Das Theater beginnt so gar nicht weihnachtlich: In Sportbekleidung und mit dicken Boxhandschuhen tragen zwei Lukashaus-Bewohnerinnen auf der Bühne einen Boxkampf aus. Als Schiedsrichter fungiert ein Lukashaus-Bewohner. Doch dann kommt die 5. Klasse ins Spiel und fragt: «Was ist hier los? Wir sollten doch hier die Weihnachtsgeschichte erzählen?» Kurzerhand integrieren sie die Menschen mit Behinderung in ihr Theater – als Engel, Schaf, Hirte und so weiter.
Beim Probebesuch des W&O stimmen noch nicht ganz alle Abläufe und zwischendurch geht der Text vergessen. «Das ist erst unsere zweite Gesamtprobe», sagt Oberstufenlehrer Samuel Stricker, der die Regie des Weihnachtsspiels zum 175-Jahr-Jubiläum des Lukashauses innehat. Aufgrund der Pandemie hat man so lange wie möglich auf eine Durchmischung der Gruppen verzichtet.
36 Menschen spielen, singen und musizieren
Neben der Theatergruppe der Oberstufe Kirchbünt stehen die 5. Klasse des Schulhauses Feld und fünf Bewohnerinnen und Bewohner des Lukashauses auf der Bühne. Das Stück wurde von Paul Steinmann geschrieben. Primarschullehrer Philipp Schär ist für das Musikalische zuständig.
Gespielt wird nicht nur die klassische Weihnachtsgeschichte durch die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler. Sie wechseln sich ab mit den Oberstufenschülerinnen und -schülern des Freifachs Theater, welche mit der wahren Geschichte von Kathrin Engler einen direkten Bezug zum Lukashaus schaffen. Dieses Waisenkind lebte nämlich ab 1913 in der damaligen Werdenbergischen Rettungsanstalt, aus der später das Lukashaus entstand. Später erhielt Kathrin per Post einen Heiratsantrag. Wer wissen möchte, wie diese Geschichte endet, sollte sich das Theater ansehen.
Gegenseitiges Profitieren von den Begegnungen
Mit Unterstützung durch Begleiterinnen und Begleiter werden die Menschen mit Behinderung ins Theaterstück integriert und übernehmen auch kurze Textpassagen. Für sie ist es ein Highlight, beim Weihnachtsspiel mitzumachen, weiss Regisseur Samuel Stricker. Aber auch die Schülerinnen und Schüler profitieren von den Begegnungen mit diesen Menschen, von deren ansteckender Freude und durch die spontan entstehenden Situationen, auf die es zu reagieren gilt.
Anmeldung nötig
Spontan reagieren werden alle Beteiligten des Weihnachtsspiels auch auf allfällige strengere Coronamassnahmen. Eigentlich ist am Donnerstag die Hauptprobe als Schülervorstellung geplant. Am Freitag um 19 Uhr, am Samstag um 17 Uhr und am Sonntag um 14.15 Uhr sollen öffentliche Vorführungen in der Lukashaus-Turnhalle stattfinden. Wegen der beschränkten Platzkapazität ist eine Anmeldung unter info@lukashaus.ch nötig. Es gilt 3G- und Maskenpflicht. Aktuelle Informationen sind unter www.lukashaus.ch zu finden.
Sollten öffentliche Vorführungen kurzfristig nicht möglich sein, wird das Theater wie schon im letzten Jahr gefilmt. Damit trotz der Umstände möglichst viele das Stück schauen können, wird der Film auf dem Regionalsender Rheinwelten zu sehen sein.