Es ist allen Parteien zugute zu halten, dass sie die Fortführung des Medical Master an der HSG unterstützen. Die Absolventen der ersten St. Galler Kohorte 2023 gehörten schliesslich gesamtschweizerisch zu den Besten ihres Jahrgangs und stehen heute in der Weiterbildung zu Fachärztinnen und Fachärzten.
Umso mehr befremdet mich die Haltung der SVP und ihres kantonalen Fraktionspräsidenten aus dem Wahlkreis Werdenberg. Dessen ablehnende Haltung und Äusserungen zeugen von fehlender Sachkenntnis. Nicht nur für die HSG selber, sondern für die ganze Bevölkerung der Ostschweiz ist der Medical Master eine Bereicherung.
Während bis anhin die Kantone mit medizinischen Fakultäten und Universitätsspitälern von Anstellungen Ostschweizer Ärzte nach deren Studium profitierten, es also zu einem Brain-Drain aus der Ostschweiz kam, steigt für die jungen Mediziner dank des Studiums in St. Gallen die Attraktivität medizinischer Institutionen in der Region als Arbeitgeber.
Dass die Medizin ein ressourcenintensives Studium ist, bestreitet niemand. Jeder, der mal Patient ist und ärztliche Hilfe braucht – also jährlich über achtzig Prozent der Bevölkerung – ist froh über gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte. Es geht schliesslich um die eigene Gesundheit und körperliche Integrität.
Dessen sind sich auch die Entscheidungsträger in Bund, Kantonen und Universitäten bewusst. Darum wurde ja unter anderem vor rund einem Jahrzehnt beschlossen, die Zahl der Medizinstudierenden in der Schweiz markant zu erhöhen.
Aber leider reichen auch die vierzig Medizin-Studienplätze an der HSG, die übrigens entgegen der Behauptungen des SVP-Fraktionspräsidenten sehr wohl erreicht und sogar übertroffen wurden, nicht aus, den Gesamtbedarf an Ärztinnen und Ärzten für die Schweiz zu decken. Jährlich werden zirka 1200 Diplome an junge Schweizer Staatsexamen-Absolventen verliehen, während gleichzeitig an die 3000 ausländische Ärztediplome anerkannt werden, um den realen Bedarf an Ärztinnen und Ärzten zu decken.
Gerade die Exponenten der SVP, die sich doch so sehr für die Interessen der Schweizer Bevölkerung stark machen, sollten sich also mit unbedarften Äusserungen zur Notwendigkeit eines eigenen Masterstudiengangs in Medizin an der HSG zurückhalten. Von Scheitern kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil. Das Medizinstudium in St. Gallen ist gekommen, um zu bleiben. Zugunsten der Ostschweizer Bevölkerung.
Dr. med. Telemachos Hatziisaak,
Hauptstrasse 12, 9477 Trübbach