Johanneum und Kinder Dörfli verzichten auf eine Fusion | W&O

Neu St. Johann 24.01.2025

Johanneum und Kinder Dörfli verzichten auf eine Fusion

Beide Institutionen hätten gemeinsam auf Basis einer tiefgreifenden Prüfung entschieden.

Von PD
aktualisiert am 24.01.2025
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Im Januar letzten Jahres hatten die Vereinsmitglieder des Kinder Dörfli Lütisburg und des Johanneum Neu St.Johann beschlossen, die Möglichkeiten einer Fusion der beiden traditionsreichen Institutionen im Toggenburg zu prüfen. Eine Projektgruppe, bestehend aus Mitgliedern beider Vorstände und Geschäftsleitungen, habe zusammen mit einer externen Beratungsfirma die Chancen und Herausforderungen eines Zusammenschlusses analysiert, schreibt das Johanneum in einer Mitteilung.

Ausschlaggebend waren die Rahmenbedingungen

Die beiden Organisationen haben nun beschlossen, auf eine Fusion zu verzichten. Ein wesentlicher Grund für den Verzicht auf die Fusion liege in der veränderten Ausgangslage des kantonalen Sonderschulkonzeptes. Das ursprünglich geplante integrative Schulsystem konnte vom Kanton nicht wie geplant umgesetzt werden, und es besteht aktuell ein Mangel an Sonderschulplätzen.

Diese aktuelle Entwicklung habe für beide Organisationen grössere Veränderungen herbeigeführt. Ebenso haben sich beide Organisationen während der doch längeren Evaluationszeit zielführend weiterentwickelt.
Zudem habe sich im Laufe des Evaluationsprozesses gezeigt, dass die Unterschiede zwischen den beiden Institutionen – sowohl räumlich als auch in der Ausrichtung – zu gross sind. Das Johanneum bietet Angebote für Menschen aller Altersstufen mit kognitiven Beeinträchtigungen, während das Kinder Dörfli auf Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten spezialisiert ist.

Ursprünglich sei eine Teilfusion im Jahr 2021 nur im Sonderschulbereich angedacht gewesen, doch im Laufe der Gespräche habe sich gezeigt, dass nur eine Vollfusion Sinn macht. Allerdings überwiegen die effektiven Vorteile erst, wenn mehrere Bildungseinrichtungen miteinander fusionieren würden. Aktuell wäre es vielmehr eine Zusammenlegung mit einer anderen Positionierung, heisst es weiter. Die Befürchtung, dass die Traditionen und Werte durch eine Fusion verloren gehen könnten, trug ebenfalls zur Entscheidung bei. Darüber hinaus sahen die beiden Institutionen keinen klaren Mehrwert, der die Aufgabe der Eigenständigkeit und kulturellen Identität gerechtfertigt hätte.

Prüfung brachte wichtige Erkenntnisse

Trotz des Verzichts auf eine Fusion werten die Vereinspräsidenten die intensive Prüfungsphase als wertvolle Erfahrung. Eine Fusion hätte die beiden Organisationen zu einer der grössten sonderpädagogischen Institutionen im Kanton St. Gallen gemacht, wäre aber aufgrund der Grösse und der Distanz der Standorte auch mit Herausforderungen verbunden gewesen.

Dennoch habe die Überprüfung viele positive Impulse gebracht: «Wir kennen nun die Angebote und Stärken der anderen Organisation sehr gut und können so in Zukunft in gewissen Bereichen enger zusammenarbeiten – ohne unsere Eigenständigkeit aufzugeben», werden die Präsidenten Glen Aggeler (Kinder Dörfli) und Hansjörg Huser (Johanneum) in der Mitteilung zitiert.