Kantonsrätinnen fordern Chancengleichheit für gehörlose Menschen | W&O

18.02.2023

Kantonsrätinnen fordern Chancengleichheit für gehörlose Menschen

SP-Kantonsrätin Katrin Schulthess hat mit ihrer Parteikollegin Karin Hasler in der Kantonsratssession eine Interpellation mit dem Titel «Wie soll die Chancengleichheit im Kanton St. Gallen umgesetzt werden und was unternimmt der Kanton gegen die Diskriminierung von gehörlosen Menschen?» eingereicht.

Von Armando Bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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In dem politischen Vorstoss möchten die beiden Politikerinnen von der Kantonsregierung wissen, wie und mit welchen Mitteln die Teilhabe und Inklusion von gehörlosen Menschen gefördert werden könne. Sie weisen darauf hin, dass in der Schweiz rund 10'000 vollständig gehörlose Menschen leben, weitere 60'000 würden als leicht bis hochgradig schwerhörig, somit als hörbehindert gelten. Im vergangenen Jahr habe der Rechtsdienst des Schweizerischen Gehörlosenverbundes 127 Fälle von Diskriminierung bearbeitet – so viele wie noch nie, Tendenz steigend. Der Verband kritisiere, dass gehörlose Menschen «immer noch zu oft wissentlich ausgeschlossen» und ihnen die gleichen Rechte und Chancen verwehrt würden.
 Kantonsrätin Katrin Schulthess aus Grabs.
Kantonsrätin Katrin Schulthess aus Grabs.
Bild: PD

Kommunikation vielfach «mit Hand und Fuss»

Die meisten Diskriminierungen seien in den Bereichen Arbeit, Bildung und Gesundheit registriert, heisst es in der Interpellation weiter. Zu beobachten sei, dass eine zugängliche Gesundheitsversorgung nicht zugesichert werden könne. Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient erfolge vielfach «mit Hand und Fuss» bzw. ohne Gebärdensprachdolmetscher/-in. Um am gesellschaftlichen Leben gleichberechtigt teilnehmen zu können sei die Finanzierung von Gebärdensprach­dolmetschenden besonders wichtig. Schulthess und Hasler verweisen auf andere Kantone, die per Volksabstimmung die Gebärdensprache gesetzlich anerkannt haben. Von der St.Galler Regierung wollen die beiden wissen, wie das Kantonsspital kommuniziere und wie der Kanton dieses dabei unterstütze. Weitere Fragen lauten: «Mit welchen Mitteln unterstützt der Kanton die frühsprachliche Entwicklung von gehörlosen Kindern in der Gebärdensprache?» und «Was unternehmen der Kanton und die Sprachheilschule, um eine bilinguale Bildung von Gehörlosen zu gewährleisten?».