Es war im vergangenen Februar – wenige Tage nach Kriegsbeginn in der Ukraine – als Hans Oppliger aus Frümsen mit Freunden kurzerhand einen Verein gründete, um zu helfen. Die Solidarität der Bevölkerung war riesig. Viele Naturalien wie Schlafsäcke und medizinisches Material wurde gespendet, aber auch Geld. Mehrere Lastwagen voller Hilfsgüter fuhren in Richtung Ukraine.
Der Krieg dauert mittlerweile fast zehn Monate an. Der Verein Humanitäre Nothilfe Ukraine, der seinen Sitz an der Industriestrasse 1 in Sevelen hat, ist noch immer tätig. Geldspenden sind nach wie vor sehr willkommen, sagt Vizepräsidentin Barbara Dürr gegenüber dem W&O.
Gefragt seien vor allem gut transportierbare Lebensmittel in Konservendosen und zum Beispiel auch haltbare Milch.
Barbara Dürr ergänzt: «Wir versuchen möglichst dort einzukaufen, weil wir in Rumänien für einen Franken mehr Lebensmittel erhalten als in der Schweiz. Zudem muss die Ware weniger weit transportiert werden. Die Zollformalitäten sind sehr kompliziert geworden.»
Die anfängliche Euphorie hat sich eingependelt. Es kommen noch Spenden rein, aber natürlich nicht mehr im Umfang wie zu Beginn.Naturalien sammelt der Verein unter anderem aus Platzgründen nicht mehr.
Im Nachbarland werden Lebensmittel eingekauft
Um direkt vor Ort im Krisengebiet zu helfen, können Hans Oppliger und Jürg Trümpler – auch er ein Gründungsmitglied des Vereins – auf langjährige, persönliche Beziehungen zu Menschen in der Ukraine, in Rumänien und Moldawien zurückgreifen. «Wir überweisen unseren Kontaktpersonen Geld, die dann in Rumänien Lebensmittel einkaufen und mit kleinen Transportern in die Ukraine bringen», erklärt Jürg Trümpler, der selber kürzlich in die Grenzregion gefahren ist mit einem Fahrzeug voller Stromgeneratoren.Ich denke, unsere Logistik ist inzwischen ziemlich ausgeklügelt.Jürg Trümpler sagt:
Die Waren werden in der Ukraine im Raum Odessa an Leute verteilt, die sie dringend brauchen.
Punktuelle Hilfe im Kriegsgebiet
Der Verein lässt vorwiegend in Dörfer liefern, wo die grossen Hilfswerke nicht tätig sind, aber auch zu Flüchtlingslagern. Jürg Trümpler weiss: «Viele Menschen flüchteten ja ‹nur› in den Westen der Ukraine und dachten, dass sie bald wieder zurück können. Das ist nun leider nicht so, weil im Heimatort entweder Russen sind oder alles kaputt ist und die Stromversorgung nicht mehr funktioniert. Deshalb brauchen sie nun Hilfe in Form von Winterkleidern, Esswaren und Generatoren, allenfalls auch noch Holz – sonst erfrieren diese Leute.» Die Vizepräsidentin ist überzeugt: «Wir können punktuell helfen. Natürlich sind das kleine Nischen und man könnte sagen, es ist ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber ich denke, für diejenigen Leute, die von uns etwas erhalten, ist das sehr viel Wert. Das, was wir machen, kommt eins zu eins bei Menschen an, die es brauchen. Nur dank guten Leuten direkt vor Ort ist das überhaupt möglich.» [gallery ids="30552,30550,30551" link="file"] Mit einem moldawischen Verbindungsmann in Rumänien, den Jürg Trümpler seit Jahren kennt und der direkte Verbindungen in die Ukraine hat, will er demnächst abklären, was in den kommenden Monaten benötigt wird.Solche absolut vertrauenswürdige Verbindungspersonen zu haben, ist ein Geschenk.
Unberechenbare Situation fordert Flexibilität
Der Verein möchte bei Bedarf auch beim Wiederaufbau unterstützen. Barbara Dürr:Wir können derzeit nicht sagen, wo wir in einem Jahr stehen werden. Wir müssen nach und nach schauen, was läuft. Die Situation ist völlig unberechenbar.«Es kann sein, dass neue Kontakte entstehen durch Leute – die nun einige Monate in der Schweiz verbracht, uns kennen gelernt haben, und nun wieder zurück in die Ukraine gehen.» In Sevelen hat der Verein in den Räumlichkeiten der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) ein Ukraine-Zentrum ins Leben gerufen (der W&O berichtete). Ein Begegnungsort, wo sich Geflüchtete jeweils von Montag bis Donnerstag treffen, gemeinsam kochen und essen können.