Weshalb lassen sich Menschen dazu bewegen, andere Menschen zu verachten, sie zu hassen, zu drangsalieren, zu verfolgen und sogar zu töten? Warum lassen sich Millionen von Menschen für eine totalitäre und grausame Ideologie begeistern? Was bedeutet einem unter diesen Umständen die Menschenwürde? Wie wichtig ist der Mitmensch? Gerade auch dann, wenn er anders oder vielleicht unsympathisch ist? Und wie verhält es sich, wenn ich selbst unter Druck stehe und mein Widerstand mich selbst in Gefahr bringt? – Diesen tiefgreifenden Fragen stellten sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Kirchgemeinde Grabs-Gams zusammen mit Diakonin Ute Grommes.
An verschiedenen Veranstaltungen vertieften sie das Thema Menschenwürde, mit Gottes Bild des Menschen, mit seiner Sicht auf jeden von uns und unserem Auftrag, einander in unserer Verschiedenartigkeit zu respektieren und zu akzeptieren. In diesem Zusammenhang beeindruckte die Geschichte von Cana Salih, der von seiner Flucht vom Kosovo in die Schweiz erzählte und wie er hier auf- und angenommen wurde.
Oft ist man sich selbst am nächsten
Dachau: Der Nationalsozialismus verdeutlicht schrecklich, wie manipulierbar der Mensch ist. Ordnung und Gehorsam wird gesellschaftlich erwartet und hat ihr Gutes. Aber wo sind Grenzen zu ziehen? Im kleinen Rahmen merkten dies auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden bei der Vorbereitung auf den Ausflug nach Dachau.
Mit selbst gebastelten Papierfliegern wurde ein Wettbewerb durchgeführt.
Dabei wurde immer egoistischer da-rauf geschaut, dass der eigene Flieger am weitesten fliegt. Schliesslich durfte man sogar (oder war es ein Befehl?) die anderen Flieger zerstören, um selbst zu gewinnen. Liessen sich die Jugendlichen dazu motivieren? Es ist anspruchsvoll, sich in solchen Situationen zu widersetzen. Oft kommt die Verführung schleichend. Steht man selbst zusätzlich unter Druck und muss sich fürchten vor negativen Konsequenzen, wächst die Bereitschaft, andere zum eigenen Vorteil zu diskreditieren.
Nächstenliebe lohnt sich immer
Widerstand zu leisten, ist nicht einfach. Aber sogar zur Zeit des Nationalsozialismus gab es Menschen, die dies wagten. Oft bezahlten sie den Mut mit dem Leben. Viele von ihnen stellten Gottes Menschenbild und seine umfassende Liebe für seine Schöpfung ins Zentrum ihres Handelns.
Gottes Liebe für den Menschen ist das Fundament für die Nächstenliebe und Fürsorge der Menschen untereinander. Mit dieser Gewissheit im Herzen haben sich viele gegen den Terror gewehrt, haben ihn ertragen, wurden ermordet oder haben überlebt. Vor allem aber haben sie die Kraft und Hoffnung des Guten weitergetragen und für andere zum Segen werden lassen.