Im Rahmen des Kirchenfestes nach der Innensanierung der Kirche Sax und der Veranstaltungsreihe KiSSS (Konzert-Kunst-Kultur-Kirche in Sennwald-Salez-Sax) wurde zu Ehren der historischen Saxer Orgel und ihres Erbauers Matthäus Abbrederis ein «königliches» Festkonzert geboten.
Der Feldkircher Domorganist Johannes Hämmerle und die beiden Barocktrompeter Bernhard Lampert und Ulrich Mayr gestalteten am vergangenen Sonntag ein brillant gespieltes Programm. Über 140 Zuhörerinnen und Zuhörer wurden vom Können der Künstler und dem fesselnden Timbre der historischen Instrumente verzaubert.
Eingespieltes Vorarlberger Trio
Das Vorarlberger Trio entführte das Publikum in eine gleichsam meditative wie prunkvoll-virtuose Welt barocker Klänge. Johannes Hämmerle, der unter anderem seit 2001 am Vorarlberger Landeskonservatorium unterrichtet, liess die 300-jährige Orgel mit rundem und ausgewogenem Spiel auf höchstem Niveau erstrahlen. Klanglich in stetiger, reger Kommunikation mit seinen beiden Kammermusikpartnern.
Bernhard Lampert und Ulrich Mayr an den Naturtrompeten (historische Instrumente ohne die Ventile der modernen Trompete) begeisterten mit warmem, vollmundigem und klar intoniertem und differenziertem Klang. Beide Musiker sind unter anderem Mitglieder des Vorarlberger Barockorchesters Concerto Stella Matutina.
Zuhörende entdeckten selten zu hörende Musik
Die drei Musiker spielten unter der Programmbezeichnung «Königliche Musik für zwei Naturtrompeten und Orgel» Arrangements von Kompositionen aus Deutschland, Österreich, Tschechien und Italien. Zu hören waren verschiedene Sonaten und improvisatorische Werke über bekannte Kirchenlieder.
Das Programm hatte einen schönen, sich zum Schluss hin steigernden Spannungsbogen, in dem die Zuhörerinnen und Zuhörer auch sonst selten zu hörende Musik entdecken durften.
Die beiden wohl bekanntesten Komponisten des Abends waren Johann Pachelbel, von dem eine Fuga über «Allein Gott in der Höh sei Ehr» zu hören war und Georg Friedrich Händel, mit einem Satz aus dessen bekannter «Wassermusik». Tosender Applaus erschallte durch die voll besetzte Kirche.
Auch die Orgel stammt aus dem Ländle
Eigentlich müsste oben vom «Vorarlberger Quartett» gesprochen werden! Die Orgel wurde um 1717 vom in Rankweil wohnhaft gewesenen Matthäus Abbrederis für die Kirche im bündnerischen Grüsch erbaut. Sie war eine Stiftung von Landeshauptmann Hercules von Salis an seine Kirchgemeinde. Davon zeugt noch heute das Familienwappen der «von Salis», welches stolz am Orgelgehäuse prangt.
Die Orgel in der Kirche Sax wurde einst für die Kirche Grüsch gebaut.
Nach zwei kleinen Umbauten, welche im Laufe von 200 Jahren in Grüsch erfolgten, kam das Instrument in den 1950er-Jahren schliesslich nach Sax. Leider erfolgte bei diesem Umzug ein weiterer, weitaus gravierenderer Eingriff.
Glücklicherweise konnte 1979 in einer umfassenden Restaurierung der damals mutmassliche Originalzustand wieder hergestellt werden.
Im Zuge der im Sommer 2022 abgeschlossenen Innensanierung der Saxer Kirche wurde das kostbare Instrument gereinigt, reguliert und musikalisch der Erbauungszeit noch feiner angenähert.
In Sax ist eines von fünf spielbaren Instrumenten
Von den etwa 20 durch Abbrederis erbauten Orgeln sind nach heutigem Wissensstand noch fünf spielbare Instrumente, jedoch keines ganz vollständig, erhalten. Von weiteren zwei existieren nurmehr Gehäuseteile. In Sax ist somit eines der ganz seltenen Exemplare der frühen «Alpenländischen Barockorgel» Vorarlberger Schule zu hören. Seine Bedeutung strahlt in Fachkreisen weit über die Landesgrenzen hinaus.
Familie Abbrederis war auch dabei
Eine unerwartete und umso erfreulichere Begebenheit stellte sich vor Beginn des Konzertes ein: Die Veranstalter durften einige Mitglieder der Familie Abbrederis begrüssen. Es handelt sich hierbei tatsächlich um direkte Nachkommen des Orgelbauers, welche heute noch in Rankweil leben.