Nach Kaffee und Gipfeli und ersten regen Gesprächen untereinander im historischen Tätschdachhus referierte Ratsschreiber Werner Hefti zum Thema «Grabs verändert sich». Nach launigen und humorvollen Einstiegsworten zeigte er anhand von Luftbildern und Statistiken auf, wie sich das Dorf Grabs von oben gesehen im Laufe der Jahrzehnte von 1900 bis heute verändert hat.
Es sind nicht nur die Gebäude und die Strassen, die das Dorfbild stetig verändert haben, auch Wiesen und Felder zeigen sich heute in einem anderen Bild. Wo sind die Hunderte, ja Tausende von Obstbäumen, die damals das ganze Dorf und das Riet besiedelt haben? Auch die Entwicklung der Einwohnerzahl hat einen eindrücklichen Verlauf genommen. Waren es um 1900 noch 4410 Einwohner, zählte man 1950 deren 4510. Heute sind es bereits rund 7500.
Im Dorf wird weiterhin fleissig gebaut
Weitere aktuelle Bereiche, auf die Werner Hefti aufmerksam machte, sind die Entwicklung des Spitals mit den Neubauten, die baulichen Erweiterungen von Industriebetrieben und deren Kapazitätssteigerungen, die Aussiedlung grösserer Gewerbebetriebe vom Dorfkern in das Industriegebiet, die Überbauung Spanna, die Arealentwicklung Feld, die Zentrumsplanung, der Grabser Mühlbach und die Werdenberger Schlossfestspiele. Die zur Verfügung stehende Zeit reichte nicht, um auf all die Details einzugehen.
Für die Teilnehmenden waren die Informationen aber hochinteressant. Beweis dafür waren am Ende die vielen Fragen, mit denen Werner Hefti förmlich eingedeckt wurde. Die Fragen und Diskussionen wollten nicht aufhören.
Lesung aus dem Buch «Das Dorf – ein Bericht»
Dann wurde es wieder still im Dachgeschoss des Tätschdachhauses, als Walter Morgenthaler (auch ein Grabser, aber ein 46er) aus seinem neuen Buch zu lesen begann. Schon in den ersten Zeilen war die Rede vom Chäs-Innermur, vom Lieblingskäse der einzelnen Familienmitglieder oder auch von Sipmes Hans, wie er aus einem Krug den Rahm ins mitgebrachte Glas einfliessen liess.
Weiter ging es dann mit der Dorfmolkerei, der Zentrale, die an die Stelle des alten Dorfschulhauses zu stehen kam. Ein paar wenige Abschnitte waren gelesen, und alle Anwesenden sahen sich in die Zeit zurückversetzt, in der sie, wie der Autor, aufgewachsen sind. Spannender hätte es nicht sein können.
«Bloss nicht vergrabsern» – das ist die Devise zu Beginn. Geraten wird zur rechtzeitigen Flucht aus dem Dorf, das seinerseits das Zentrum der Welt zu bilden beansprucht. Der Autor selbst lebt seit Jahrzehnten in Basel, das nicht weniger den Anspruch auf den Weltmittelpunkt erhebt. Umso eher darf der Dorf-Bericht, frei von Sentimentalität, als verspätete «Ode an Grabs» verstanden werden.
Grabs – ein Bauerndorf?
Nach den eindrücklichen Beiträgen der beiden Referenten fand die Fortsetzung des 47er-Treffens nach einem kurzen Spaziergang in der Molkerei Grabs statt. Roland Gantenbein, Pächter und Geschäftsführer, gab ein paar Eckdaten bekannt. Insgesamt hat die Molkerei 42 Bauern (plus drei aus Gams), die jährlich vier Millionen Liter Milch, wovon 800’000 Liter Bio-Milch, abliefern. Der grösste Lieferant liefert 300’000 Liter pro Jahr, der kleinste um die 35’000 Liter.
Aus dieser Milch werden verschiedene Produkte hergestellt, wie Joghurt, Sauerkäse, Rahm, Butter, Fondue, 35 verschiedene Sorten Raclette, Bloderkäse, Powerdrink, Buttermilch. Insgesamt arbeiten drei Personen in der Produktion und fünf Personen im Verkauf/Administration.
In der «Chällerstube» der Molkerei gab es dann zum Mittagessen Raclette und Käse-/Fleischteller à discrétion. Das war zugleich der Ausklang der Zusammenkunft, und das «47er-Treffen 2024» wird den über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben.
Hinweis: Am 23. Oktober um 19 Uhr findet in der Aula Kirchbünt, Grabs, eine Lesung von Walter Morgenthaler mit Gesprächsrunde statt. Anmeldung bis 20. Oktober an info@grabs.sg.ch oder 081 772 08 15.