Nach der Wahl von Beat Tinner zum Regierungsrat war Andreas Bernold als Gemeindepräsident ad interim tätig, bevor aus mehreren Kandidaten gewählt wurde und das Amt nun seit dem 1. Januar 2021 offiziell bekleidet.
Die Fussstapfen, welche Beat Tinner hinterlassen hat, waren gross, dennoch verspürte Andreas Bernold keinen Erwartungsdruck, wie er im Gespräch mit dem W&O sagt. Das liegt auch daran, dass er zum Zeitpunkt seiner Wahl in der Gemeindepolitik schon ein alter Hase war.
Das Amt macht dem 58-Jährigen Freude, er schätzt den Kontakt mit der Bürgerschaft und setzt sich gern mit Herzblut für die Gemeinde ein.
Mit Blick aufs Ganze sagt er: «Einerseits sollte die Verkehrssicherheit erfüllt sein, andererseits ist auch die Lebensqualität in den Wohnquartieren von zentraler Bedeutung.» Schwierig abzuschätzen seien die finanziellen Folgen für die Gemeinde. Hier müsse man wohl in Etappen vorgehen, «man kann nicht alles auf einmal machen».
Die Ortsgemeinde hat unter Paul Schlegel und Silvan Gabathuler den Lead übernommen. In der Arbeitsgruppe, welche das Projekt weitertreibt, hat auch Andreas Bernold Einsitz, ebenso Vertreter der Landwirtschaft und der Müller Azmoos AG. Das aktuelle Projekt sieht vor, ein Pumpwerk zu erstellen und die notwendigen Leitungen zu verbauen.
Die Investitionskosten betragen rund zwei Millionen, die Finanzierung ist noch nicht im Detail festgelegt. Andreas Bernold sagt:
Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes sowie des Planungs- und Baugesetzes sind die Gemeinden aufgefordert, die Bevölkerung über Ziele und Ablauf von Planungen zu unterrichten und eine geeignete Weise der Mitwirkung sicherzustellen.
Diese Änderung bringt einen wesentlichen Mehraufwand für die Verwaltung und verzögert mehrheitlich die Umsetzung von Projekten.
Wenn damit jedoch ein aufwendiges Rechtsmittelverfahren in der anschliessenden Projektauflage verhindert werden kann, lohne sich dieses Mitwirkungsverfahren durchaus.
«Heute ist die Zeit reifer für Tempo-30-Zonen»
Aktuell grosse Themen sind in der Gemeinde Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit. Dazu wurden kürzlich vier Workshops für die Dörfer Weite, Fontnas-Gretschins, Oberschan-Malans und Azmoos-Trübbach abgehalten. Durch die gebaute Struktur in den Ortsteilen und die Entwicklung von neuen Bauprojekten verdichten sich die Nutzungen innerhalb der Bauzonengrenzen. Damit erhöhen sich die Anzahl der Zufahrten und die gefühlte Belastung durch den motorisierten Verkehr. Zusammen mit der Bevölkerung will der Gemeinderat zuerst die Probleme benennen sowie die Erwartungen aufnehmen, was an den Workshops in den letzten zwei Wochen geschehen ist. Auf dieser Grundlage werden Massnahmen entwickelt, das Ergebnis der Planungen wird zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich präsentiert. Am Schluss erhofft sich Andreas Bernold ein taugliches Konzept für die ganze Gemeinde. «Heute ist die Zeit für Verkehrsberuhigung in Form von Tempo-30-Zonen sicherlich reifer als noch vor zehn, fünfzehn Jahren». Eine 30er-Zone mache aber nur dann Sinn, wenn auch 30 km/h gefahren wird – hier seien die motorisierten Verkehrsteilnehmer selbst gefordert.Ich glaube, je geschlossener die Bevölkerung hinter möglichen Massnahmen stehen kann, umso geringer ist der Aufwand bei der Umsetzung. Aber natürlich wird man nie alle Wünsche umsetzen können, sodass es möglicherweise auch enttäuschte Menschen geben wirdGefragt seien nicht nur gute Ideen, «in der Verkehrsplanung muss man heute genau wissen, was überhaupt möglich ist; nicht zuletzt, weil auch Vorgaben durch den Kanton St. Gallen beachtet werden müssen», so der Gemeindepräsident.
