Historischer Wasserspender: Hirschnerbrunnen und Platz eingeweiht | W&O

Sevelen 24.05.2024

Historischer Wasserspender: Hirschnerbrunnen und Platz eingeweiht

Die Gemeinde Sevelen gestaltete zusammen mit der Eigentümerfamilie den Platz beim Hirschnerbrunnen neu.

Von PD
aktualisiert am 24.05.2024
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Anlässlich einer öffentlichen Feier der Umwelt- und Naturschutzkommission wurden die Arbeiten sowie der historische Wasserspender gewürdigt. Der Gemeinderat freut sich, dass die Geschichte des alten Brunnens weiterlebt und eine kleine Rastmöglichkeit die zentrale Strasse bereichert.

Als die Häuser noch nicht über einen Wasseranschluss verfügten, garantierten Quartierbrunnen die Wasserversorgung der Bevölkerung. Sie boten Wasser, welches zum täglichen Bedarf benötigt wurde. Der Seveler Hirschnerbrunnen liegt an der Histengass – heute als Kantonsstrasse geführt – und bildete somit eine wichtige Lebensader im alten Teil der Gemeinde.

Die Wasserversorgung im Wandel

Über den schlichten Hirschnerbrunnen im Seveler Dorfzentrum ist nicht viel bekannt. Eine Stanzung auf dem Überlaufrohr verweist auf das Jahr 1887. Der Wasserspender geht folglich zurück auf die Zeit vor dem grossen Dorfbrand von 1892. Auch um den Hirschnerbrunnen entwickelten sich weitere Funktionen, die mit dem verfügbaren Wasser in Verbindung standen. Auf Bildern der 1930er-Jahre verfügte der Brunnen über ein angebautes Löschwasserreservoir. In der angrenzenden Liegenschaft wurden in vergangenen Zeiten eine Wäscherei sowie ein Lebensmittelladen betrieben.

Sepp Gähwiler spricht über die Wasserversorgung.
Sepp Gähwiler spricht über die Wasserversorgung.
PD

Sepp Gähwiler vermittelte anlässlich der Einweihungsfeier von Mitte Mai spannende Einblicke zur Wasserversorgung in Dörfern des Alpenrheintals – zu Zeiten, als Wasser noch in die Häuser getragen werden musste. Am Beispiel des Seveler Hirschnerbrunnens legte er exemplarisch die Entwicklungen sowie die Veränderungen des Dorfbildes und seiner Funktionen über die Jahrzehnte dar. Der Referent berichtete ebenso, wie mit dem Bau von Hausleitungen viele Wasserquellen verschwanden.

Die einwandfreie Funktion eines Brunnens war im Interesse der unmittelbaren Nachbarn, den Wassernutzern. Diese besorgten in der Regel auch den Unterhalt der Brunnen. Meist als Korporation oder Genossenschaft organisiert, waren die Anwohner für Reinigung, Sanierung und Unterhalt zuständig. Die Buchführung der Brunnengenossenschaft Histengass – bis 2002 Betreiberin des Hirschnerbrunnens – ist im Brunnenbuch zu grossen Teilen überliefert.

Der Blick ins Buch und die Reduktion von Genossenschaftsmitgliedern zeigen die gesellschaftliche und technologische Veränderung in der Gemeinde auf. Vor rund 20 Jahren kam die Brunnengenossenschaft Histengass zum Schluss, dass es wohl einfacher und vielleicht zeitgemässer wäre, die Genossenschaft aufzulösen und den Unterhalt des Brunnens auf eine einzelne Person zu übertragen.

Anschluss an das Trinkwassernetz

Während all der Jahre wurde der Hirschnerbrunnen über eine eigene Quellfassung mit Brunnenstube gespeist. An der Felswand unterhalb des Eichenbüels fliesst Wasser aus dem Felsen. Dieses wurde gesammelt und über eine kurze Leitung in den Brunnen geführt. Erst vor wenigen Jahren floss das Wasser spärlicher und versiegte erstmals seit über hundert Jahren. Um den Wasserfluss und den Brunnen zu sichern, entschied die Gemeinde Sevelen, den Hirschnerbrunnen ans Trinkwassernetz anzuschliessen.

Ursula Wunder Novotny hatte Interessantes zu erzählen.
Ursula Wunder Novotny hatte Interessantes zu erzählen.
PD

Gemeinderätin Ursula Wunder Novotny leitete als Präsidentin der Umwelt- und Naturschutzkommission (UNK) durch die kleine Eröffnungsfeier. Sie berichtete von der grossen Freude, im Rahmen der Sanierung der Hauptstrasse ebenso die unmittelbare Umgebung des Brunnens mit einem schmucken Platz neu zu gestalten. Hierbei wird auch dem Hirschnerbrunnen wieder mehr Beachtung geschenkt. Ursula Wunder Novotny bedankte sich im Namen der Gemeinde bei der Familie Roth, welche die Brunnen-Reaktivierung herzhaft unterstützt hat.

Platzgestaltung, Sitzgelegenheit und Brunnen machen Sevelen und den historischen Dorfteil lebenswerter. Die UNK-Präsidentin verwies auch auf die neue Hinweistafel, welche beim Brunnen angebracht wurde und wertschätzend an vergangene Zeiten erinnert.

Die Rolle und Bedeutung des Hirschnerbrunnens haben sich über die Jahre verändert, aber auch heute und zukünftig wird er Freude spenden. Anwohnende, Spaziergänger und Velofahrende können sich weiterhin am kühlen Wasser erlaben und auf dem neuen Bänkli an der Histengass Halt machen. Weitere Informationen unter www.sevelen.ch/sehenswuerdigkeiten.ch.