Kunstwerke dank Handwerk: In Hans Heebs Händen entstehen Bilder aus Blech | W&O

27.12.2022

Kunstwerke dank Handwerk: In Hans Heebs Händen entstehen Bilder aus Blech

Hans Heeb aus Sax nutzt sein grosses Wissen rund um die Blechverarbeitung und stellt einzigartige Werke her.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Etliche Sennen in Tracht, Kühe und Ziegen tummeln sich auf der fast zwei Meter langen alten Zweimannsäge, die Hans Heeb aus Sax in den vergangenen Monaten bearbeitet hat. Jede einzelne Figur, wie auch die Landschaft im Hintergrund, ist in seinen Händen aus Messing- oder Kupferblech entstanden.

Zuerst Bauspengler, dann Carrosseriespengler gelernt

«Die Blechverarbeitung war ursprünglich mein Beruf», erklärt der 83-Jährige. Schon als Jugendlicher zeichnete er und hätte eigentlich gerne die Kunstgewerbeschule besucht. Doch er lernte nach der Sekundarschule Bauspengler. «Das war aber nicht so meine Welt», erinnert sich Hans Heeb, der bis zur 5. Klasse in Grabs aufwuchs und dann mit seinen Eltern nach Sax zog. Der Berufsberater riet ihm zu einer Zweitausbildung als Carrosseriespengler. In Goldach fand er eine Lehrstelle.
Das gefiel mir, mit all den Formen, die man hergestellt hat.
 Bei genauem Hinsehen lassen sich bei den Figuren des Alpaufzugs zahlreiche Details erkennen.
Bei genauem Hinsehen lassen sich bei den Figuren des Alpaufzugs zahlreiche Details erkennen.

Die Blechverarbeitung als Lehrer vermittelt

Hans Heeb absolvierte Weiterbildungen und wurde Berufsschullehrer. In Rorschach unterrichtete er während 30 Jahren Lernende verschiedener Berufe und brachte ihnen bei, wie man Blech verarbeitet: beispielsweise sägen, feilen, bohren, biegen, schweissen, schrauben oder polieren. In Zürich gab er zudem gehörlosen Lernenden Unterricht. Auch überbetriebliche Kurse organisierte Hans Heeb. Erst mit 71 Jahren trat er in den Ruhestand. Der Blechverarbeitung ist er dennoch treu geblieben, wenn auch nicht mehr für Autos, Lastwagen oder Übungsstücke in der Berufsschule – sondern nun für einzigartige Figuren und Bilder.
Das hat mich auch früher schon gereizt. Aber dafür Zeit zu finden, war problematisch.
 Kupfer-, Chromstahl- und Messingblech kommt zum Einsatz. Diese werden dann teilweise geätzt und bemalt.
Kupfer-, Chromstahl- und Messingblech kommt zum Einsatz. Diese werden dann teilweise geätzt und bemalt.
Auch heute habe er nicht immer Zeit, denn er helfe seinem Sohn derzeit beim Umbau eines alten Hauses am Studnerberg. Jetzt im Winter findet Hans Heeb aber Zeit für einige Projekte.
Und wenn ich etwas anfange, will ich es auch fertig machen.
Dann bleibt er stundenlang an der Arbeit, bis die Finger schmerzen.
 Selbstkreierte jagdliche Sujets zieren die Türen des Wohnhauses.
Selbstkreierte jagdliche Sujets zieren die Türen des Wohnhauses.

Werke verschenkt er an Verwandte und Freunde

Die Projekte realisiert der Saxer übrigens nicht etwa im Auftrag von zahlenden Kunden, sondern ausschliesslich als Geschenke für Verwandte und Kollegen. «Ich möchte mich nicht unter Druck setzen, sondern mache einfach das, was mir Spass bereitet. Wenn mich ein Objekt reizt, dann mache ich das.» Ein befreundeter Jäger fragte ihn vor einiger Zeit, ob er ein Bild mit einem Jäger, Hasen und seinem verstorbenen Hund gestalten könnte. Anhand von Fotovorlagen machte sich Hans Heeb an die Arbeit.
Als ich meinem Kollegen das Bild überreichte und er darauf seinen längst verstorbenen Hund sah, bekam er feuchte Augen. Er hat ihn sofort erkannt. Das ist natürlich eine schöne Quittung und der beste Lohn, den man haben kann.
 Hans Heeb ist auch Jäger.
Hans Heeb ist auch Jäger.

Viel Vorarbeit, bis es ans Aussägen geht

Neben jagdlichen Motiven – Hans Heeb ist selber Jäger – gestaltet er auch bäuerliche Sujets, wie kürzlich auf der alten Zweimannsäge. Weil es ihm wichtig ist, dass die Reihenfolge des Alpaufzugs stimmt, fragte er einen erfahrenen Sennensattler um Rat. Bis sich Hans Heeb dann aber in der gut eingerichteten Werkstatt an die handwerkliche Arbeit machen konnte, gab es viel Vorarbeit zu erledigen. So zeichnete er unter anderem etliche Kühe. Darin musste er sich erst einmal üben.
Bei den ersten Kühen meinte meine Frau, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist: Das ist doch keine Kuh!
Einen ganzen Papierkorb voll Kühe hat Hans Heeb gezeichnet, bis Kühe entstanden, die auch seiner Frau gefielen.
 Hans Heeb hat sich eine Werkstatt eingerichtet.
Hans Heeb hat sich eine Werkstatt eingerichtet.
Aus den einzelnen Tieren, Sennen und der Gebirgskette mit Hohem Kasten, Staubernkanzel und Kreuzbergen entstand dann das Gesamtbild zunächst aus Papier. Dieses übertrug Hans Heeb auf Blech und sägte es mit der Laubsäge von Hand aus. Anschliessend wurden die Figuren zum Teil geätzt und/oder mit Acrylkünstlerfarbe bemalt, in die Landschaft eingelötet und auf der Säge befestigt. Rund zwei Monate hat der Rentner daran gearbeitet.

Das nächste Projekt steht schon bereit

Die Art, wie Hans Heeb seine Werke herstellt, ist einzigartig.
Ich kenne niemanden, der das so macht.
Dennoch hält er seine Techniken, die aus dem Fahrzeugbau stammen, nicht geheim. Wenn ihn jemand danach fragt, zeigt der ehemalige Berufsschullehrer gerne sein Handwerk. «Demnächst kommt ein renommierter Sennensattler zu mir, der wissen will, wie ich die Figuren einlöte. Wenn er die Grundtechnik kennt, kann er das üben», sagt Hans Heeb, während er die Werkstatt zeigt. Zahlreiche Werkzeuge, die er für sein Handwerk benötigt, haben sich hier über die Jahre angesammelt.
 Über die Jahre hat sich etliches Werkzeug angesammelt.
Über die Jahre hat sich etliches Werkzeug angesammelt.
Daneben steht das nächste Projekt bereit: Ein hölzerner Brunnen aus einem Baumstamm soll innen und oben am Rand mit Blech verkleidet und verziert werden.