Die Pandemiekurve zeigt seit einigen Wochen in nur eine Richtung: steil nach oben. Das bringt Spitäler und Intensivstationen an den Anschlag. So musste die Intensivstation der Hirslanden Klinik Aarau diese Woche bereits erste Triagen durchführen. Und mit dem Anstieg der Fallzahlen steigt auch die Zahl derer, die sich aufgrund von Symptomen testen lassen müssen. So stossen die Labors, die die PCR-Tests auswerten, ebenfalls schweizweit an die Grenzen ihrer Kapazitäten.
So auch die Labors der Dr. Risch-Gruppe (DRG) mit Standorten in der ganzen Schweiz, unter anderem in Buchs und St.Gallen. Bereits Anfang letzter Woche gab die DRG auf ihrer Internetseite bekannt, dass es «aufgrund des sehr hohen Probenaufkommens» aktuell zu «Verzögerungen bei der Übermittlung von Corona-Testresultaten» komme. Ab Probeneingang könne die Auswertung bis zu 48 Stunden dauern, «situativ auch länger».
Gemäss eigenen Angaben werten die Labors der DRG derzeit täglich mehrere tausend Coronaproben aus der Schweiz und Liechtenstein aus. In den vergangenen zwei Wochen habe sich das Volumen verdoppelt. Auf Anfrage schreibt die DRG:
Die Mitarbeitenden in unseren Corona-Abteilungen arbeiten 24 Stunden an sieben Tagen.»
Alleine im Kompetenzzentrum in Buchs SG seien rund 50 Personen mit dem Abarbeiten der Coronaproben beschäftigt.
Der Personalbestand in den Labors und bei den Supportprozessen werde seit Ausbruch der Pandemie ständig erweitert, «insbesondere in den vergangenen Wochen und Tagen», so die DRG. Im gleichen Zuge seien die Laborkapazitäten gezielt ausgebaut worden und würden laufend optimiert.
Die Verzögerungen bei der Lieferung der Testresultate zeigt, dass all das nicht ausgereicht hat. Doch im Zuge der Einführung einer weiteren Hochdurchsatz-Plattform geht die DRG gemäss eigenen Angaben davon aus, dass sich die Durchlaufzeiten im Laufe der kommenden Woche wieder normalisieren sollten, da damit die Kapazitäten nochmals wesentlich vergrössert würden.
Testkapazitäten über das letzte Jahr verdrei- bis vervierfacht
Auch das Zentrum für Labormedizin in St.Gallen (ZLM), mit insgesamt 250 Mitarbeitern, läuft momentan auf Hochtouren. Der Leiter des Zentrums Wolfgang Korte sagt, dass dort aktuell noch 700 bis 750 PCR-Tests und 70 bis 100 Antikörpertests am Tag aus der Ostschweiz ausgewertet werden. Dazu kämen rund 50 Antigentests.
Auch das ZLM hat seit Beginn der Pandemie seine Kapazitäten ausgebaut, um der steigenden Nachfrage nach Labortests gerecht zu werden. Korte sagt, im letzten Jahr habe das ZLM im Rahmen der Pandemie eine Hochdurchsatzautomatisation installiert. Dabei handle es sich um eine Maschine, welche die Analyse übernehme, die zuvor von Hand gemacht wurde – also etwa die Pipettierung in ein Reagenzglas sowie das Ablesen des Resultates.
Damit haben wir unsere Testkapazitäten verdrei- bis vervierfachen können.»
Ausserdem habe man 20 bis 30 weitere Personen angestellt und zusätzliche Investitionen in der IT getätigt.
Durch die Investitionen konnte das ZLM, das als 24-Stunden-Betrieb auch die Spitäler des Kantons St.Gallen und der Appenzell versorgt, der steigenden Nachfrage gerecht werden. «Bis ein Resultat vorliegt, das wir kommunizieren können, dauert es immer noch deutlich unter 24 Stunden», sagt Korte. In Tiefzeiten der Belastung liege die Zeitspanne allerdings bei acht bis zwölf Stunden.
«Manchmal wird es dem einen oder anderen auch etwas zu viel»
Auf die Frage hin, ob sich unter den Mitarbeitern auch ein gewisser Koller über die Ungeimpften bemerkbar mache, die die Testzahlen in die Höhe treiben, weichen beide Institutionen diplomatisch aus. Die DRG schreibt, sie habe einen Leistungsauftrag, den sie verantwortungsbewusst wahrnehme. Die Bewältigung der hohen Probenaufkommen sei jedoch sehr herausfordernd.
Unsere Mitarbeitenden sind seit vielen Monaten stark gefordert und leisten grossartige Arbeit. Dies verdient Respekt.»
Wolfgang Korte vom ZLM sagt: «Nach wie vor machen unsere Mitarbeiter alle sehr motiviert mit, aber es ist natürlich auch belastend. Manchmal wird es dem einen oder anderen nach so langer Zeit verständlicherweise auch etwas zu viel.» Dennoch habe man Verständnis dafür, wenn sich Menschen für ein Zertifikat präventiv testen wollten.