Bei besten Bedingungen nahmen am Sonntag 27 Reitvereine an der Vereinsmeisterschaft des Verbandes Ostschweizerischer Kavallerie- und Reitvereine (OKV) teil. Nach 2013, 2016, 2017 und 2019 holte sich das Team des Reitvereins Werdenberg zum fünften Mal die Goldmedaille. Dieses Mal vor dem Reitverein Berg TG und dem Reitclub St. Gallen.
Seit 2011 fand die OKV Vereinsmeisterschaft fünf Mal in der Kohlau und auf der Tratt in Weite statt – nun war es wohl das letzte Mal, wie OK-Präsident Paul Schlegel am Sonntag bekannt gab.
Grundstein für Erfolg in der Dressur gelegt
Der Teamwettkampf, bei dem vier Reiter sechs Wertungsprüfungen (je zwei Dressur, Springen und Cross) absolvieren, scheint den Werdenbergern zu liegen. Mit 68,9 Prozent und dem 2. Rang legten Dressurreiterin Eleonore Ospelt (Sax) und ihr Pferd Fürst Fritz im schwierigeren Dressurprogramm GA07 einen Grundstein für diesen Erfolg. Auch Renate Berner (Sennwald) zeigte mit Paradise in der einfacheren Dressur CCB1/Test B eine solide Leistung: 64,7 Prozent und Rang 11.
Einen wichtigen Nuller lieferte dann Matthias Hutter (Salez) im Sattel von Carlina im einfacheren Geländeparcours mit festen Hindernissen. Im schwierigeren Geländeparcours, den kein einziges Reiterpaar mit null Fehlerpunkten beendete, ritten Bettina Schlegel (Weite) und Rabbitsfield Rose Abbey mit drei Sekunden Zeitüberschreitung und somit 1,2 Strafpunkten ins Ziel.
Etwas Spielraum für die Schlussreiterin
Im einfacheren Springparcours mit fallenden Hindernissen 100/105 cm ging wiederum Matthias Hutter an den Start. Er beendete den Umgang souverän ohne Fehler. Vor dem zweiten Springen über 110/115 cm wurde dann eine Zwischenrangliste erstellt und die Reiterinnen und Reiter starteten in umgekehrter Reihenfolge.
Zu diesem Zeitpunkt lag der RV Werdenberg bereits in Führung, knapp vor dem KV Winterthur und Umgebung, dem RC St.Gallen und dem RV Berg TG. Das zahlreich erschienene Publikum fieberte mit, applaudierte lautstark und bildete eine wunderbare Kulisse. Die Schlussreiterin der St.Galler musste eine Verweigerung und Zeitfehler in Kauf nehmen. Dadurch rückte der RV Berg einen Rang vor. Dann startete die Schlussreiterin des KV Winterthur, der auf Silberkurs war. Doch ihr Pferd stoppte vor Sprung 1. Einige Sprünge und drei Verweigerungen später schied sie aus.
Dies verschaffte der Schlussreitein der Werdenberger, Renate Berner, etwas Spielraum. Sie hätte sich drei Fehler leisten können und es hätte trotzdem zum Sieg gereicht. Das Paar hielt dem Druck stand und galoppierte mit einem Fehler ins Ziel. Somit stand der Heimsieg fest. «Ich war sehr nervös», sagte Renate Berner nach ihrem Ritt.
Man will natürlich immer das Beste geben, wenn man fürs Team reitet. Zum Glück habe ich ein sehr verlässliches Pferd, das immer versucht, das Richtige zu machen.
Erfolgreiche junge Pferdesportler
Juniorin Sina Schett (Weite) ging mit ihrem Pony Top Mega Macho für den RV Gonzen an den Start. Das Paar konnte die Einzelwertung der einfacheren Dressurprüfung für sich entscheiden.
Ebenfalls ein junger Reiter aus der Region, nämlich Sandro Gabathuler aus Gretschins, ging mit seinem Pferd Zaparo für den Reitklub Wil an den Start. Er startete erstmals in der schwierigeren Geländeprüfung und beendete diese auf Rang 19.
