Kinderkram: «Drittklässlerinnen hängen nicht mehr am Rockzipfel der Mama» | W&O

07.10.2022

Kinderkram: «Drittklässlerinnen hängen nicht mehr am Rockzipfel der Mama»

In der Kolumne «Kinderkram» schreibt die ehemalige W&O-Redaktorin Katharina Rutz regelmässig über den Alltag mit ihrer Familie.

Von Katharina Rutz
aktualisiert am 28.02.2023
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Es ist Ferienzeit. Die Kinder sind zu Hause – immer. Eigentlich bin ich aber dennoch ständig allein. Wo sind deine Kinder? Hat mich meine Schwägerin vorhin grad gefragt. Ja genau, wo sind sie denn eigentlich? Die Mädchen sind nun schon gross. So eine Zweit- und eine Drittklässlerin hängen nicht mehr am Rockzipfel der Mama, das ist klar. Und sich zu zweit selber beschäftigen, das konnten sie schon immer. Mit nur 15 Monaten Abstand sind sie schliesslich so etwas wie Zwillinge. Unser weitläufiger landwirtschaftlicher Betrieb mit Ställen, Scheunen und Maschinenhallen ist ihr Abenteuerland. Und wenn sie ihr doch auch recht häufiges Gejammer von Langeweile (das ist irgendwie grad im Trend) überwinden – was sie bisher noch jedes Mal taten – dann verschwinden sie und werden bis zum Znacht nicht mehr gesehen. Keine Ahnung, wo sie sich rumtreiben oder was sie tun.

Auf der Suche nach dem Buchdrucker

Letzthin war ihre Antwort auf mein Nachhaken beim Abendessen: Sie hätten den Buchdrucker gesucht. Ah, klar findet ihr den Borkenkäfer nicht unbedingt in der Wiese neben der Maschinenhalle. Der lebt im Wald. Aber die Gartenkreuzspinne hätten sie gefunden, erklärten sie dann stolz – und die Rote Wegschnecke. Ach so, sie waren also mit den Wissenskarten 50 heimische Wald- und Wildtiere unterwegs. Ich freue mich über ihre Nachmittagsbeschäftigung. Ich nehme an, sie treiben auch genauso viel Unfug, von dem ich dann nichts erfahre ...

Arbeiten und werkeln mit Opa

Und Julian, der ist ja noch nicht mal zwei Jahre alt? Also ist da doch noch ein Kleinkind zu betreuen. Genau, das habe ich auch gedacht. Doch Julian findet es schon seit einiger Zeit bei Mama total langweilig. Ausser vielleicht die grossen Schwestern albern mit ihm rum. Ansonsten ist es viel interessanter mit Papa oder Opa im Traktor oder Stall. Seinem Opa folgt er wie sein Schatten, damit er nur ja nichts verpasst, was da gearbeitet und gewerkt wird. Verlässt Papa ohne ihn das Haus wird zetermordio geschrien. Glücklicherweise gibt es da noch die Nacht. Da schlafen die Kinder – bzw. würden es am liebsten immer noch – bei Mama im Bett. Autorin Katharina Rutz ist hauptberuflich Mami von Lilly (8), Sarah (7) und Julian (1), nebenberuflich Journalistin, Bäuerin und Pferdenärrin Frühere Kinderkram-Kolumnen: www.wundo.ch/tag/kinderkram