Vor zahlreichem Publikum spielten die Kinder und Jugendlichen die Geschichte «Als Frau Trauer bei uns einzog» nach dem gleichnamigen Buch von Anke Keil. Die berührende Aufführung gab einen tiefen Einblick in den Trauerprozess junger Menschen.
Die Zuschauenden wurden in das Wohnzimmer einer Familie entführt, deren Grossvater verstorben ist. Mit der Nachricht vom Tod tritt Frau Trauer unvermittelt ins Wohnzimmer, setzt sich in den Sessel und bringt Chaos, Dunkelheit und ihre Freunde Frau Angst, Frau Verzweiflung, Herr Zorn, Herr Einsamkeit und Herr Zusammenbruch mit.
Auf bewegende Weise zeigten die Kinder, wie sie sich nach und nach mit diesen ungebetenen Gästen auseinandersetzten und sogar Freundschaft schlossen.
Als Frau Trauer nach langer Zeit wieder ging, hinterliess sie eine Lücke – doch auch wertvolle Erinnerungen, neue Stärke und Hoffnung.

Die Darstellung der Trauer als Person machte das Thema greifbar und bewegte das Publikum tief. Musikalisch begleitete Manuel Lämmler den Abend mit emotionalen Liedern über Abschied und Sehnsucht.
Dauer und Erleben sind sehr individuell
Im Anschluss konnten Besucherinnen und Besucher weitere kreative Arbeiten der Gruppe bestaunen: gesprühte Bilder, Trauersteine und Erinnerungsgläser, die den Kindern helfen, ihre Gefühle auszudrücken. Auch Arbeitsmaterialien lagen aus, und die Besuchenden hatten Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Waltraud Eggenberger, die Leiterin der Gruppe, betonte die Bedeutung von Zeit und individueller Unterstützung für Trauernde. Trauer ist nicht nur nach einem Todesfall präsent, sondern auch nach Trennungen oder anderen einschneidenden Erlebnissen.
Die Dauer und das Erleben der Trauer ist individuell sehr unterschiedlich. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft fehlt oft der Raum für die Trauer. Auch die Schwankungen zwischen Lachen und Weinen werden häufig missverstanden.
Eine Mutter erzählte, wie wichtig die Gruppe für ihre Kinder ist: Nach einem schweren Verlust litten ihre Kinder unter Panik. In der Gruppe erlebten sie, dass andere Kinder ähnliche Gefühle hatten. Dieses Gefühl von Gemeinschaft und Verständnis schenkt Trost und hilft, mit der Trauer zu leben, bis das Licht des Lebens wieder heller scheint.
Der auf allen Ebenen gelungene und vielfältige Abend machte eindrucksvoll deutlich, wie wertvoll und notwendig die Arbeit der Kinder- und Jugendtrauergruppe ist – ein Ort, an dem Trauer Raum bekommt und sich allmählich in Hoffnung verwandeln darf.