Kinderkram: «Das Mamasein ist manchmal wie ein Marathon – dann muss man durchhalten» | W&O

20.05.2022

Kinderkram: «Das Mamasein ist manchmal wie ein Marathon – dann muss man durchhalten»

In der Kolumne «Kinderkram» schreibt die ehemalige W&O-Redaktorin Katharina Rutz regelmässig über den Alltag mit ihrer Familie.

Von Katharina Rutz
aktualisiert am 28.02.2023
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Ich bin überzeugt vom viel zitierten Sprichwort: Man ist seines eigenen Glückes Schmied. Grundsätzlich ist jeder selber dafür verantwortlich, alles in seiner Macht stehende zu tun, damit es ihm gut geht. Meine grosse Schwester pflegte jeweils auch zu sagen: Wenn man nur genug will, dann geht’s auch.
Aber seit ich Mutter bin, relativieren sich all die schönen Sprichwörter der Optimisten.
Denn man ist nicht nur seines eigenen Glückes Schmied, man ist auch noch dafür verantwortlich, dass die Kinder glücklich sind. Vielleicht ist glücklich der falsche Ausdruck, sagen wir eher gut versorgt, gut erzogen, gut gefördert, gut ernährt, gut angezogen und so weiter. Dies ist eine gewaltig grosse Aufgabe. Dass man da sein eigenes Glück nicht immer und sofort ebenfalls noch verfolgen kann, hat eine gewisse Logik. Auch wenn ich leider nicht zu den Müttern gehöre, die sich da so einfach in ihr Schicksal ergeben.
Ich hadere manches Mal damit, vor allem – ich gebe es zu – wenn ich einmal mehr keine Zeit habe, etwas mit meinen Pferden zu unternehmen. Oder wenn meine Kinder mir den letzten Nerv rauben, weil sie jeden einzelnen Abend fragen, warum sie eigentlich Zähne putzen müssen und warum wir Eltern länger aufbleiben dürfen als sie, das sei doch unfair.

Manchmal muss man das Schmieden auf später verschieben

Aber da wären wir eben beim Marathon. Ich stelle mir vor, bei einem Langstreckenlauf gibt’s auch Zeiten, wo man einfach mal durchhalten muss. Wo einem Beine oder Füsse schmerzen, der Schweiss runterläuft. Wo man einfach weiterlaufen muss, obwohl man sich viel lieber auf der Stelle hinsetzen würde. So ist das eben auch beim Mamasein. Dann muss man halt mal durchhalten und später wieder an seinem eigenen Glück schmieden. Sicher ist, beim Mamasein ist das nächste Runner’s High bereits vorprogrammiert. Spätestens abends, wenn alle Kinder friedlich im Bett schlummern, ihre Gesichter diesen engelhaften Ausdruck annehmen und dir das Herz vor Liebe überläuft. Sie wissen bestimmt, was ich meine ...
Autorin Katharina Rutz ist hauptberuflich Mami von Lilly (8), Sarah (7) und Julian (1), nebenberuflich Journalistin, Bäuerin und Pferdenärrin. Frühere Kinderkram-Kolumnen: www.wundo.ch/tag/kinderkram