Es waren schon fast zwei Wochen vergangen, seitdem Karin Koch, ihr Mann und ihre zwei Kinder, Hund und Katze von Appenzell nach Oberriet umgezogen waren. Für einen Teil der Familie war ein Umzug nichts Neues, so auch für die 15-jährige Familienkatze Bebi. «Bebi ist bereits zum vierten Mal umgezogen», sagt Karin Koch. Bis anhin hätte das Nachhause-Finden nach dem Umzug immer problemlos geklappt. So war es für sie auch im letzten Juli nicht ungewöhnlich, Bebi nach einer Woche im neuen Daheim raus zu lassen. Bis zum sechsten Tag klappte das auch, danach dauerte es sieben Monate bis Bebi gerade noch rechtzeitig wieder in Arme geschlossen werden konnte.
Trotz Anfeindungen blieb die Hoffnung bestehen
«Ich bin ums Haus und habe nach der Katze gerufen», erinnert sich Karin Koch an den Abend, als das Katzenbettchen leer blieb. Auch zwölf Stunden später war Bebi noch nicht daheim. In der Folge bereitete Karin Koch eine Vermisstmeldung vor und veröffentlich diese in verschiedenen Medien. Zusätzlich hängten sie und ihre fünf- und siebenjährigen Kinder im Verlauf der Woche Plakate auf. Später kamen Ausfahrten hinzu. Aber alles blieb erfolglos. Karin Koch sagt:Das machte besonders die Kinder sehr traurig.Bei ihren Freunden fand Koch Unterstützung, im Internet zeigten sich Personen jedoch von der anderen Seite. In manchen Gruppen, wo sie ihre Vermisstmeldung veröffentlichte, wurde Koch aufs Schärfste verurteilt, weil ihre Katze nicht gechippt ist. So sagt sie rückblickend:
Menschen so Salz in die Wunde zu streuen, das ist für mich unverständlich. Und schon gar nicht in TierfreundegruppenTrotzdem wollte sie das Gefühl, dass ihr Büsi zurückkommen wird, nie verlassen. «15 Jahre ist nichts passiert, das muss auch jetzt so sein», dachte sie sich über ein halbes Jahr lang.
Die Katze lag energielos unter einem Gebüsch
Glücklicherweise mit Recht. Als zwei aufmerksame Angestellte aus dem Haag Center die Katze, die zum Zeitpunkt schon sieben Monate draussen war, unter einem Gebüsch beim Parkplatz erblickten, begann sich das Schicksal des 15-jährigen Tiers wieder zum Guten zu wenden. «Die Katze hob ihren Kopf, darauf sah ich eine eiternde Wunde am Auge», sagt die Mitarbeiterin auf Anfrage, die sie an dem Tag erblickte. Da sie selbst Katzen hat, hätte sie gewusst, dass man mit solchen Verletzungen zum Tierarzt muss. Darum kontaktierte sie die lokal bekannte Katzenretterin Beate Rhyner aus Gams, welche sich gleichentags auf den Weg nach Haag machte. Dort angekommen bestätigten sich die Beobachtungen der Mitarbeiterin. Rhyner erinnert sich:Die Katze war mager und die offene Wunde am Auge hat geeitert und übel gerochen.
Kommissarin Zufall hatte ihre Finger im Spiel
Mit ein wenig Katzenfutter konnte sie den hungrigen Vierbeiner locken, einfangen und anschliessend zur Tierärztin bringen, welche neben dem verletzten Auge einen bösartigen Tumor in der Backe feststellen musste. Da war klar, dass das Tier eingeschläfert werden muss. Wie lange die Katze noch leben kann, sei aber nicht einschätzbar gewesen. Rhyner nimmt die Katze bei sich in der Cat-Box in Gams auf und publizierte eine Fundmeldung in verschiedenen Medien. Nicht mal 24 Stunden später erreicht sie die Nachricht einer Zürcherin, die überzeugt war, das Tier einer Vermisstmeldung zuweisen zu können. Das Kuriose: Die Züricherin hat keinerlei Bezug zum Tier, der Eigentümerin oder zu Rhyner. «Da muss es also Menschen geben, die das Verlangen haben, Tiere wieder zu den Eigentümern zu bringen. So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt die erfahrene Katzenretterin im Nachhinein und lacht.Was für Koch zählt, ist die vertraute Umgebung
Sich freuen konnte sich ebenfalls die Familie Koch, als sie Rhyner Anruf erreichte. «Freudentränen sind geflossen», gibt Karin Koch etwas verlegen zu. Das langerhoffte Wiedersehen in Gams sei ebenfalls sehr emotional gewesen. Dass Bebi einen Tumor hat und in Zukunft vermutlich eingeschläfert werden muss, hat ihrer Freude keinen Strich durch die Rechnung gemacht. «Wir sind einfach nur froh und dankbar, dass Bebi ihre verbleibende Zeit in einer vertrauten Umgebung verbringen kann.» Koch betont:Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir Bebi aber nicht leiden lassenBis es aber so weit ist, darf Bebi wohl noch reichlich Liebes - und Streicheleinheiten über sich ergehen lassen.