Markthalle finanziell in arger Schieflage: Dauermieter sollen helfen | W&O

23.11.2021

Markthalle finanziell in arger Schieflage: Dauermieter sollen helfen

Die Markthallengenossenschaft Sargans-Werdenberg sucht nach Wegen aus der aktuellen Krise. Dauervermietungen sollen die Lage entschärfen.

Von Reto Vincenz
aktualisiert am 28.02.2023
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Die Coronapandemie hat die Markthallengenossenschaft Sargans-Werdenberg finanziell in die Enge getrieben. Verdeutlicht hatte das bereits die GV der Betreiberin der Markthalle im School im vergangenen September. Von einem Tag auf den andern sei im März 2020 das Leben aus der Halle verschwunden, sagte der damalige Präsident, der Melser Christoph Good, an dem Anlass zu den konsternierten Anwesenden. Ein Blick auf die Finanzen zeigte, dass die Genossenschaft nur dank Vereinbarungen mit Kreditgebern und der Inanspruchnahme von Corona-Ausfallentschädigungen den Betrieb aufrechterhalten konnte. Gleichzeitig versprach Good, dass der Vorstand das Konzept der Markthalle von Grund auf durchleuchten und im November dieses Jahres über das Ergebnis der Abklärungen informieren werde.

Seither ist viel passiert. Unter anderem sind die im September noch für vier weitere Jahre gewählten Christoph Good (Präsident) und Christoph Dürr (Gams) während der letzten zwei Monate aus dem Vorstand ausgetreten, wie der Seveler Vizepräsident und Kassier Christian Litscher bestätigt. Als Grund für die Abgänge nannte er die «insgesamt frustrierende Lage» rund um den Betrieb der Markthalle unter Pandemiebedingungen. Litscher sagt:

Es war eine vertrackte Situation mit sehr unterschiedlichen Anliegen.

Das habe schliesslich zu den beiden Rücktritten aus dem Vorstand geführt.

Kanton und Sarganser Gemeinden involviert

Linderung bei den finanziellen Problemen erhofft man sich von einem neuen Nutzungskonzept für die Halle. Dieses wurde seit der Generalversammlung im September erarbeitet. Mit dabei als Auftraggeber: sowohl die politische wie auch die Ortsgemeinde Sargans und der Kanton St.Gallen. Bruno Inauen, Leiter des kantonalen Landwirtschaftsamtes, bestätigte, dass die Markthallengenossenschaft beim Kanton für hängige Investitionskredite Stundungsgesuche eingereicht hatte. Für die Jahre 2020 und 2021 wurden diese gewährt, damit ist der rechtliche Spielraum aber ausgeschöpft.

Um der Genossenschaft etwas Luft für das Jahr 2022 zu verschaffen, hätten sich der Kanton und die beiden Gemeinden deshalb gemeinsam dazu entschieden, die Kosten für die Evaluation der Neuausrichtung zu tragen.

«Tragendes Element der Genossenschaft»

Vorgestellt wird das neue Nutzungskonzept den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern im Detail diesen Freitag, 26.November, an einer ausserordentlichen GV in der Markthalle. Dabei soll auch ein neuer Genossenschaftspräsident gewählt werden. Die Neuausrichtung beinhaltet derweil im Wesentlichen eine mindestens temporäre Abkehr von den Eventveranstaltungen hin zu einer befristeten Dauervermietung. Ausgenommen davon bleibt der Schlachtviehmarkt, der alle zwei Wochen durchgeführt wird.

«Er ist ein tragendes Element unserer Genossenschaft, es ist unabdingbar, dass dieser Anlass trotz der Dauermieter durchgeführt werden kann», betonte Christian Litscher dazu. Man sehe mittlerweile, dass das auch machbar sei, auch wenn noch gewisse Details in Abklärung seien.

Zivilschutz und Aligro als Dauermieter

Bekannt ist bereits, welche zwei Dauermieter im 2022 in der Markthalle Einzug halten sollen. Zum einen ist das der Zivilschutz, der rund einen Drittel der Fläche übernimmt. Der grosse Rest wird vom Gastronomiespezialisten Aligro belegt werden. Dieser betreibt eine seiner schweizweit 14 Filialen in Wangs (ehemals Cash+Carry Angehrn) und wird das marode Gebäude im 2022 durch einen Neubau ersetzen. Ab März soll in der Markthalle von Aligro rund acht Monate lang ein temporäres Verkaufsangebot geöffnet werden.

Der Zivilschutz wird einen Teil der Halle gar bis Ende 2024 belegen. Trotzdem stände nach dem Auszug von Aligro im Oktober 2022 wieder genügend Raum zur Verfügung, um Events durchführen zu können – so denn die Coronapandemie irgendwann einmal tatsächlich besiegt werden könnte.