Seit Jahren diskutiert Sevelen über die brachliegende Liegenschaft «Drei Könige». Gern wird von den guten alten Zeiten berichtet, als das Gasthaus auf der Durchreise ins Bündnerland noch einen Verpflegungsstopp wert war. Nach rund 50 Betriebsjahren wurde der beliebte Restaurationsbetrieb «Drei Könige» im November 2012 jedoch geschlossen.
Eine Nachfolgelösung konnte nicht gefunden werden. Die Gemeinde Sevelen erwarb 2013 die Liegenschaft. Mehrere Planungsrunden und Abklärungen brachten keinen Erfolg; eine Restaurierung wurde seitens Bürgerschaft abgelehnt.
Eduard Neuhaus eröffnete die Vernissage im Gemeindesaal. In einem kurzen Rückblick fasste der Gemeindepräsident die vorangegangenen Schritte zusammen. Als frisch gewählter Gemeinderat habe er 2020 das «Drei-Könige-Dossier» übernommen und könne nun, vier Jahre später, ein überzeugendes Projekt präsentieren.
Als Glücksfall für den Prozess bezeichnete Gemeindepräsident Neuhaus, dass Werner Binotto früh für eine Mitarbeit gewonnen werden konnte. Der ehemalige St. Galler Kantonsbaumeister habe der Seveler Projektgruppe neue Sichtweisen eröffnet. Das Areal soll nicht für sich isoliert betrachtet werden, sondern eingebettet in den umgebenden Raum.
Das Areal «Drei Könige» liegt mitten im historischen Ortskern von Sevelen. Es grenzt an die prägende Histengass (Kantonsstrasse); unmittelbar östlich der Liegenschaft erhebt sich der Storchenbüel mit der Burgruine und dem «GedankenBerg».
Als wichtigen Meilenstein erwähnte Eduard Neuhaus den Herbst 2022, als der Gemeinderat Sevelen die Machbarkeitsstudie zur zukünftigen Areal-Nutzung mit drei Varianten vorstellte. Die Bevölkerung stimmte im Rahmen der folgenden Budgetversammlung mit grosser Mehrheit dem Planungskredit zur Maximalvariante zu.
Mehrstufiges Vorgehen bei Auswahlverfahren
Werner Binotto würdigte die erfreulich hohe Teilnahme der Seveler Bevölkerung an der Vernissage. Dies bringe die grosse Wertschätzung und Neugierde gegenüber dem Vorhaben zum Ausdruck. Als Fachjury-Vorsitzender erklärte Werner Binotto den durchgeführten, mehrstufigen Prozess beim Auswahlverfahren bis zum einstimmigen Entscheid für das Siegerprojekt.
Der selektive Wettbewerb richtete sich an Teams, bestehend aus den Fachbereichen Architektur, Landschaftsarchitektur und Tragwerkplanung. Erwartet wurden konkrete Lösungsvorschläge zur Bebauung, Erschliessung und Gestaltung des Perimeters «Drei Könige» sowie Gedanken zur möglichen Entwicklung der anschliessenden Parzelle im südlichen Bereich des Areals.
Rund 30 Teams bewarben sich. Gemäss Wettbewerbsausschreibung wählte das eingesetzte Preisgericht aufgrund des Präqualifikationsverfahrens 15 Teams für die Teilnahme am Projektwettbewerb aus. Hierbei konnten sich auch Architekten aus der näheren und weiteren Region qualifizieren.
Über den Jahreswechsel diskutierten neun Sach- und Fachjurierende die Eingaben an zwei Jurytagen und empfahlen dem Gemeinderat Sevelen ein Siegerprojekt zur Wahl. An der Sitzung vom 12. Februar 2024 folgte der Rat der vorbereitenden Fachgruppe und erkor das Gewinnerteam.
Vorfreude auf «Neue Dorfmitte»
Das Preisgericht blickte zurück auf ein breites Spektrum an unterschiedlichen Lösungsvorschlägen und Projekten, die architektonisch und grafisch sorgfältig ausgearbeitet wurden. Werner Binotto zeigte auf, wie sich eine Fachjury mit den Eingaben auseinandersetzt. Einzelne Ideen und Umsetzungen werden aufgenommen sowie diskutiert und führen über den Diskurs zum Gewinnerprojekt. Laut dem leitenden Fachjury-Mitglied hatte die Eingabe des Sieger-Teams rund um Architekt Bernardo Bader von An-fang an überzeugende Qualitäten.
Als Schlüssel zum Erfolg wurde die Inszenierung des Saals auf dem Areal hervorgehoben. Die geforderte Auseinandersetzung mit dem historischen Seveler Dorfkern sei bei diesem Projekt am besten gelöst worden. Bernardo Bader freute sich über die Jury-Interpretation seiner Arbeit.
Der Bregenzer Architekt mit Wurzeln im Bregenzerwald gab einen Einblick in seine Herangehensweise und Umsetzung der Aufgabe. Für Bader sei wichtig gewesen, herauszufinden, wie die Baukörper angeordnet werden müssen, damit eine stimmige, starke Dorfmitte entsteht, die funktioniert und zukünftig entwickel- sowie anpassbar ist.
Bezug ab 2028 ist realistisch
Die Frage nach dem weiteren Vorgehen wurde von Gemeindepräsident Eduard Neuhaus dahin gehend beantwortet, dass jetzt mit der Ausarbeitung des Detailprojekts gestartet wird. Als weiterer Meilenstein zählt für die Gemeinde die Urnenabstimmung über das Bauprojekt und den Realisierungskredit, geplant im Frühjahr 2025.
Gemäss Projektwettbewerb wurde für das Vorhaben mit Gesamtkosten von 22 bis 27 Mio. Franken gerechnet. Ein Baustart wäre – bei aktuellem Projektverlauf – ab Mitte 2026 möglich. Für Bauabschluss und Bezug ist das Jahr 2028 angepeilt. Die nächste Informationsveranstaltung für die Bevölkerung ist am 18. Juni 2024 vorgesehen.
Ausstellung im Gemeindesaal Sevelen
Der Gemeinderat Sevelen lädt alle interessierten Einwohnerinnen und Einwohner ein, das Siegerprojekt des Architekten Bernardo Bader sowie die weiteren Wettbewerbseingaben zur Entwicklung der neuen Dorfmitte in der kommenden Woche zu besichtigen.
Auch nehme der Gemeinderat Rückmeldungen aus der Bevölkerung entgegen, um diese im weiteren Entwicklungsprozess zu prüfen.
Die Ausstellung zur «Neuen Dorfmitte Sevelen» kann noch zu den folgenden Terminen
im Gemeindesaal begutachtet werden:
- Donnerstag, 4. April,
- Freitag , 5. April, jeweils von 17 bis 20 Uhr
- Samstag, 6. April, von 10 bis 16 Uhr