Nach der Abschaffung der meisten Schutzmassnahmen und unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges ist die Coronapandemie fast komplett aus dem Fokus verschwunden. Kommt hinzu, dass die Situation in den Spitälern vergleichsweise entspannt ist.
55 Menschen wurden am Dienstag mit einem laborbestätigtem Sars-Cov-2-Virus in den St. Galler Spitälern behandelt, vier davon auf einer Intensivstation. Zum Vergleich: Im Januar 2021 waren es bis zu 200 Covid-Patienten, die gepflegt werden mussten, über 30 davon auf einer IPS.
Sehr hohes Infektionsgeschehen
Auch wenn die Pandemie aktuell von der grossen Mehrheit der Bevölkerung wegen der oft relativ harmlosen Krankheitsverläufe – sicher auch zu Recht – nicht mehr als grosse Bedrohung wahrgenommen wird; Fakt ist, dass das Infektionsgeschehen im Kanton St. Gallen, und speziell im Sarganserland, kaum einmal höher gewesen sein dürfte als im Moment.
Ein Indikator dafür ist die seit rund zehn Tagen wieder stark steigende Zahl der positiven Covid-Tests. Zwar erreichen sie über den ganzen Kanton gesehen noch nicht ganz die Rekordwerte von Ende Januar, allerdings ist auch die Zahl der durchgeführten Tests heute deutlich geringer als damals.
Ein Hinweis darauf, wie hoch die Dunkelziffer sein könnte, gibt ein Blick auf den Anteil positiver Tests in Prozenten. Am 8. März waren demnach über 60 von 100 im Kanton St. Gallen untersuchten Proben (PCR) positiv – höher lag dieser Wert noch nie seit Beginn der Pandemie. Gesamtschweizerisch lag dieser Benchmark gestern bei 47,1 Prozent.
Spitzenreiter Sarganserland
Die mit Abstand höchsten Inzidenzwerte des Kantons St. Gallen werden in diesen Tagen im Sarganserland gemessen. Nur in diesem Wahlkreis lag die Anzahl laborbestätigter Fälle der letzten 14 Tage pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner (14-Tage-Inzidenz) am Dienstag deutlich über 4000 (4107). In den Nachbarregionen Werdenberg (3233) und See-Gaster (3084) lag sie signifikant tiefer.
Zwar sind diese Inzidenzwerte aus den einzelnen Wahlkreisen Momentaufnahmen, die sich schnell ändern. Auffallend ist aber, dass das Sarganserland diesmal seine «Spitzenposition» während der Fasnacht geholt – die Zahlen stiegen ab Fasnachtsmontag stark an – und in den Tagen nach Aschermittwoch ausgebaut hat.
Kanton bleibt gelassen
Ob die ausgiebig zelebrierte Fasnacht tatsächlich Einfluss auf das aktuelle Infektionsgeschehen hat, ist allerdings nicht bewiesen. Der Kanton liefert auch weiterhin keine Zahlen zu einzelnen Gemeinden und gibt sich auch sonst zurückhaltend.
Auf Anfrage der Redaktion hiess es seitens des Gesundheitsdepartementes, dass die Frage nach den Auswirkungen der Fasnacht auf die Verbreitung des Coronavirus nicht beantwortet werden könne, weil es oft nicht möglich sei, den genauen Ansteckungsort festzustellen.
Überall, wo Menschen zusammenkämen, könne man sich anstecken. Gemäss dem Gesundheitsdepartement bewegt sich der Anstieg der Fallzahlen im Kanton aufgrund der Aufhebung vieler Massnahmen im erwartbaren Bereich und im schweizweiten Durchschnitt.