Wasserprojekt für Landwirtschaft existenziell
Wartau hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf als besonders «grüne» Gemeinde erarbeitet, wenn man sich all die Massnahmen und Projekte der Vergangenheit in Erinnerung ruft. Will Andreas Bernold diesen Kurs beibehalten? «Wir sind in diesem Bereich bei verschiedenen Projekten sehr gut unterwegs. Aber es ist nicht so, dass der Gemeinderat eine lange Liste an neuen Projekten hat. Wichtig ist in meinen Augen, die gemachten Projekte qualitativ zu unterhalten, was einen gewissen Aufwand mit sich zieht. Dabei arbeiten wir auch mit der Ortsgemeinde zusammen, die eine wichtige Rolle spielt. Was ich sagen kann: Ich bin stolz, dass Wartau diese Umweltprojekte gemacht hat» Wichtig, für viele sogar existenziell ist das Wasserprojekt Wartau Süd. Die Wasserentnahme aus dem Grundwasser oder aus Fliessgewässern für das Bewässern der Gemüsekulturen muss bekanntlich aufgrund der Vorgaben des Kantons bis Ende 2023 neu geregelt werden, was mit Aufwand und hohen Kosten verbunden ist.Es braucht eine Trägerschaft, welche die Anlage betreibt, das wird aber nicht die Ortsgemeinde sein, sondern die betroffenen Landwirte selbst.Ziel ist, dass möglichst viele Landwirte gleichzeitig den Hahn öffnen können, damit man die Wassernutzung nicht auf verschiedene Tageszeiten verteilen muss. «Ich kann die Optik der produzierenden Landwirtschaft gut nachvollziehen, sie ist auf eine konstante Wassernutzung angewiesen», betont er. Das Projekt sei durch die vielen Wechsel in den politischen Gremien etwas ins Stocken geraten, «doch nun hat es wieder volle Fahrt aufgenommen»
Knifflige Raumplanung, spezielle Ausgangslage
Seit längerer Zeit ein Thema in Wartau ist die innere Verdichtung: «Wichtig ist hier aus meiner Sicht, dass man die Entwicklung in bereits bebauten Gebieten vorantreibt. Das ist eine Herausforderung. Wir sind in Wartau in einer speziellen Ausgangslage, da wir noch viele klassische Quartiere mit Einfamilienhäusern haben». Das werde sich auch nicht so schnell ändern, da diese in einer Zeit entstanden sind, wo es noch Böden bzw. grosse Grundstücke gegeben hat, so lautet die Einschätzung des Gemeindepräsidenten. Gerade in den Zentren sei die Siedlungsentwicklung nach Innen ein Thema, mit den vier Ortsbildern von nationaler Bedeutung werde diese Herausforderung noch einige Fragen für die Gemeinde aufwerfen. Doch Andreas Bernold stellt fest:Die Projekte, die wir bereits umgesetzt haben, beispielsweise mit der AG für innere Verdichtung, sind jedenfalls ein guter WegRaumplanung sieht er generell als kniffliges Thema, dass immer mehr Wissen voraussetze. Verfahren werden komplexer und aufwendiger, stellt er im Alltag fest. «Eindeutig, die Bürokratie hat zugenommen, aber ich sehe auch, dass die wachsende Digitalisierung vieles einfacher und schneller machen wird.» In der Zusammenarbeit mit dem Kanton hätte er grosse Freude, wenn Gemeinden mehr Autonomie bekommen würden. In Verfahrensabläufen gebe es heute zu viele Beteiligte, was die Prozesse zäh und langwierig mache.
Fragen zur Auswirkung von Corona auf die Gesellschaft
Als wichtig erscheint Andreas Bernold auch der Kontakt mit grossen Arbeitgebern wie Evatec oder VDL in Trübbach.Wir sind froh, dass mit diesen Firmen etwas von grossem Wert entstanden ist, ansonsten haben wir eher weniger Industrie in der Gemeinde.Es gelte, die Attraktivität hochzuhalten, etwa mit der Realisierung der SBB-Haltstelle Trübbach-Fährhütte. Als ebenso wichtig stuft er aber auch die KMU ein, die in Wartau Tradition haben und gute Rahmenbedingungen brauchen um sich weiter zu entwickeln. Was den Wartauer Gemeindepräsidenten mit Blick nach vorne stark beschäftigt, ist die Auswirkung der Coronapandemie auf die Gesellschaft, den Zusammenhalt, den Austausch unter den Einwohnerinnen und Einwohnern. «Unser Vereinswesen war immer sehr stark, das Gefühl der Zusammengehörigkeit hat aber gelitten in den letzten zwei Jahren. Ich frage mich sehr, ob man das wieder problemlos in Schwung bringen kann, wenn die Massnahmen einmal alle weg sind. Ich hoffe sehr, dass es die jungen Leute schaffen, ihren Vereinsbetrieb wieder zu beleben. Vereine sind voller Leben und der Kitt der Wartauerinnen und Wartauer».