyten geradezu gefördert. An den mittlerweile kahlen Kanal- und Rheinufern finden Vögel weder Schutz noch Schatten oder Nistmöglichkeiten. Die Wälder in der Ebene sind bereits über weite Strecken mit Efeu und Brombeerhecken überwuchert. Ameisen, welche einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden Bodenklima beitragen, fehlen schon lange.
So rottet der Wald vor sich hin und die immer öfter umstürzenden Bäume gefährden Mensch und Tier. Die Bestände an Insekten, Vögeln und Amphibien sind in den letzten fünf Jahren bedenklich zurückgegangen. Wildtiere verlieren immer mehr Nahrungsquellen und Zufluchtsorte. Auch die Artenvielfalt bei den Pflanzen wurde durch regelmässiges rücksichtsloses Vorgehen aufs Gröbste reduziert. Schon jetzt fehlen wichtige Kleinstbausteine und vieles ist aus dem Gleichgewicht. Wenn wir unserer Natur weiter so massiv zusetzen, wird bald kaum mehr was übrig sein.
Leider hat die Gemeinde Sennwald bislang kein offenes Ohr für obige Sachverhalte. Zwei detailliert dokumentierte Anfragen während der letzten zwei Jahre blieben unkommentiert. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die rücksichtslosen und brachialen Bearbeitungen zu überdenken und einen sanften, weitsichtigen Weg zurück im Einklang mit der Natur zu finden. Ich hoffe sehr, dass ein schnelles Umdenken stattfindet und dies rechtzeitig gelingt.
Karin Niederhauser, Obweg, 9466 Sennwald