In Unternehmen muss man Lösungen dort finden, wo es noch keine gibt | W&O

09.09.2022

In Unternehmen muss man Lösungen dort finden, wo es noch keine gibt

«Mit Lösungsbegabung die Zukunft gestalten» hiess das Referat am KMU-Profil-Anlass der St. Galler Kantonalbank bei der Helvetikett AG in Grabs.

Von Hanspeter Thurnherr
aktualisiert am 28.02.2023
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Karl Pareth, Leiter Niederlassung Buchs der St. Galler Kantonalbank, durfte als Referenten Professor Markus Hengstschläger von der Uni Wien vorstellen. In einer Welt, in der alles komplexer, schnelllebiger und unberechenbarer wird, sei es wichtig, Lösungen zu finden, um dagegen zu halten. Lösungsbegabung sei eine Antwort. «War vor 30 Jahren oder heute die Zukunft vorhersehbarer?» begann Genetiker Hengstschläger sein eindrückliches Referat. Ein Teil der Wissenschaft sage: Noch nie sei sie so vorhersehbar wie heute, denn wir hätten die Daten und können sie mit Computern auswerten. Andere sagen: Nein, die Zukunft ist komplizierter, Daten reichen da nicht. Finanzkrise, Fukushima, Pandemie, Ukraine-Krieg: All das habe man nicht kommen sehen.

Wider das typisch europäische Verhalten

«Doch egal, wie die Zukunft wird, wir müssen uns auf das Unvorhergesehene vorbereiten.» Beispiel: In einer Turnhalle stehen 20 Personen. 50 Prozent der Bälle kommen von links, 50 von rechts. Wo stelle ich mich hin, um einen zu erwischen? Der Durchschnitt liegt in der Mitte, also stellen sich alle dorthin. Zwar erwischt keiner einen Ball, aber keiner ist besser als der andere. Und wir sind zufrieden – ein typisch europäisches Verhalten.

Es gehe nicht ohne Üben

«Stelle ich mich aber nicht in die Mitte dazu, verdopple ich die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Ball erwischt.» Bei Unvorhergesehenheit sei also Flexibilität und Individualität gefordert. Sein Rat als Genetiker, um in Unternehmen Innovation zu fördern, lautet: «Stellen Sie ein Team nach Begabungen auf.» Gene spielten da eine Rolle, aber sie seien nicht alles. Menschen haben das Potenzial, aber es geht nicht ohne Üben. Das gelte beispielsweise im sprachlichen, musikalischen oder auch sportlichen Bereich. «Aber das ist alles wertlos, wenn es um Unvorhergesehenes geht. Da brauche es die Begabung, eine Lösung zu finden, wo es noch keine gibt. Lösungsfindungsprozesse müssen aber geübt werden.»

Nach Lösungen finden, die nicht gesucht wurden

Wenn Angestellte mit einem Problem zu einer Führungskraft kommen, empfiehlt er die 3/24-Regel. «Sagen Sie ihnen: ‹Sie haben 24 Stunden Zeit, mit drei Lösungsvorschlägen zu kommen. Ich werde auch drei mitbringen.›» So liegen dann sechs Lösungsvorschläge vor, aus denen gemeinsam die beste Lösung ausgewählt wird. Beim nächsten Problem komme der Angestellte schon mit drei Lösungsvorschlägen. Kollektive Lösungsfindung nennt dies Hengstschläger. Der Wiener Professor unterscheidet drei Typen in Unternehmen: «Der blauäugige Optimist sagt: Das Unternehmen hat ein Problem, aber es geht sich auch ohne meinen Beitrag aus. Der eingefleischte Pessimist sagt: Das funktioniert so ohnehin nicht. Der Possibilist sagt: Es ist nicht einfach, aber möglich. Ohne mich schaffen sie es nicht.» So könne der Possibilist auch Lösungen finden, die er nicht gesucht hat.

Eine Milliarde Etiketten pro Jahr

Markus Josat, CEO der Helvetikett AG, stellte kurz sein Unternehmen vor, das als Management Buyout aus der früheren Pago hervorging und den Kunden Etikettenlösungen anbietet. Heute produziert das Unternehmen mit 128 Mitarbeitern auf 70 Maschinen jährlich eine Milliarde Etiketten. Besitzerin der Liegenschaft ist die Valrheno Immobilien AG aus Diepoldsau. Livia Koller stellte die zur Sonnenbau AG Holding gehörende Firma vor. Sie ist spezialisiert auf Gewerbe- und Industrieobjekte und bietet im Gebäude Büro- und Produktionsflächen sowie Seminarräume an.