Viele Teilnehmer aus der Region am Start
Am Samstag fand anstatt der sonst üblichen Vielseitigkeitsprüfungen der Stufen B1 und B2, für die gemäss Paul Schlegel der Andrang je länger je mehr zurück gegangen war, erstmals eine Einsteiger-Vielseitigkeitsprüfung statt. 39 Teilnehmer waren am Start, viele davon aus der Region Werdenberg. Die Sevelerin Marina Dutler holte sich den Sieg.
Im Einfachen Reitwettbewerb und in Führzügelprüfungen durften zudem die Jüngsten ihr Können zeigen.
Das Überqueren des Mühlbachs war legendär
Es sei eine grosse Freude, als OK-Präsident auf zwei solch schöne Turniertage mit viel interessantem Sport zurückzublicken, sagte Paul Schlegel vor der Siegerehrung am Sonntagnachmittag. Dass die eigene Vereinsequipe gewonnen habe, sei ein weiterer Grund, um sich zu freuen. «Gleichzeitig ist dieser Moment mit Wehmut verbunden», so Paul Schlegel. Denn: «Es ist zu erwarten, dass dies die letzte Veranstaltung dieser Art auf der Kohlau und der Tratt gewesen ist.» Damit gehe eine Tradition, die rund 60 Jahre gedauert hat, zu Ende.
«In den letzten 40 bis 50 Jahren sind alle, die in der Schweiz den Vielseitigkeitssport betrieben haben, regelmässig bei uns gewesen. Sie haben damit auch das Dorf und die Region in die ganze Schweiz getragen», so Schlegel. Der Mühlbach, der früher bei den Turnieren durchquert werden musste, sei legendär.
Es gab wohl kaum eine Militaryreiterin oder einen Militaryreiter, der nicht im Verlaufe seiner Karriere mal darin gelandet ist.
Er und sein Team, die den Anlass während vieler Jahre getragen haben, seien in die Jahre gekommen.
Wir arbeiten nicht nur mit Latten oder Pfählen, sondern mit Baumstämmen. In dem Alter, in dem wir nun sind, ist das schwieriger geworden. Die Unfallgefahr nimmt zu, die Belastungsmöglichkeiten nehmen ab. Ich denke, wir haben einen vernünftigen Entscheid getroffen.»
Schlegel bedankte sich bei den Mitgliedern des RV Werdenberg und bei seinem treuen, zuverlässigen Team, das jeweils einige Abende im Sommer und einige Samstage im Herbst auf der Tratt verbracht habe, um Strecke und Hindernisse vorzubereiten. Auch den Hinderniskommissären, die zum Teil seit Jahrzehnten bei jedem Vielseitigkeitsturnier helfen kamen, der Ortsgemeinde Wartau, die unkompliziert das Gelände zur Verfügung stellte, und den betroffenen Hirten sprach er einen Dank aus.
OKV-Präsident hofft, dass es weiter geht
OKV-Präsident Michael Hässig ergriff ebenfalls das Wort. Die Vereinsmeisterschaft in Weite sei jeweils einer der schönsten Anlässe, die der OKV den Zuschauern, aber auch den Konkurrenten bieten könne.
In meinen Augen ist es fast eine Aufgabe für die Siegerequipe und ihren Verein, dafür zu sorgen, dass diese Veranstaltung hier auf diesem wunderschönen Gelände nicht stirbt.»
Der OKV sei je länger je mehr auf solche super Anlagen und Gelände angewiesen. Er hoffe für die ganze OKV-Familie, dass man einen Weg finde, dass es hier in irgendeiner Form weitergehen könne.
Der OKV bietet Hand, wenn Hilfe gebraucht wird.
«Für uns Militaryreiter war das Turnier hier im Werdenberg immer ein fixer Termin», sagte auch Ralph Brovelli, Chef Ressort Concours complet beim OKV. «Wir habe uns jeweils gefreut, denn wir wussten: Hier gibt’s Platz zum Galoppieren. Dass hier immer ein fordernder, aber fairer Geländeparocurs stand, hat uns besonders gefreut.» Die Organisation und das Bereitstellen der Strecke und Sprünge sei sehr aufwendig.
Dafür braucht es Leute mit viel Herzblut.»