Die Fasnacht steht in Mels vor der Tür und manch einer kann es kaum noch erwarten, bis die schönste Zeit des Jahres beginnt. Eine grosse Fasnächtlerin ist Julie Zogg nicht, meist reist sie in dieser Zeit in der Weltgeschichte herum, von einem Weltcup-Ort zum anderen.
An die Melser Fasnacht hat die mittlerweile in Heiligkreuz wohnhafte Zogg aber trotzdem beste Erinnerungen. Vor vier Jahren wurde sie am Abend vor der berühmt-berüchtigten «Ihuttläta» auf dem Melser Dorfplatz für ihren Weltmeistertitel gefeiert.
Dabei erhielt die «Zugereiste» aus dem Wartau die höchste Ehre, die in Mels vergeben wird: Weltmeisterin Zogg durfte auf dem «Böllenthron», neben dem Böllenkönig, die Feier geniessen. Rappelvoll war der Dorfplatz, mit Pauken und Trompeten wurde die Weltmeisterin gefeiert.
Die Melser Fasnacht wird Julie Zogg in diesem Jahr verpassen. Aus gutem Grund: Gestern flog sie ab Richtung Georgien zur Freestyle-WM in Bakuriani. Von kommendem Sonntag bis Mittwoch nächster Woche stehen dann die Alpin-Snowboard-Rennen auf dem Programm.
Mehr zu reden geben ihre vergangenen Auftritte im Weltcup. Bei den letzten fünf Rennen stand sie viermal auf dem Podest. Zuletzt im kanadischen Blue Mountain wurde sie Zweite, davor gewann sie gleich beide Parallelslaloms im bulgarischen Bansko. Nimmt man den Teamwettbewerb, der keine Weltcup-Punkte einbringt, in Bad Gastein mit, wo Zogg zusammen mit Dario Caviezel Dritte wurde, sind es sogar fünf Podestplätze in sechs Rennen.
Wahrlich eine stolze Bilanz. Kein Wunder trägt das Mitglied des Skiclubs Flumserberg das gelbe Trikot der Weltcup-Leaderin. Heisst auch, Julie Zogg die WM-Favoritin?
Und trotzdem: Die Form stimmt bei Julie Zogg, das Selbstvertrauen auch.
Dabei fing die Saison nicht nach Wunsch an. Nur beim ersten Rennen stand sie als Zweite auf dem Podest. Erst das Heimrennen in Scuol, wo sie auf Rang drei fuhr, war die Wende. «Es lief einfach an diesem Tag», erinnert sich die mehrfache Junioren-Weltmeisterin. Der erlösende Jubel nach dem Gewinn des kleinen Finals sprach Bände.
Nervosität verspürt Zogg vor ihrer sechsten WM-Teilnahme nicht mehr. Im Vorfeld zu viele Gedanken machen, lohne sich nicht, meint sie. Entscheidender sei die Vorbereitung in Georgien selber. Den Europacup vor einem Jahr am gleichen Ort liess Zogg nach den für sie enttäuschend verlaufenen Olympischen Spielen in Peking sausen. Das sei kein Nachteil, findet sie:
Überragend im Weltcup – ohne viel zu verdienen
Daten, die sich Zogg rot im Kalender angestrichen hat. Alle zwei Jahre wird der Weltmeistertitel vergeben. Ein Titel, welcher der um mehr Beachtung ringenden Sportart zu etwas mehr Publizität verhilft. Grosses Geld lässt sich mit einem WM-Titel aber nicht verdienen. Seit ihrem Coup 2019 prangten bei Zogg drei Sponsorenlogos auf dem Kopf. Zeitweise blieb der Helm gar blank. Seit dieser Saison erhält sie Unterstützung von einer Firma aus Vilters. Ein leidiges Thema, die 30-Jährige mag gar nicht mehr gross darüber sprechen.Hoffnung auf den Coup nach olympischer Baisse
Die Angesprochene winkt rasch ab. «Unser Sport ist nicht berechenbar», wirft sie ein. «Ein kleiner Hakler hier, ein Abrutscher dort und schon ist es passiert.» Und vor allem:Beim Ski alpin braucht es einen guten Lauf für einen Weltmeistertitel. Im Snowboard sechs.Schon in der Qualifikation sind die Fahrerinnen und Fahrer gefordert. Vor den K.-o.-Läufen ab dem Achtelfinal kann die oder der besser Rangierte der Qualifikation den Kurs wählen. Nevin Galmarini wurde so 2018 Olympiasieger, im letzten Weltcup-Rennen verlor Zogg gegen die damalige Qualibeste Ramona Hofmeister den Final.
In dieser Saison kam ich auf allen Unterlagen und Kursen gut klar.Ebenso hat Zogg mit den Podestplätzen bei den Riesenslaloms in Scuol und Blue Mountain unterstrichen, dass sie nicht «nur» im Parallelslalom für Top-Ränge in Frage kommt.