Griff für Griff besser werden: Im Sportklettern geht es oft nur um Details | W&O

23.09.2022

Griff für Griff besser werden: Im Sportklettern geht es oft nur um Details

Moreno Ghilardi, das Kletter-Ass aus Sax, ist im nationalen Vergleich in seiner Altersklasse das Mass aller Dinge.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
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Ob in seinen Lieblingsdisziplinen Lead und Bouldern oder im Speed: Wenn der Saxer Moreno Ghilardi sich aufmacht, die Wand zu erklimmen, sind alle Augen auf ihn gerichtet – Konkurrenten und Publikum erwarten förmlich eine Höchstleistung, die es gleich zu sehen gibt. Der Zwölfjährige lässt sich dadurch nicht beirren und hat in dieser Saison in jeder Disziplin eine Medaille geholt: Die goldene Auszeichnung im Bouldern bedeutet Ghilardi besonders viel. Denn hier wollte er sich unbedingt an die nationale Spitze der Kategorie U14 setzen. Etwas überraschender ist dann schon die Goldmedaille im Speed. Im ersten Moment enttäuschend war dagegen Silber im Lead. Doch der Werdenberger ist nicht bei Titelkämpfen allein in Höchstform. Er besticht auch durch Konstanz. So sicherte er sich souverän den Gesamtsieg im SportXX Youth Climbing Cup in der Altersklasse U14.

Enge Entscheidung um Gold in der Disziplin Lead

«Ich bin sehr zufrieden mit der Saison», äussert sich Moreno Ghilardi im Rückblick. Gerne hätte er aber in allen Disziplinen Gold geholt. «Im Lead gab es nur Silber. Das hat mich schon geärgert», sagt der Saxer. Vor allem weil es so knapp war. Auf dem Weg zum 29. Griff ist er mit dem Fuss abgerutscht und schied aus. Auch sein schärfster Konkurrent fiel an selber Stelle aus. Doch während Ghilardi für seine Darbietung die 28 erhielt, war es für Jan Spilker eine 28+. «Er hat, im Gegensatz zu mir, noch die Bewegung zum nächsten Griff machen können», erklärt er den kleinen, aber feinen Unterschied.
 Freut sich über Doppel-Gold (Bouldern und Speed) an den Schweizer Meisterschaften: Moreno Ghilardi aus Sax.
Freut sich über Doppel-Gold (Bouldern und Speed) an den Schweizer Meisterschaften: Moreno Ghilardi aus Sax.
Bild: Robert Kucera
Mit etwas Abstand zum Lead-Wettkampf kann her aber heute sagen:
Ich bin stolz dass ich Silber holen konnte. Zweimal Gold und einmal Silber an Schweizer Meisterschaften: Vor der Saison hätte ich es genommen.
Ghilardis Leistungen in der Kletterwand waren formidabel und sind die Belohnung für viel Trainingsfleiss. Vier- bis fünfmal in der Woche klettert er. Und stets mit Freude, wie der Saxer betont. «Es ist nie ein Müssen. Wenn ich merke, dass ich nicht fit bin, verzichte ich aufs Training. Denn ich möchte keine Verletzung riskieren.»

Die ersten internationalen Erfahrungen gesammelt

Doch es braucht mehr, um Titel und Podestplätze zu holen, wie er festhält:
Nur dank der Unterstützung meiner Eltern und der Sportschule Gams wurde es eine erfolgreiche Saison.
Der Einsatz aller Beteiligten ist für einen ambitionierten Sportkletterer unbedingt nötig, wie der Zwölfjährige ausführt. Ghilardi trainiert in sieben verschiedenen Hallen (Buchs, Chur, Herisau, St.Gallen, Uster, Wädenswil und Dornbirn). «In jeder Halle hat es verschiedene Styles und andere Griffe. Zum Beispiel hat es in Herisau sehr viele koordinative Sachen und Platten, auf denen man sehr viel machen muss.» Die Abwechslung dient aber nicht etwa dem Klettergemüt. Sie ist wichtig, um an Meisterschaften bestehen zu können, da jede Wand ihren eigenen Charakter hat.
 In der Kletterwand zu Hause und sowohl national wie auch international erfolgreich: Moreno Ghilardi.
In der Kletterwand zu Hause und sowohl national wie auch international erfolgreich: Moreno Ghilardi.
Bild: Robert Kucera
Noch entscheidender ist es, wenn man international klettern möchte. Dann braucht es das ganze Spektrum dieses Sports – und nicht nur die Einheiten an der heimischen Wand. Diesbezüglich hat Moreno Ghilardi 2022 seine ersten Erfahrungen gemacht. Er nahm an an zwei internationalen Wettkämpfen in Österreich in der Altersklasse U14 teil. Mit Erfolg: In Imst (Lead) wurde er Zweiter, in Graz (Bouldern) Dritter. Gewonnen hat zweimal der Grazer Christian Leitner. «Es hat mir sehr gefallen», sagt Ghilardi und meint damit den internationalen Vergleich mit lauter neuen Gesichtern und auch die beiden Kletterwände. Besonders lobt er den Boulder in Graz: «Cool und abwechslungsreich.» Er spricht weiter von einem «grossen Erfolg» und dass er zufrieden mit sich selbst sei. Weiter weist er darauf hin, dass der internationale Vergleich wichtig ist: «Man kann abschauen, was man besser machen könnte», hält der Saxer fest.

Weniger nervös und mehr Vertrauen in Fussarbeit

Am Ende seiner Entwicklung sieht er sich noch lange nicht. Er sieht in jedem Bereich des Sportkletterns Verbesserungspotenzial. «International waren mehr koordinative Sachen gefragt. Da habe ich viel lernen können», hebt Ghilardi hervor. Es sind vor allem Details, an denen er zu arbeiten hat. Griff für Griff besser werden – so das Motto des jungen Sportkletterers. Er ist überzeugt, jüngst Fortschritte in allen Bereichen erzielt zu haben.
Ich habe mehr Vertrauen in die Fussarbeit auf kleineren Tritten erhalten und bin auch nicht mehr so nervös.
Der nächste Griff, respektive das nächste Ziel, ist die Nationalmannschaft. Im November wird es sich herausstellen, ob Moreno Ghilardi Aufnahme findet. Dies wäre wichtig für seine weitere Entwicklung. Denn als Mitglieder der Nationalmannschaft dürfte er nächstes Jahr auf Stufe U16 im Europacup, dem European Youth Cup, an den Start gehen.