Maisha Me­ma Foundation: Aus Vier-Zimmer-Traum wurden sechs Gebäude in Tansania | W&O

04.07.2022

Maisha Me­ma Foundation: Aus Vier-Zimmer-Traum wurden sechs Gebäude in Tansania

Bettina Kuria-Isler erzählt, wie sich «ihre» Krankenstation in Tansania seit 2015 entwickelt hat – und welche Herausforderungen anstehen.

Von Hanspeter Thurnherr
aktualisiert am 28.02.2023
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Im April 2015 berichtete der W&O erstmals davon, dass die ausgebildete Pflegefachfrau Bettina Kuria-Isler im Nordwesten Tansanias eine Krankenstation aufbauen wolle. In diesen Tagen geht ihr einmonatiger Besuch bei ihren Eltern am Grabserberg zu Ende. Der W&O nutzte die Gelegenheit, zu erfahren, was aus ihrem Wunsch geworden ist. «2015 hatten wir gerade den Schweizer Verein Maisha Me­ma, das heisst ‹Gutes Leben› auf Swahili, gegründet», erzählt sie. Ihre Vorstellung war eine kleine Krankenstation mit drei, vier Zimmern. Dies erwies sich rasch als Illusion.
Die staatlichen Auflagen waren happig. Zudem war es gar nicht möglich, dass eine Ausländerin Land kaufen kann. So mussten wir zuerst einen Verein in Tansania gründen, damit er das Land kaufen kann.

Der Verein kaufte 6,5 Hektaren Land

Doch die Beschaffung der nötigen Zertifikate dauerte über ein Jahr. 2016 erhielt der Verein die staatliche Anerkennung. So konnte er 16 Acre (6,5 Hektaren) Land kaufen. «Besser anfangs günstig mehr kaufen, hatten mir die einheimischen Vorstandsmitglieder geraten. Heute bin ich dafür dankbar», sagt Bettina Kuria-Isler. 2017 begann der Bau der Krankenstation mit zwölf Zimmern. In Spitzenzeiten ar­beiteten 60 Personen aus der Region auf der Baustelle. Die grösste Herausforderung war die staatliche Zertifizierung. Sie sagt:
Wir wussten nie zum Voraus, was eigentlich verlangt wird.
Schliesslich konnte Ende Juni 2019 die Station im Beisein wichtiger Persönlichkeiten eröffnet werden.

Hervorragender Ruf in der Bevölkerung

Im Verlaufe der Zeit entstan­den Aussentoiletten, ein Waschraum, das Haus «Amani» (Haus des Friedens) für Patienten, welche hier Zuflucht suchen, weil für sie zu Hause leben nicht mehr möglich ist. Für Ärzte und Laboranten entstand ein Personalhaus, für Bettina ein Wohnhaus und ein kleiner Shop für die notwendigsten Sachen wie Wasser oder kleine Snacks für die Patienten. Mittlerweile ist das Team auf 22 Angestellte angewachsen – Ärzte, Pflegepersonal, Laboranten, Köche, Administrationspersonal, Wächter, Physiotherapeut, Entwicklungshelfer. Auf dieses Team und dessen hervorragenden Ruf in der Bevölkerung ist Bettina besonders stolz. Laufend haben sich die «Dienstleistungen» erweitert. Zum Beispiel macht das Team wöchentliche Hausbesuche in den umliegenden Dörfern. Patienten in kritischen Situationen kann geholfen werden, weil das Team auf Notfälle geschult ist. Kranke dürfen auch mal länger als die vom Staat erlaubten paar Stunden auf der Station verbleiben – was allerdings schon zu Bussen geführt hat.

Lagerraum, Hospiz und Töff auf dem Wunschzettel

Der Ausweg wäre, aus der Station ein Gesundheitszentrum zu machen. «Dazu müssten wir noch mehr Personal einstellen und weitere Räumlichkeiten bauen. Fraglich, dass wir die Löhne finanzieren könnten», sagt Bettina Kuria-Isler. Priorität hätte im Moment ohnehin an­deres. Weil die Krankenstation aus allen Nähten platzt, sollte ein separates Administrationsgebäude samt Lagerräumen gebaut werden. Ein Hospiz für Ältere und für Krebskranke ist ein weiteres Bedürfnis. Dazu stehen ein zweiter Töff und zusätzliche Laborausrüstungen auf dem Wunschzettel. Und mit Ackerbau möchte Bettina ein zweites Standbein aufbauen, um aus dem Verkauf der Ernten Einnahmen zu generieren.

Die Familie wohnt in Kenia

Privat hat sich ebenfalls Einiges getan. Als Bettina 2016 in Daressalam bei Freunden wohnte, während sie sich Dokumente beschaffte, traf sie dort den Kenianer David Kuria. Die beiden verstanden sich auf Anhieb – schon bald wurden Hochzeitspläne geschmiedet und waren die beiden in Erwartung ihres ersten Kindes. Im September 2017 kam Joshua und im Oktober 2018 Yana auf die Welt. Die Familie wohnt in Kenia, wo David arbeitet. Wenn Bettina in der Krankenstation wirkt, ist die Familie wochen- oder monatelang getrennt. «Das ist in Afrika bei vielen Familien Normalität», sagt Bettina Kuria-Isler. Spendenkonto der Maisha Mema Foundation Tanzania, Wiesenstrasse 15, 9472 Grabs: CH59 8080 8006 2156 6233 3