Es ist nie zu spät, die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen, einen fragwürdigen Entscheid besseren Wissens zu korrigieren. Die Rede ist vom Kahlschlag am Giessen und der Beseitigung des heutigen Baumbestandes am Philosophenweg. Zum Bürgerwillen: Derzeit liegen, wie den Medien zu entnehmen war, über 500 Petitionsunterzeichnungen für den Verzicht auf den Kahlschlag vor. Das sind mehr Stimmen als jeweils Teilnehmende an den letzten drei Bürgerversammlungen der Stadt Buchs: November 24 – 345 Teilnehmende, Frühling 24 – 275 Teilnehmende und November 23 – 367 Bürgerinnen und Bürger.
Bei diesen Relationen ist mir unverständlich, warum vom Rathaus aus dem Anliegen der Petitionäre jede Perspektive genommen wird. Laut W&O äussert sich Stadtpräsident Rolf Pfeiffer dahingehend: «Klar ist, dass der Prozess bewilligt und abgeschlossen ist, ergo die Petition mit allergrösster Wahrscheinlichkeit keinen Erfolg haben wird.» Demokratie sieht vielleicht doch etwas anders aus. Die Stadt selber hat in den letzten Jahren während der Ausführung schon Projekte abgeändert. Aus technischen, baulichen, organisatorischen Gründen.
Warum hier nicht aus Rücksicht auf einen schönen Baumbestand? Die Revitalisierung des Giessens ist ein gutes und wichtiges Projekt. Tatsache ist jedoch, dass in der heutigen Zeit der Kahlschlag eines ganzen Baumbestandes alles andere als ein Kavaliersdelikt ist. Ich traue den Planenden zu, eine andere Lösung zu finden – so, dass der heutige Baumbestand belassen werden kann.
Die Zufahrt für die Feuerwehr zur RheinCity-Überbauung ist offenbar auslösendes Moment. Das wäre doch Sache der RheinCity-Überbauung und müsste ein Bestandteil der Baubewilligung sein. Gibt es da allenfalls einen Deal, von dem die Öffentlichkeit nichts weiss? Ich bin sicher, dass die Auflagen ordnungsgemäss ausgeschrieben waren, dies aber kaum jemand zur Kenntnis genommen hat. Vielleicht in den falschen Informationsforen?
Auf alle Fälle ist, wie der Stadtpräsident den Medien zufolge selbst sagt, offenbar ein ganzer «Prozess» an der Bürgerschaft vorbeigegangen. Das wirft ein schiefes Licht auf die Informationspolitik der Stadt. Unter Umständen auch auf die Recherchierfreudigkeit der lokalen Medien. Interessant, dass sich der Stadtrat erst einen Tag nach der Bekanntgabe der Petition in der Zeitung zu Wort meldet und Näheres bekannt gibt. Warum nicht schon viel früher? Damit ein Meinungsbildungsprozess hätte entstehen können, allenfalls sogar ein Dialog mit jenen, die den Baumbestand am Philosophenweg erhalten wollen.
Ich muntere – obwohl ich nicht Buchser bin, mich aber Naturwerte interessieren, weil sie auch Kultur (Lebenskultur) sind – den Stadtrat auf, seine in der Öffentlichkeit als stur wahrgenommene Haltung nochmals zu überdenken und Hand zu einer besseren Lösung zu bieten. Die Veranstaltung vom 14. Dezember ist ein guter erster Ansatz und macht Mut. Sofern die Veranstaltung auch der Lösungsfindung dient und nicht nur der Zementierung der Rodungsabsicht.
Kuno Bont,
Städtli 5, 9470 Werdenberg