Ich mag die Sprache. Denn sie ist klar und deutlich. Natürlich gibt es in der sprachlichen Kommunikation auch Missverständnisse, aber dennoch sehne ich den Tag herbei, an welchem dieses ständige Interpretieren von nonverbalden Babybedürfnissen endlich vorbei ist.
Julian ist jetzt 18 Monate alt. Ich liebe dieses Alter. Weil Julian immer mehr und immer deutlicher anfängt, sich auszudrücken. Er zeigt auf die Wasserflasche, wenn er Durst hat. Oder sagt das erste Mal: „hm“ und meint damit „Ja“. Er schüttelt das erste Mal den Kopf! Glücksmomente.
Ich erinnere mich ganz genau an den Moment, an dem meine Älteste das erste Mal in ihrem Leben den Kopf geschüttelt hat. Mit genau zehn Monaten war sie krank. Sie hatte eine Blasenentzündung und sollte viel trinken.
Immer wieder bot ich ihr das Wasserschöppeli an, auch beim Einkaufen. Auf meine Frage, ob sie noch trinken wolle, schüttelte sie den Kopf. Ich stand da mitten im Einkaufsgetümmel und bin ausgeflippt vor Freude. Ich habe es auf Video für die Nachwelt festgehalten. Habe den Video meinem Mann gesendet und so weiter. Ihre ersten Schritte mit 14 Monaten habe ich nicht auf Video.
Genauso gut erinnere ich mich daran, als sie erstmals mehrere Worte aneinandergereiht hat. Sie sass eines abends mit mir am Küchentisch und wir haben gegessen. Sie war ungefähr zwei. Lilly schaute mich an und sagte:
I Papa goh.Ich bin fast ausgeflippt. Wir gingen natürlich sofort zu Papa und haben überall ihren ersten Satz rumerzählt. Wahrscheinlich hielt mich mein Umfeld für verrückt. Die Ernüchterung ist, dass die ersten Worte bei weitem nicht immer Mama sind, wie es einem langläufig beigebracht wird. Auch Julian brabbelt in einem fort:
Muh, Muh, Papa, Papaaa, Papa, Paaaapa.Allerdings trübt das meine Freude nicht. Wer lernt sich auszudrücken, sei dies mit Gesten oder Worten, der lernt natürlich auch mitzuteilen, was er will, was er nicht will und wann er es will: Jetzt sofort! Ansonsten folgt der Trotzanfall. Julian hat das mit den Trotzanfällen übrigens schon vor den ersten Worten entdeckt. Seine grossen Schwestern sind allzugute Vorbilder darin. Autorin Katharina Rutz ist hauptberuflich Mami von Lilly (8), Sarah (7) und Julian (1), nebenberuflich Journalistin, Bäuerin und Pferdenärrin.