1898 gründen Oswald Friederich, Lehrer in Grabs, Pfarrer Risch, in Sax und Dr. Med. Kubli, Arzt in Grabs einen Verein zur Förderung und Verbesserung der Bienenzucht im Werdenberg.
Dr. Kubli wurde der erste Imker-Kursleiter und Oswald Friederich der erste Vereins-Präsident. Viel mehr zur Vereinsgründung ist nicht überliefert, die Unterlagen gingen bei einem Hausbrand in Grabs verloren.
Heute, 125 Jahre später: 115 Mitglieder pflegen rund 1000 Bienenvölker. Regelmässig wird Weiterbildung und Geselligkeit gepflegt. Das Jubiläum soll gebührend gefeiert werden. Bei verschiedenen Aktionen will der Verein der Bevölkerung die Welt der Bienen näher bringen. Die Anlässe werden rechtzeitig angekündigt: www.bzv-werdenberg.ch. Ausserdem erscheint im W&O monatlich ein Beitrag zur spannenden Beziehung zwischen Menschen und Bienen.
Vor 125 Jahren war es eine reine Männersache
Bienenzüchterverein? Ja, damals, vor 125 Jahren, war die Bienenhaltung noch eine reine Männersache. Seither hat sich viel geändert, Frauen wurden erfolgreiche Imkerinnen und bereichern das Vereinsleben. Auch Honigbienen sind weibliche, soziale Wesen. Sie leben, arbeiten und organisieren sich im Bienenvolk. In anderen Sprachen spricht man von Bienenkolonien oder Bienenfamilien. Bienenfamilie wäre auch die zutreffendere Bezeichnung statt Bienenvolk.Bienen haben besondere Verwandtschaftsbeziehungen
Eigentlich sind es Patchworkfamilien, aber mit ganz besonderen Verwandtschaftsbeziehungen: Die Königin, sie ist die Mutter aller Familienmitglieder. Ihre vielen tausend Töchter nennt man Arbeiterinnen. Alle Arbeiterinnen sind Schwestern oder Halbschwestern zueinander. Von Frühling bis Herbst leben noch einige hundert Drohnen im Volk, männliche Bienen, die Söhne der Königin und die Brüder der Arbeiterinnen. Achtung, jetzt wird es etwas kompliziert: Die Bienenkönigin kann wahlweise unbefruchtete oder befruchtete Eier legen. Alle Drohnen sind Söhne der Königin. Sie haben jedoch keinen Vater, sie entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern. Legt die Königin dagegen befruchtete Eier, so werden daraus weibliche Nachkommen schlüpfen. Die Arbeiterinnen und die Königin werden ihren eigenen Vater nie kennen lernen, da die Drohnen die Begattung einer Königin nicht überleben.Eine Bienenhochzeit ist eher unromantisch
Schon wenige Tage nach dem Schlüpfen geht die junge Königin auf Partnersuche. An warmen Tagen fliegt sie weit weg von ihrem Nest, zu sogenannten Drohnensammelplätzen. Hoch in der Luft wird sie mehrmals begattet. Ihre Partner, die Drohnen, sterben dabei sofort. Die Königin bewahrt das Sperma in ihrer Samenblase auf. Dieser Sperma-Vorrat muss fürs ganze Leben der Bienenmutter reichen, sie wird sich nie mehr in ihrem weiteren Leben paaren. Eine Bienenkönigin kann bis zu fünf Jahre leben. Sie legt von Frühjahr bis Herbst täglich oft über tausend Eier. Das Gewicht des täglichen Geleges übersteigt sogar das eigene Körpergewicht der Königin.Wie ist das möglich? Für mich unvorstellbar.Autor Lorenz Huber lebt seit 25 Jahren in Gams und ist Mitglied des Werdenberger Bienenzüchtervereins. Er ist Vizepräsident und Wanderimker. In der monatlichen Rubrik geht er auf Themen rund um Bienen und Biodiversität ein, dies im Rahmen des 125-Jahr-Jubiläums des Bienenzüchtervereins Werdenberg.