Gegen den Beschluss des Gemeinderates für den Kauf der Neumühle wurde bekanntlich das Referendum ergriffen. Schon nach wenigen Tagen hatte das Komitee weit mehr als die nötigen Unterschriften beisammen.
Obschon die Gamser Behördenmitteilungen im W&O regelmässig deutlich länger ausfallen, als die von Buchs oder Wartau, wurde über das Referendum nicht informiert. Stattdessen teilte der Gemeinderat vor Weihnachten den bereits beschlossenen Ankauf einer weiteren Altbauliegenschaft mit.
Was soll denn das, denkt sich der Normalsterbliche. Noch während die Felle für die Neumühle wegen des Referendums davonschwimmen, kauft der Gemeinderat für stolze Fr. 700000 Franken die nächste Altbaute mit ungeklärten Folgekosten, die im jetzigen Zustand für das Heizen des Himmels bestimmt sein dürfte.
Um mögliche Gebäudenutzungen herauszufinden, soll die Bevölkerung miteinbezogen werden. Erst ganz am Schluss sollen die Sanierungskosten aufgelistet werden. Die ungeklärten Fragen der Nutzung und der Sanierungskosten sind gleich zwei Katzen im Sack, die der Bürgerschaft angeboten werden. Ein seriöser Investor würde genau umgekehrt vorgehen. Zuerst Nutzung und Kosten klären und erst dann eventuell kaufen.
Man kann ja verstehen, dass die Blamage des zustande gekommenen Referendums gegen den Kauf der Neumühle für den Gemeinderat schmerzlich ist und er diesen Fehlschlag abfedern will. Dient dazu der Kauf dieser sanierungsbedürftigen Altbauliegenschaft? Müssen die Immobilien-Experten im Rathaus mit triefenden Füssen vom Neumühle-Fettnäpfchen unbesonnen ins nächste treten?
Statt sich dieses durchsichtigen Manövers zu bedienen, fragt man sich zu Recht, wann werden dem Gemeinderat endlich die dringend anstehenden baulichen Herausforderungen bewusst, für die er gewählt worden ist. Da sind:
• Der Neubau von Alterswohnungen, wie sie in Werdenberger Gemeinden längst erfolgreich und ohne Belastung der Steuerzahler betrieben werden.
• Ein Umnutzungskonzept für die Leerstände im Zweitkasse-Trakt des renovierten Alterswohnheims.
• Eine Zentrumsplanung die diesen Namen verdient sind: Griffige Massnahmen gegen den nächtlichen Industrielärm der Wohnungen unvermietbar macht.
• Sanierung der aus der Zeit gefallenen WC-Anlage, damit sie auch Personen mit einer Behinderung benutzt werden können.
• Gestaltung einer effizienten, ansehnlichen Postverteilstelle.
• Rentablere Lösungen für die alten Postautogaragen und dem ehemaligen Postgebäude.
• Zielgerichtete Zusammenarbeit mit dem Kanton zur Vermeidung hoher Planungskosten für unrealistische Gestaltung oder gar Verlegung der Staatsstrasse.
• Sinnvolle Einbettung des Kesseli-, Rogger- und Käsereiareals in die Zentrumsgestaltung.
Die Erweiterung des alte Mühleareals ist sympathisch, der Weg dorthin jedoch wenig überzeugend. Geschätzte Gemeinderäte, bewahrt Euch vor einer weiteren Flucht nach vorne und sammelt Kräfte und Mittel für notwendigere und durchdachte Lösungen.
Andreas Lenherr, Haagerstrasse 8, 9473 Gams