Kinderkram: «Ich gehöre nicht mehr zu Mamas mit Kleinkindern, auf zum nächsten Level» | W&O

25.03.2022

Kinderkram: «Ich gehöre nicht mehr zu Mamas mit Kleinkindern, auf zum nächsten Level»

In der Kolumne «Kinderkram» schreibt die ehemalige W&O-Redaktorin Katharina Rutz regelmässig über den Alltag mit ihrer Familie.

Von Katharina Rutz
aktualisiert am 28.02.2023
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«Chill ’s Lebe», hat sie gesagt. Und:
Mami, du nervsch und bisch voll peinlich!
Wie bitte, was? Was war das gerade? Habe ich etwa schon einen Teenager im Haus? Nicht ganz, aber eine Achtjährige – eine Grosse. Ehrlich gesagt fühlt sich das ein bisschen an wie ein Ritterschlag. Ich gehöre jetzt nicht mehr zu den Mamas mit Kleinkindern, die sich über Windeln, Ausscheidungen und Trotzanfälle unterhalten. Ich komme langsam zu den ernsteren Themen im Leben. Stimmungsschwankungen beispielsweise: In einer Minute ist sie zu Tode betrübt, schreit und schlägt um sich, in der nächsten Minute kommt sie angezottelt, schmiegt sich ran, flüstert leise: «Mama, ich liebe dich», und geht bestens gelaunt ihrer Wege. Wer dachte, dass Kleinkinder grundsätzlich laut sind, der kann gerne mal der Geräuschkulisse von zwei zahnlückenpubertierenden Girls (Sarah wird ja auch schon bald sieben) lauschen.
Wenn nicht lautstark gestritten wird, kreischen sie in Tonlagen, welche das Geschirr in den Schränken zerschlagen könnten.
Oder es wird gelacht, gekichert und gegrölt – selbstverständlich nur, bis von einer Sekunde zur anderen wieder lautstark gestritten wird. Da gibt es auch noch die systematische Verweigerung von Anweisungen. Komm bitte frühstücken – nein. Zieh Dir bitte einen Pullover an – nein. Mach Deine Hausaufgaben – goht’s no, sicher nicht jetzt?! Und dann wirft sie mir diesen Blick zu – den Teenie-Blick.
Ich muss mir dann manchmal ein Lächeln verkneifen, allerdings meldet sich auch noch eine andere Stimme.
Die Zeit als Teenager und damit bald auch die Pubertät ist gar nicht mehr so weit weg. Liebeskummer, Gruppenzwang und der unbändige Wunsch, zu einer bestimmten Gruppe dazuzugehören. Schlechte Schulnoten, Hänseleien und die tiefgreifenden Veränderungen des eigenen Körpers. Noch etwas später dann Alkohol, Rauchen und Schlimmeres, was es vielleicht auszuprobieren gilt ...
Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich habe grössten Respekt vor diesen Herausforderungen und diesem noch weit höheren Mama-Level.
Autorin Katharina Rutz ist hauptberuflich Mami von Lilly (8), Sarah (7) und Julian (1), nebenberuflich Journalistin, Bäuerin und Pferdenärrin.