«Ich bin schnell am Anschlag und habe keine Kraft mehr»: OhO unterstützt Frau mit Multipler Sklerose im Haushalt – Weihnachtsaktion auf Rekordkurs | W&O

17.12.2021

«Ich bin schnell am Anschlag und habe keine Kraft mehr»: OhO unterstützt Frau mit Multipler Sklerose im Haushalt – Weihnachtsaktion auf Rekordkurs

Vor 30 Jahren wurde bei Esther Eggenberger Multiple Sklerose diagnostiziert. Wegen ihrer Krankheit kann sie ihren Haushalt nicht mehr alleine bewältigen. «Ostschweizer helfen Ostschweizern» (OhO) greift der heute 52-Jährigen unter die Arme.

Von Rossella Blattmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Es ist ein sonniger Dezembertag. Unter den Füssen knirscht der Schnee. Es ist kurz nach Mittag, beim Bahnhof Walenstadt ist um diese Zeit wenig los. Ein Jugendlicher richtet seine Kopfhörer, eine Frau führt ihren Hund spazieren. Ein Auto braust vorbei.

Wenige Meter von den Gleisen entfernt wohnt Esther Eggenberger. «Grüezi», sagt sie mit ruhiger Stimme. Die 52-Jährige mit den langen, blonden Haaren greift nach einem dunklen Abstaubtuch und fährt damit langsam übers Fenstersims. «Abstauben, das kann ich gerade noch machen», sagt sie. Grössere Putzarbeiten kann Eggenberger nicht mehr selber durchführen, denn: Sie hat Multiple Sklerose.

Frauen häufiger betroffen

Multiple Sklerose, kurz MS, ist eine chronisch fortschreitende neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem – Gehirn und Rückenmark – betrifft. Die schubweise auftretenden Symptome entstehen durch Schädigung der Nervenisolierschicht und den Abbau von Nervenzellen und -fasern. MS ist nicht heilbar und äussert sich sehr individuell. Die Krankheit tritt in der Regel im frühen Erwachsenenalter auf. Zu den Symptomen gehören Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen, rasche Erschöpfung sowie Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer.

Frauen, so wie Esther Eggenberger. Die Multiple Sklerose wurde bei ihr 1991, als sie 22 Jahre alt war, diagnostiziert. «Vor 30 Jahren begann ich auf einmal, doppelt zu sehen.» Es stellte sich heraus, dass die junge Frau an einer Augenmuskellähmung litt. Kurz darauf wurde auf der neurologischen Abteilung des Kantonsspitals St.Gallen die Diagnose Multiple Sklerose gestellt.

Wie äussert sich die heimtückische Krankheit bei Eggenberger? Sie sagt:

Ich bin schnell am Anschlag und habe keine Kraft mehr, für alltägliche Dinge wie Wäsche waschen oder den Boden reinigen.

Die 52-Jährige leidet auch unter diversen Gefühlsbeeinträchtigungen, zum Beispiel an den Händen und Fusssohlen. «Wie Watte», sagt sie. Zudem reagiert sie empfindlich auf Kälte und Wärme, hat phasenweise Schmerzen und muss mit einer eingeschränkten Feinmotorik leben. «Das Zubereiten von Mahlzeiten bereitet mir grosse Mühe. Ein Müesli zum Zmorge zubereiten, das geht gerade noch. Aber ein richtiges Essen kochen, zum Beispiel Gemüse rüsten und in Stücke schneiden, das ist fast nicht mehr möglich», sagt sie und schaut gedankenverloren auf den Tisch. Auch alleine Duschen und Haare waschen kann und darf Eggenberger nicht mehr. Dafür ist sie auf die Hilfe der Spitex angewiesen.

Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk

Dank der Tagblatt-Weihnachtsaktion «Ostschweizer helfen Ostschweizern» (OhO) erhält Esther Eggenberger – die von ihrer IV und PK-Rente lebt – nun zusätzliche, dringend benötigte Hilfe für den Alltag. Eine Sozialarbeiterin der Pro Infirmis St.Gallen-Appenzell stellte bei «Ostschweizer helfen Ostschweizern» ein Gesuch für eine Haushaltshilfe. Die OhO-Beirätinnen und Beiräte bewilligten den Betrag in der Höhe von 1900 Franken. Der schleichende Verlust ihrer Selbstständigkeit belastet Eggenberger.

Darum bin ich so dankbar, dass es Stellen wie OhO gibt, die Menschen wie mir unter die Arme greifen.

In einer Woche ist Weihnachten. «Weihnachten ist nicht meine Lieblingszeit, weil ich dann jeweils merke, wie glücklich und froh alle anderen sind», sagt Eggenberger. «Doch dieses Jahr kann ich dank dem verfrühten Weihnachtsgeschenk von OhO die Festtage ein wenig mehr geniessen als sonst.»

Die Hilfsaktion «Ostschweizer helfen Ostschweizern» kann sich bereits vor den Festtagen über ein unerwartetes Weihnachtsgeschenk freuen. Dank der Solidarität der Ostschweizerinnen und Ostschweizer hat der Spendenstand diese Woche die Zwei-Millionen-Marke geknackt. Damit ist die diesjährige Hilfsaktion auf Rekordkurs. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 2,4 Millionen Franken für Bedürftige in Not zusammen. (red)

So können Sie spenden: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, «Ostschweizer helfen Ostschweizern» zu unterstützen. Weitere Informationen finden Sie hier.