Lehre statt Studium: Geraldine Bircher nimmt am Schreinerwettbewerb teil | W&O

29.03.2022

Lehre statt Studium: Geraldine Bircher nimmt am Schreinerwettbewerb teil

Mit einem selbst entworfenen Bücherregal will Geraldine Bircher aus Neu St.Johann am Schreinerwettbewerb punkten. An ihrem Lehrberuf gefällt ihr besonders, dass sie Kreatives mit den Händen erarbeiten kann. Genau dies hat sie in ihrem Wirtschaftsstudium vermisst.

Von PD
aktualisiert am 28.02.2023
Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 9 Franken im Monat oder 96 Franken im Jahr.

Seit anfangs Januar steht die 24-jährige Geraldine Bircher jeden Samstagmorgen freiwillig in der Werkstatt ihres Lehrbetriebs, der Schreinerei Werner Koller GmbH in Alt St.Johann. Während andere in ihrem Alter den freien Morgen nutzen, um sich vom Ausgang vom Vorabend zu erholen, arbeitet sie an ihrem ganz persönlichen Bücherregal. Nicht irgendeinem Regal, sondern einem massgeschneiderten Möbel aus Ulmenholz. Flair für Formen und Ästhetik Entworfen hat das nützliche Schmuckstück Geraldine Bircher selbst. Damit nimmt sie am Schreinerwettbewerb teil und beweist nebst ihrem handwerklichen Geschick auch ihr Flair für Formen und Ästhetik. «Die Kreativität gefällt mir am Schreinerberuf am besten. Es ist schön mit den eigenen Händen etwas erarbeiten zu können und am Schluss ein Werk zu sehen», sagt Geraldine Bircher, während sie am Hobelbank die Verzierungen von Hand schleift. Als bisher grösste Herausforderung am Wettbewerbsbeitrag bezeichnet Geraldine Bircher die Planung. Die angehende Schreinerin, die aktuell im zweiten Lehrjahr ist, gesteht:
Sie war herausfordernd. Ich konnte viel lernen.
Vom Studium zum Schreinerberuf Zum Schreinerberuf gefunden hat Geraldine Bircher über Umwege:
In der Sekundarschule wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass ich den Beruf der Schreinerin erlernen könnte.
Als kreativer Mensch, der gerne malt und seine Ideen verwirklicht, entschied sich Geraldine Bircher damals für die Matur mit dem Schwerpunktfach Kunst und anschliessend ein Wirtschaftsstudium. Bereits nach kurzer Zeit war sie frustriert. Das Studium hatte sie sich anders vorgestellt. Deshalb brach sie dieses ab und entschied sich einen anderen Weg einzuschlagen. Entscheid nicht bereut Die Schnupperlehre als Schreinerin absolvierte sie danach mehr aus Jux. Die Arbeit mit Holz gefiel Geraldine Bircher dann aber auf Anhieb so gut, dass sie sich entschied das Schreinerhandwerk zu erlernen. Sie erinnert sich noch heute gut an den Moment zurück, als sie ihren Beschluss kommunizierte:
Mein Umfeld hat sehr positiv reagiert. Auch meine Eltern waren unterstützend.
Bereut hat sie ihren Entscheid bis heute noch nie. Im Gegenteil: Für Geraldine Bircher ist klar, dass sie nach der Grundausbildung auf dem Beruf weiterarbeiten möchte und parallel dazu eine Weiterbildung Richtung Zeichnen oder Innenarchitektur absolvieren will. Leidenschaftliche Zeichnerin, Schreinerin und Leserin Ihr Wettbewerbsmöbel wird ihr in ihrer Wohnung mit Bestimmtheit grosse Freude bereiten. Einerseits vom Design, der gezinkten Schubladen und dem Maserfurnier her, andererseits da sie mit ihrem Lehrstück gleich ein idealer und massgeschneiderter Stauraum für ihre Farben und Bücher schafft. Bevor das Einzelstück die Wohnung von Geraldine Bircher zieren wird, können es die Besucherinnen und Besucher der Offa in St.Gallen an der Frühjahrsmesse betrachten. Denn dort wird ein Teil der Lehrlingsarbeiten vom 20. bis 24. April ausgestellt. Die Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit, beim Voting ihr favorisiertes Werk zu wählen. Sicher viel Freude am Endprodukt Wer am meisten Stimmen auf sein Werk vereinen kann, gewinnt den Schreinerwettbewerb. Auch wenn sich Geraldine Bircher über einen Sieg freuen würde, sie sieht sich ohnehin bereits als Gewinnerin: «Wer weiss, vielleicht hätte ich das Bücherregal ohne den Wettbewerb noch gar nicht in Angriff genommen. Der Lehrlingswettbewerb war für mich der ausschlaggebende Punkt, dass ich dieses Projekt anpackte und Samstag für Samstag in der Werkstatt verbringe.» Die Arbeit, respektive das Endprodukt, wird der 24-jährigen Auszubildenden sicher lange Freude bereiten. Das Bücherregal ist alleweil ein Blickfang. Egal ob es offiziell ausgezeichnet wird oder nicht.