«Job war auf mich zugeschnitten»: Schreiner-Fachlehrer Josef Gächter tritt in den Ruhestand | W&O

02.09.2022

«Job war auf mich zugeschnitten»: Schreiner-Fachlehrer Josef Gächter tritt in den Ruhestand

36 Jahre lang unterrichtete Josef Gächter an der Schreinerfachschule in Buchs. Jetzt tritt der in Rüthi aufgewachsene Fachlehrer in den Ruhestand und widmet sich vermehrt der Segelfliegerei.

Von Ralph Dietsche
aktualisiert am 28.02.2023
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Wenn Josef Gächter von seinem Beruf als Lehrer an der Schreinerfachschule in Buchs erzählt, kommt er ins Schwärmen. Gleich zu Beginn des Gesprächs sagt er:
Wenn ich heute am Anfang meiner Berufskarriere stehen würde, würde ich wieder denselben Weg wählen. Mein Job war wie auf mich zugeschnitten.
Eine Aussage, die unterstreicht, wie viel Freude Josef Gächter seine Tätigkeit in der Schulstube bereitete.

Möbel fürs Haus selber produziert

1986 stand er das erste Mal vor einer Schreinerklasse. Gächter, aufgewachsen in Rüthi, absolvierte ursprünglich eine Ausbildung zum Zimmermann, machte eine Zusatzlehre als Schreiner und schloss mit 28 Jahren die Meisterprüfung ab. Praktische Erfahrung sammelte er zuerst im elterlichen Betrieb und danach in einer Schreinerei in Sevelen. Noch heute steht er regel­mässig in der Werkstatt. Nicht als Angestellter, sondern als Gast, der den Maschinenpark der Schreinerei Dütschler in Salez nutzen darf:
Dank dieser Möglichkeit habe ich die Entwicklung in der Werkstatt 1:1 miterlebt. Dies war für mich als Fachlehrer sehr hilfreich. Ich war ständig à jour, und mir konnte keine Lernende und kein Lernender etwas vormachen.
Als schöner Nebeneffekt produzierte der Fachmann all seine Möbel für sein Haus gleich selbst.

Freude an Arbeit mit den Jugendlichen

An seiner Tätigkeit als Fachlehrer bereitete ihm insbesondere der tägliche Austausch mit den jungen Leuten Freude:
Dies hält einen jung. Die Zusammenarbeit habe ich stets als sehr angenehm empfunden. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind grösstenteils heute noch so, wie wir es waren. Auch bei uns stand nicht immer das Lernen oder der Beruf im Zen­trum unseres Interesses.
Gerade während der Berufslehre sei die Entwicklung der einzelnen Persönlichkeiten sehr unterschiedlich:
Manche sind gefestigt und wissen genau, was sie wollen, andere sind auf der Suche nach ihrem Platz und ihrer Rolle im Leben.
Josef Gächter sah seine Aufgabe stets darin, die Lernenden mit Herausforderungen nicht alleine zu lassen, sondern sie mitzunehmen und zu unterstützen. «Es gab nur Einzelfälle, bei de­nen dies nicht möglich war und wir gemeinsam eine andere Lösung suchen mussten», erinnert er sich.

Rasante Entwicklung

Die Entwicklung in der Schreinerbranche erlebt Josef Gächter als rasant. Während früher Holzplatten noch mit einer Handfräse auf Sägeböcken zugeschnitten wurden, erledigt dies inzwischen eine Plattenaufteilmaschine, welche die digitalen Daten automatisch übernimmt und den Zuschnitt ausführt. Trotz der Digitalisierung und Industrialisierung seien die hohen Anforderungen an das Handwerk geblieben.
Der Schreinerberuf verlangt Vorstellungsvermögen, technisches Verständnis, Kreativität und Fingerspit­zengefühl.
Eigenschaften, welche Frauen genauso besitzen wie Männer. Entsprechend ist der Frauenanteil in den Schreinerklassen in den letzten 20 Jahren kontinuierlich auf heute rund 20 Prozent gestiegen.

Mehr Zeit für die Hobbys

Nach 36 Jahren als Fachlehrer tritt Josef Gächter nun mit 67 Jahren in den Ruhestand. Durch die Pensionierung hat er «auf einen Schlag» viel mehr Zeit. «Ich muss fünf Tage in der Woche neu füllen, um wieder eine Struktur zu erhalten», lacht Josef Gächter, der sich als strukturierter Mensch bezeichnet. Gar so schlimm ist es dann doch nicht:
Die Schülerinnen und Schüler sowie das Team werde ich vermissen. Am Boden zerstört bin ich allerdings nicht.
Die freie Zeit will Josef Gächter für seine Hobbys nutzen. Zu diesen zählt er nebst dem «Werkeln» in der Schreinerei und rund ums Haus vor allem auch Sport, den Modellflugzeugbau sowie die Segelfliegerei. So wird Josef Gächter künftig etwas häufiger in Schänis abheben und durch die Lüfte schweben. Trotz Pensionierung wird man Josef Gächter noch ab und zu an seiner «alten» Wirkungsstätte – dem Schulzimmer in der Berufsschule in Buchs – sehen. Denn bis auf Weiteres wird er noch einzelne CAD-Kurse leiten. Josef Gächter lacht und sagt:
Ich mache es eben gerne …