Die Besucher des Konzerts wurden von Pfarrer Erich Guntli mit einer kurzen Einführung über Simone Weil begrüsst. Im Zentrum der Veranstaltung vom Sonntagabend standen die Gedanken der französischen Philosophin und Mystikerin Simone Weil (1909 – 1943).
Mechthild Neufeld von Einsiedel und Johannes Grabher spielten Musikstücke aus der Zeit der Renaissance. Dazwischen rezitierte Grabher tiefsinnige Texte von Simone Weil. In der Renaissance stehen der Mensch und seine Würde im Mittelpunkt. Dies bringt mit sich, dass der Mensch Verantwortung wahrnehmen muss. Menschenwürde, Verantwortung und Vertrauen sind ebenfalls zentrale Themen in den Texten von Simone Weil.
Entwurzelung sei gefährliche Krankheit
Die Philosophin erlebte eine schlimme Zeit. Obwohl sie ihre Gedanken vor ungefähr 80 Jahren niederschrieb, sind sie zurzeit aktuell. In den ausgewählten Textfragmenten geht es auch um Verwurzelung und Entwurzelung.
Die Entwurzelung bezeichnet Simone Weil als eine gefährliche Krankheit, die jedes Mal dann stattfindet, wenn ein Land mit Militärgewalt erobert wird und trifft damit ein brandaktuelles Thema.
Gedanken zu verschiedenen Themen
Auch die Macht des Geldes, die Beherrschung des Wirtschaftslebens würden einen fremden Einfluss so nachdrücklich aufzwingen, dass sie die Krankheit der Entwurzelung hervorrufen, schrieb Simone Weil.
Sie bezeichnet den Materialismus, das Geld als Gift für die Gesellschaft. Trotzdem beschreibt sie ein positives Menschenbild.
Texte galten der Freiheit, dem Verstand und der Wahrheit
Die Verantwortlichkeit, das Gefühl, dass man nützlich, ja dass man unentbehrlich sei, bezeichnet die Philosophin als Lebensbedürfnisse der menschlichen Seele.
Weitere Texte und Zitate, die Johannes Grabher rezitierte, galten der Freiheit, dem Verstand, der menschlichen Gleichheit, der Wahrheit und dem modernen Leben in seiner Masslosigkeit, dem Gleich- und dem herrschenden Ungleichgewicht, dem Tun und Denken.
Unterschiedliche Klangerlebnisse
Zwischen den Texten konnten die Zuhörer die Gedanken in der Musik nachklingen lassen. Musikerin Mechthild Neufeld von Einsiedel spielte auf historischen Instrumenten Stücke aus dem 15. bis 18. Jahrhundert und wurde von Johannes Grabher mit der Gitarre einfühlsam begleitet.
Die gespielten Musikstücke wurden vorgängig von der Musikerin für Gitarre und Instrument arrangiert. Wunderbar anzuhören war der Zusammenklang von Renaissance-Instrumenten und der Gitarre. Zum Einsatz kamen Gämshörner mit ihrem weichen, samtigen Klang, schnarrende Cornamusen und Renaissance-Blockflöten.
Rasche Passagen wechselten sich mit langsamen ab
Erstaunlich, wie das sanfte Gämshorn in «Mon coeur se recommande» von Gerard de Turnhout, raumfüllend und meisterhaft intoniert von Mechthild Neufeld von Einsiedel, ertönte.
In «Ne piu bella di queste» von Heinrich Isaac führte die schnarrende Cornamuse mit einer fröhlichen tänzerischen Melodie. Die «Dansa Polonica» (Anonymus) überraschte mit einerseits raschen, hüpfenden Passagen im Wechsel mit langsam schreitenden. Dabei konnte man sich gut eine bunt fröhliche Tanzgruppe mit wehenden Röcken vorstellen.
Zum Abschluss Kirchenglocken
Ein musikalischer Leckerbissen war das Gitarrensolo «Freundlicher Trost» aus Oglins Liederbuch. Das Konzert schloss mit «Bergeret sans roch» von Tylman Susato.
Zum Abschluss und zur Abrundung der Veranstaltung erklangen die Kirchenglocken. Die Kollekte war für den Kirchlichen Sozialdienst bestimmt.